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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Vaskas von seiner Irrfahrt zusammen mit seinen Söldnerkumpanen durch die Sümpfe des Gnomenreiches erzählte, hatte er den Eindruck, er könne den Gestank des Brackwassers riechen und die Stiefel der im Sumpf Verirrten schmatzen hören. Als der oberste Kampfmeister von einem Schneesturm im Gebirge des Zwergenreichs sprach, fühlte Dhannam die Kälte in den Knochen hochkriechen und hörte den pfeifenden Wind, als sei er selbst dabei gewesen. Bei der Geschichte über den Marsch durch die glühend heiße Wüste von An Tharan, als Vaskas und seinen Gefährten nach einem Räuberüberfall das Wasser ausgegangen war, spürte Dhannam, wie ihm die Zunge am Gaumen klebte. Doch bei der Schilderung, wie die beinahe Verdursteten nach dem Durchqueren der Wüste die Mauern und Zinnen der goldenen Elbenstadt Nil’ Drasha auftauchen gesehen hatten, bekam er leuchtende Augen. Er kannte dieses Gefühl genau, wenn man fast laut lachen möchte vor Glück. Nach der überstandenen Gefahr lagen die Mauern einer Stadt voller freundlich gesinnter Menschen vor ihnen, die Mauern einer Elbenstadt! Genau dieses Gefühl wollte er auch spüren, wenn er in seine Heimat Astu Thilia zurückkehrte.
    »Du warst also im Elbenreich«, bemerkte er, nachdem Vaskas zum Ende gekommen war. Sie hatten sich auf das »du« geeinigt, der Ritter hatte darum gebeten, weil er das »Ihr« und sonstige formelle
Respektbezeugungen nicht gewohnt war. Dhannam war einverstanden, denn insgeheim gefiel ihm Vaskas Rannarils direkte Art. Jetzt nickte der Ritter. »Nur für kurze Zeit«, sagte er, »aber ich habe viele schöne Erinnerungen an deine Heimat, besonders beeindruckt war ich von den gewaltigen Bauwerken, die dein Volk im Laufe der Jahrhunderte errichtet hat, ich wäre gerne länger dort geblieben.«
    »So geht es allen, die zu uns kommen«, sagte Dhannam mit lebhafter Begeisterung. »Das Elbenreich ist ein schönes Fleckchen Erde. Warst du auch in Astu Thilia?«
    »Die Mondstadt?« Vaskas dachte einen Moment lang nach, »natürlich, eure Hauptstadt mit den imposanten Wehrmauern und der Statue, die von dort oben die Ankommenden begrüßt. Betreten habe ich die Stadt aber nicht, mein Weg führte mich in eine andere Richtung.« Er schwieg und hing einen Moment seinen Gedanken nach. »Sonst wäre ich ein bisschen geblieben.«
    Dhannam seufzte. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dorthin zurückkehren zu können«, er schämte sich ein wenig für seine Sentimentalität. »Krieg und lange Reisen sind nichts für mich. Ich will nur noch nach Astu Thilia zurück in meinen Garten und zu meiner Harfe. Doch stattdessen bin ich hier und ziehe widerwillig mit euch in die Schlacht, um die Völker zu verteidigen. «
    »Es gibt etwas, was man gemeinhin Pflicht nennt«, warf Ulf Ghandar ein. »Vergiss nicht, dass ich zum Wohle der acht Völker einen vermaledeiten Schurken freilassen musste, den ich mein Leben lang verfolgt und dann endlich geschnappt hatte. Und ich habe es getan, ohne mich zu beklagen, denn es war meine Pflicht. Fass dir ein Herz, mein Junge: Hör auf, deiner fernen Heimat nachzutrauern, nimm dein Schwert in die Hand und erfülle deine Pflicht.«
    »Aber das tue ich doch«, rief Dhannam, aber überzeugt klang er nicht. Etwas an den Worten des Zwergenobersten hatte ins Schwarze getroffen.

    Vaskas nickte bestätigend und legte seine Hand fast liebevoll an den Knauf seines Schwertes. »Dann hör jetzt nicht damit auf. Wenn alles vorbei ist, wirst du mir Astu Thilia zeigen, und zwar diesmal von innen. Ich fürchte zwar, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, die für Gärten und Harfenmusik schwärmen, aber ich werde mir Mühe geben.«
    Sie zogen durch nicht enden wollende Stoppelfelder und näherten sich der Grenze zum Faunenreich. Die Pferde trabten langsam, aber stetig voran, eine trotz des kalten Windes angenehme Art zu reisen. Kaum vorstellbar, dass in dieser friedlichen Gegend irgendwelche Gefahren auf sie lauern könnten. Doch es gab keinen Ort auf der ganzen Welt, zu dem das Böse keinen Zutritt hatte. Dhannam musste an den Tod seines Bruders denken und er erschauerte.
    Er hatte ja einen Grund, das zu tun, wozu Ulf Ghandar ihn aufgefordert hatte: Er musste den Tod von Alfargus rächen. Gewöhnlich war ihm das Bedürfnis nach Vergeltung fremd, aber wenn selbst Elirion Fudrigus nach Rache für den Elbenprinzen dürstete, warum sollte es ihm nicht ebenso gehen? Alfargus war sein Bruder und es war seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, um es mit Ghandars

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