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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Sie spürte sie in ihrem Herzklopfen, als der Schmied, den Arturus aus dem Nachbardorf herbeigerufen hatte, die Gelenke der Rüstung begutachtete und etwas davon murmelte, dass man alles neu machen müsste, sie erkannte sie in den Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, während sie ihm dabei zusah, wie er das Kettenhemd aufarbeitete, und spürte sie ganz stark, als sie die überholten Teile anprobierte. Virgo hatte damals die gesamten Ersparnisse der Familie ausgegeben, um seinen Erstgeborenen für einen Krieg auszustatten, den dieser niemals erleben sollte. Ein Muster aus Efeublättern war in die Rüstung eingraviert worden und ein grünes Band zierte den Helm. Als Adilean vor dem Haus zusammen mit Arturus Fechtübungen machte und neue Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe erwarb, die sie in Wirklichkeit nie verloren hatte, kam es ihr so vor, als stünde sie schon in den Reihen des Elbenheeres. Sie vergaß nicht, dass die Verkleidung als Kriegerin nur dazu dienen sollte, sie zu Amorannon zu bringen, aber es gab Augenblicke, da war sie ganz und gar begeistert von der Vorstellung, wirklich zum Kämpfen an die Front zu ziehen.
    Als sie zur Schmiede ging, hatte sie sich im Dorf nach dem
Kriegsverlauf erkundigt und erfahren, dass sich der Widerstand nun an der Großen Mauer der Ebene im Reich der Gnomen formierte. Alle sprachen den Namen Amorannon Asduvarlun voller Respekt und Bewunderung aus. Man erzählte sich Anekdoten über ihn und meinte, dass keiner den Titel »eiserner General« mehr verdient hätte als er.
    Adilean musste sich immer zurückhalten, um ihre Gefühle nicht zu zeigen, wenn sie die Geschichten hörte. Sie sah ihn förmlich vor sich, auf den Schutzwällen einer fernen Festung, sein Gesicht mit diesem besonderen Ausdruck, mit dem er jedes ernste Problem anging, und diese großen Kriegerhände, die auf dem Knauf seines Schwertes lagen.
    Man erzählte sich, dass Amorannon jetzt ein magisches Schwert besaß. Dämonenhexer hätten es für ihn geschmiedet, oben im Norden, und seit er diese Waffe trug, hatte ihn noch keiner besiegen können. Ehrfürchtig flüsterten die Leute im Dorf ihren Namen, Ligiya, die Unsterbliche. Ein Name, der in die Überlieferung eingehen würde, ebenso wie der des Besitzers. Adilean musste lächeln, als sie darüber nachdachte, dass sie ein noch legendäreres Schwert mit sich führte, und sie sah sich schon Seite an Seite mit Amorannon kämpfen: Cailín mit Ligiya. Es war ein abwegiger Gedanke, denn es konnte für sie sehr gefährlich werden, da sie keine Kampferfahrung hatte. Aber es war eine so schöne Vorstellung. Und sie wünschte, sie könnte Wirklichkeit werden.
    »Ihr könnt hervorragend fechten«, sagte Arturus bewundernd, wenn sie ihn entwaffnete, was fast immer passierte. Adilean hätte ihm widersprechen können, dass sie eigentlich gar nicht so gut war und nur deswegen gewann, weil er im Umgang mit Waffen so ungeübt war. Aber sie wollte seinen Worten glauben und mehr als einmal hatte sie sich fast selbst überzeugt. Hatte sie nicht viele Male mit Alfargus geübt? Konnte sie nicht etwas von ihm gelernt haben?
    Alfargus: Wie es ihm wohl ging, ob er noch lebte? Alfargus, ihr
Bruder, war ziemlich sicher durch die Hand des Feindes umgekommen. Vor seinem Tod hatte er noch an sie gedacht. Indem er ihr den Brief geschickt hatte, hatte er es ihr ermöglicht, sich in Sicherheit zu bringen.
    Der Tag, an dem ihre Rüstung vollständig sein würde und sie ihre beiden Kinder bei Virgo und Quanya lassen musste, um sich wieder auf den Weg zu machen, rückte immer näher. Doch ohne sich dessen bewusst zu sein, fürchtete sich Adilean nicht mehr davor, sondern sehnte ihn insgeheim herbei.

NEUNUNDVIERZIG
    M OROSILVO DAN WAR überglücklich, dass sie nur noch einen kurzen Marsch vom Fluss Valdalis entfernt waren, und dafür gab es gute Gründe. Vor allem schien der Magus vollkommen überzeugt, dass sie in der Nähe des Flusses und unter den Shardari einen Ausweg aus diesen komplizierten Verwicklungen finden konnten, in die sie verstrickt waren, und Morosilvo hatte inzwischen unbedingtes Vertrauen zu den Überzeugungen des Magus gewonnen. Außerdem hatte er während ihres Marsches das magische Siegel auf Shakas Stirn im Auge behalten und ihm war nicht entgangen, dass es langsam, aber unausweichlich verblasste, als wäre es mit einer minderwertigen Tinte aufgemalt.
    Der Dämon marschierte mit ihnen, obwohl er eigentlich bewusstlos war und den Schritten des Magus nur durch die Luft

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