THARKARÚN – Krieger der Nacht
gleitend folgte. Ihn trug ein Zauber, den auch Morosilvo gut kannte, da Allan Sirio ihn vor nicht allzu langer Zeit gegen ihn verwendet hatte, und dieser bedingte, dass der Magus viel von seiner Energie aufwenden musste. Selbst für den mächtigsten Zauberer war es nicht ratsam, seine Kraft ständig in einen Zauber zu verströmen, und genau das tat der Magus nun schon zu lange. Unter diesen Bedingungen hätte niemand außer dem Boten der Götter so lange standhalten können; und dass dieses Siegel sich so schnell auflöste, war nur ein Anzeichen dafür, dass die Kräfte des Magus allmählich zu schwinden begannen.
Inzwischen war das Reisen für sie immer beschwerlicher geworden. Es war nicht zu übersehen, dass man mit dem Magus nur zu acht und nicht zu neunt war und dass nur sieben von ihnen in der Lage waren, sich selbstständig zu bewegen und zu äußern. Fariks Besessenheit spürte man dabei noch deutlicher als Shakas stumme Gegenwart, der Dämon weilte mit den Gedanken irgendwo anders.
Morosilvo hatte in seinem gesamten Leben noch nie jemanden vermisst, allenfalls nach drei oder vier Monaten auf der Flucht hatte er sich nach irgendeiner Frau gesehnt, doch jetzt hätte er sich von ganzem Herzen gewünscht, dieser streitlustige Goblin mit seinem seltsamen Waffenarsenal über der Schulter und seiner schwer zu ertragenden Stimmung wäre bei ihnen.
Er hatte Farik nicht etwa ins Herz geschlossen, doch sein Fehlen erinnerte ihn an ihre gegenwärtigen Schwierigkeiten und das Risiko, das sie eingingen. Schon möglich, dass sie den Undurchdringlichen Hort erreichten, aber wie viel von ihnen würden dort ankommen und wie viele von dort zurückkehren?
Auf ihrem Weg kamen sie an dem Dornengebüsch vorbei, wohin sich der Goblin eilig geflüchtet hatte, nachdem die magische Fessel gerissen war, und Morosilvo hatte beinahe die Hoffnung, Farik möge sie aus dem Hinterhalt überfallen. Vielleicht hätte ihn der Magus wieder außer Gefecht gesetzt, wenn er ihn schon nicht zur Vernunft bringen konnte. Oder Ardrachan hätte ihn ein zweites Mal an der Schulter verwundet. Sie könnten gemeinsam versuchen, ihn zu packen, und da sie zu den Shardari unterwegs waren, hätten sie ihn gleich dorthin bringen können und nicht weitere Streifzüge in dieses nicht gerade verlockende Dickicht unternehmen müssen. Doch von Farik keine Spur und Morosilvo fragte sich, wo er wohl sein könnte.
Endlich tauchte der Fluss vor ihnen auf, seine Wasseroberfläche glitzerte im Sonnenlicht. Um ihn zu erreichen und seinem Verlauf zu folgen, würden sie sich noch weiter von dem Dickicht entfernen müssen und damit sah es ganz so aus, als würde die
Chance, Farik wiederzufinden, weiter schwinden. Schon das Ufer wirkte nicht gerade einladend, aber keiner war sehr erfreut bei dem Gedanken, es zu verlassen und sich nasse Füße zu holen, wenn sie durch das flache Wasser über das Kiesbett des Flusses Valdalis laufen mussten. Morosilvo beobachtete zerstreut, wie Ardrachan sich herunterbeugte, seine Hände zu einer Schale formte, das Wasser auffing und davon trank. Dies war eine gute Gelegenheit, ihre Vorräte aufzufüllen, und alle nutzten sie. Morosilvo entkorkte seine Flasche ebenfalls, dabei musste er an Farik denken. Der würde sich zumindest keine nassen Füße holen, denn das hätte er zweifellos verabscheut. Er tauchte seine Flasche in den Fluss und hörte das Wasser darin gluckern, während große Blasen aufstiegen. Die Wasseroberfläche kräuselte sich und zeigte ihm sein verzerrtes Spiegelbild, dazu das von dem hinter ihm stehenden Thix. Morosilvo rückte die Binde über seinem fehlenden Auge zurecht, und während er sich aufrichtete, dachte er einen Moment darüber nach, ob er für diese Sache nicht eigentlich zu alt wäre. Doch dann marschierten sie wieder los, hoch über ihnen der Himmel über ihren Köpfen, an dem der Wind schnell kleine Wolken vor sich hertrieb, vor ihnen der Fluss, der sich zwischen den Hügeln schlängelte, in die ihr Weg sie führte.
Der Magus hoffte, dort in der Nähe das Lager der Shardari und einen Zauberer zu finden, der mächtig genug war, um ihnen helfen zu können. Morosilvo wusste, dass es unter diesem Nomadenvolk Magier mit großen Fähigkeiten gab, aber ihm war auch bekannt, dass die Shardari Fremde hassten, und war deshalb keineswegs überzeugt, dass sie dort freundlich aufgenommen würden. Wenn sie Glück hatten, würde man sie gefangen nehmen und dann konnte der Magus alles erklären.
Doch der Gedanke, sich
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