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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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das ungewohnte Gefühl, sich an einem heiligen Ort zu befinden. Obwohl über allem ein Hauch von Moder lag, erinnerte ihn diese Lichtung an einen Tempel, ja sie sah dem Saal im Wald bestürzend ähnlich, wie sein dunkler Zwilling. Die schwarzen Bäume mit ihren knorrigen, vernarbten Stämmen um sie herum waren das genaue Gegenstück zu den schlanken Birken, die man so leicht mit weißen Marmorsäulen verwechseln konnte, und dieses Zwielicht mit den kränklich grünen Farbschattierungen wirkten wie eine Parodie auf das gedämpfte Licht der Laternen, die den Saal im Wald erhellten.
    »Dieser Ort gefällt mir nicht«, entfuhr es dem General. Und er fragte sich, warum sie alle ohne ersichtlichen Grund stehen geblieben waren.
    Lay Shannon neben ihm machte einen Schritt nach vorne und Asduvarlun sah, dass seine elegant geschwungenen Nasenflügel geweitet waren wie die eines Tieres, das Witterung aufnimmt. Er schaute nach hinten und sah, wie Angst von seiner Truppe Besitz ergriff. Darauf drehte er sich wieder nach vorn und suchte mit seinen Augen die Lichtung ab, aber sie lag völlig verlassen da in ihrem unwirklichen Schweigen. Und nun bemerkte auch er den stechenden Geruch.
    Asduvarlun hatte ihn in den Nächten voller Angst und Ohnmacht nur zu gut kennengelernt. Er konnte sich nicht irren. Er legte eine Hand auf Ligiyas Griff und hatte dabei den Eindruck, dass die Zauberkraft unter dem Metall pulsierte, auch seine Waffe schien die Anspannung zu spüren. Aber nichts geschah. Schließlich
rührte sich Shannon als Erster und schritt langsam in die Mitte des freien Platzes, sein langes schwarzes Gewand wogte hinter ihm her. Der Hexer erreichte schließlich unversehrt die andere Seite, ohne von irgendwelchen bösartigen Kreaturen angefallen zu werden. Dort angekommen beugte er sich vorsichtig vor und starrte zwischen die Stämme, dann drehte er sich zu Asduvarlun um und seine gelben Augen funkelten triumphierend.
    »General«, rief er mit gedämpfter Stimme, »ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir suchen.«
    Er machte ihm ein Zeichen und der General eilte zu ihm, die Hand immer noch am Schwert. Er ließ sich von Shannon zur richtigen Stelle führen, kniete sich neben ihn und schaute suchend nach unten. Und da sah er sie.
    Eine zweite Lichtung, kleiner als die, in der sie sich jetzt befanden, und viel dunkler. Auf einem Felsblock stand eine Gestalt, die ihnen den Rücken zuwandte: Sofort erinnerte er sich an die Beschreibung Tharkarúns, die Elirion und Ghandar ihm geliefert hatten, als er das weite violette, so merkwürdig altertümlich geschnittene Gewand, die langen pechschwarzen Haare und den Hut sah, den der Unbekannte auf dem Kopf trug. Um ihn herum wirbelte wie wild schäumendes Wasser in einem Fluss voller Stromschnellen eine Myriade von körperlosen schwarzen Wesen. Die Gremlins.
    Also hatten sie recht gehabt mit ihrem Verdacht: Tharkarún befehligte sie tatsächlich. Aber wie? Und was taten sie da? Nahmen sie gerade von ihm Zauberkraft auf? Er warf Shannon einen fragenden Blick zu, aber der war mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Das könnte ein geeigneter Moment für einen Angriff sein, jetzt, während sie anderweitig beschäftigt sind«, schlug er völlig abgeklärt vor, als befände sich nicht direkt vor ihnen ein Riesenheer von Feinden. »Er scheint den Gremlins die Energie zurückzugeben, die sie beim Angriff auf die Große Mauer verbraucht
haben, daher sind weder er noch sie im Vollbesitz ihrer Kräfte. Dieses Mal ist das Glück auf unserer Seite.«
    Asduvarlun nickte. Die Überlegung des Dämons klang logisch. Allerdings fragte er sich, ob die Stärke Tharkarúns nicht so gewaltig war, dass er auch in diesem Zustand unüberwindbar war. Immerhin befehligte er die Gremlins …
    »In Ordnung!«, stimmte er zu. »Huninn! Los, vorwärts, auf sie, ohne zu zögern!«
    Huninn stand noch einen Moment lang starr da, als wundere er sich über diesen plötzlichen Befehl, aber seine Verwirrung währte nur kurz. Er zückte seinen Säbel und lief unter Kampfgebrüll in die von Asduvarlun vorgegebene Richtung. Vielleicht hatte sein Schrei sie aufgerüttelt, vielleicht folgten sie ihm auch nur aus Gehorsam, auf jeden Fall rannten die Soldaten, ohne zu zögern, hinter ihm her, allen voran die Schwarzen Hexer. Der eiserne General und Lay Shannon ließen sie passieren, um ihnen den ersten Angriff zu überlassen. Sie hofften auf den Überraschungseffekt und diesmal wurden sie nicht enttäuscht. Die Waffen der meisten

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