THARKARÚN – Krieger der Nacht
aufgehört haben, uns sorgfältig zu überwachen. «
Morosilvo ließ sich nur ungern an diesen Umstand erinnern. Obwohl er beschlossen hatte, für den Augenblick der ernsten Lage wegen nicht mehr an Flucht zu denken, war ihm der Gedanke, dass ihn alle ständig im Auge behielten, weiterhin verhasst.
Während sie immer tiefer in das Dickicht aus Bäumen und Büschen eindrangen, fand Chatran weitere Spuren. Farik hatte unter einem Baum, wo er vermutlich angehalten hatte, um einem körperlichen Bedürfnis nachzukommen, eine Niete von seinem Gurt verloren, aber Morosilvo drängte es nicht danach, sich persönlich davon zu überzeugen; dann hatten sie einen seiner Pfeile gefunden, der sich in einen nicht weit entfernten Baumstumpf gebohrt hatte. Falls sie ihm nicht sogar schon dicht auf den Fersen waren, nahmen sie zumindest den gleichen Weg wie er. Und nach Chatrans Erklärungen waren die Spuren immer frischer, was bedeutete, dass sich die Entfernung zwischen ihnen und dem Gesuchten stetig verringerte.
Da Farik jeden Moment überraschend auftauchen konnte, hatten alle ihre Waffen gezogen oder die Hand an den Griff ihres Schwertes gelegt.
»Vergesst nicht«, ermahnte Thix sie. »Er ist unser Gefährte. Wir müssen ihn lebend fangen und nicht töten.«
Daraufhin erntete er einige böse Blicke.
»Das hättest du dir sparen können«, sagte Pelcus neben ihm leise. Thix schien sehr geneigt, darauf mit einer witzigen Bemerkung zu antworten, doch dann entschloss er sich, es zu lassen. Das Unterholz um sie herum war jetzt so dicht, dass es kaum einen Lichtstrahl hindurchließ, und ihre Anspannung wuchs.
»Ich wäre auf jeden Fall dafür, ihn niederzuschlagen«, knurrte Morosilvo. »Und sei es auch nur, weil er allein die Schuld dafür trägt, dass wir hier sind.«
Chatrans zweiter Schrei versetzte alle in Alarmbereitschaft und Pelcus kam nicht mehr dazu, ihm zuzustimmen.
Seit Fariks Verschwinden hatte Morosilvo mehr als einmal die Hoffnung verloren, ihn überhaupt je wiederzufinden oder zumindest, bevor es zu spät war. Wer wusste schon, ob seit der schicksalhaften Schlacht am Ufer des Fjomm-Sees nicht tatsächlich zu viel Zeit verstrichen war? Doch jetzt musste er seine Meinung ändern: Farik war genau vor ihnen. Er saß rittlings auf einem dicken Zweig, genau dort, wo Chatrans Hand hindeutete.
Blätter hingen in seinen offenen, völlig zerzausten Haaren, die er sonst in einem Zopf trug, und seine Kleidung war zerrissen. Von dort oben betrachtete er sie mit leeren Augen, als hätte er zwar ihre Anwesenheit bemerkt, könnte aber nicht recht einordnen, wer sie waren und ob sie für ihn eine Gefahr darstellten. Für alle Fälle hatten die Gefährten ihre Waffen bei der Hand: Elirion hatte schon den Pfeil eingelegt, Brennus ein Langschwert mit gebogener Klinge gezogen, das den Elbenschwertern und damit auch dem, das Thix aus der Scheide geholt hatte, glich. Morosilvos Hand ging ebenfalls zum Schwert. Er wollte seinen alten Reisegefährten nicht angreifen, aber wenn Farik den Anfang machte, würde er sich verteidigen. Und wehe dem, der versuchte, ihn daran zu hindern.
»Seid auf der Hut«, flüsterte Elirion, der wie alle Könige überhaupt kein Gefühl dafür hatte, wann man besser schweigen sollte. Brennus warf ihm einen bösen Blick zu und sagte: »Wir müssen ihn irgendwie von diesem Baum herunterbekommen.«
»Ich hab da eine Idee«, flüsterte Pelcus. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Unheil verheißendes Grinsen aus, während er in seine Tasche griff und einen kleinen runden Metallgegenstand hervorholte. Elirion starrte verblüfft auf diesen so unschuldig wirkenden Gegenstand in der großen, schwieligen Hand des Zwerges, das den einzigen Sonnenstrahl einfing, der es durch das Dach aus Blättern und Zweigen geschafft hatte. Dann schleuderte Pelcus ihn – natürlich handelte es sich um eine Sprengladung – dem
immer noch wie gelähmt dasitzenden Farik direkt vor die Füße. Es tat einen lauten Schlag, eine Rauchwolke erhob sich und man hörte Flüche in allen Sprachen.
»Das scheint mir nicht gerade der beste Weg, um ihn lebend zu fangen«, war Thix̕’ wütende Stimme von irgendwoher zu hören. »Zum Teufel, dieses Zeug wird ihn in Fetzen gerissen haben!«
»Keineswegs«, erwiderte Pelcus, während der Rauch sich verzog und man wieder etwas sehen konnte. »Das war keine scharfe Munition, nichts als viel Lärm, viel Rauch und absolut ungefährlich. Nur große Wirkung. Unserem alten Farik wurde kein Haar
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