THARKARÚN – Krieger der Nacht
auch gemeinsam zu Ende brachten.
Doch eines teilten die acht oder neun, wenn man den Magus mitzählte, und das war die Entschlossenheit, mit der alle diese Sache zu Ende führen wollten. Jeder der acht musste den Völkern beweisen, dass er nicht weniger wert war als die anderen, dass auch Schurken ein Ziel haben können, wenn man sie schon als die übelsten Schurken ihrer Reiche bezeichnete.
Wenn sie nun die acht Reiche retteten, wollten sie sich damit nicht nur eine ruhige Zukunft sichern, in der sie endlich nicht ständig Scharen von Soldaten verfolgten, falls ihre Herrscher tatsächlich einmal in der Geschichte zu ihren Versprechen stehen würden, wenn alles vorüber war.
Falls sie wirklich die acht Reiche retteten, würden sie damit ihren Völkern die höchste Schmach zufügen.
Sie würden ihre Herrscher in eine üble Zwickmühle und die öffentliche Meinung zum Verstummen bringen. Wer hätte ihnen denn allen Ernstes vorwerfen können, dass sie die größte Gefahr für die Gesellschaft darstellten, wenn die nur dank ihnen überlebt hatte? Morosilvo wusste, dass jedem von ihnen mindestens
einmal der Gedanke durch den Kopf gegangen war, wenn er die Welt rettete, würde sein König, Präsident oder Herr ganz schön dumm dastehen, falls er ihn dann noch zur öffentlichen Gefahr erklären und auf ihn ein Kopfgeld aussetzen wollte. Und er wusste, dass sie vor allem aus diesem Grund noch hier waren.
Er war sich sicher, es war allein deshalb die Mühe wert, den Weißen Stein zu zerstören, nur damit ihm Elirion Fudrigus vor allen Bewohnern des Menschenreiches eine Belohnung überreichen musste, und mochte das auch eine Falle sein, um ihn an einen öffentlichen Ort zu locken, einzufangen und wieder ins Höllenloch zu werfen. Die Befriedigung, dass ihm die gelackten Höflinge der Menschen vor aller Augen Respekt zollen mussten, wog dieses Risiko auf.
Pelcus klopfte ihm leise auf die Schulter, riss ihn aus seinen Träumen von Ruhm und Ehre und erinnerte ihn daran, dass die acht Reiche noch nicht gerettet waren, ja dass sie den Undurchdringlichen Hort noch nicht einmal erreicht hatten, das Schlimmste noch vor ihnen lag und er im Augenblick mit schlammverschmierten Stiefeln und bis auf die Kochen durchnässt auf einem schrecklichen Feldweg im Norden des Faunenreiches und bald im Goblinreich unterwegs war.
»Weißt du, Morosilvo«, sagte der Zwerg leise, als wolle er ihm etwas Ernstes anvertrauen, das ihm auch peinlich war, »gestern habe ich über alles nachgedacht. Und ich überlegte, dass wir dieses Abenteuer wohl nicht überleben werden, keiner von uns wird das, und dass wir uns höchstwahrscheinlich demnächst alle bei Sirdar zum gemeinsamen Abendmahl einfinden werden und für unsere Untaten geradestehen müssen. Und da schoss mir durch den Kopf: Vielleicht sollten wir alle unser Gewissen erleichtern, solange wir noch Zeit und Gelegenheit dazu haben. So ist mir in den Sinn gekommen, dass ich dir alles zurückgeben könnte, was ich dir gestohlen habe.«
Morosilvo starrte ihn ungläubig an. Der Zwerg war ganz ernst,
presste seine Lippen in diesem kantigen Gesicht mit dem Vollbart fest zusammen.
»Hast du wirklich so etwas gedacht?«, fragte Morosilvo und ganz gegen seinen Willen lag Hochachtung in seiner Stimme. Pelcus starrte ihn an und Morosilvo schien vieles in seinen dunklen Augen zu lesen. Dann verzog er seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen.
»Nein.«
VIERTER TEIL
Der Weiße Stein
SECHZIG
E NDLICH WAREN ALLE versammelt.
Die Shardari waren in der vergangenen Nacht angekommen. Sie waren Tag und Nacht marschiert, um die Große Mauer in der Ebene zu erreichen, bevor es zu spät war, und sie hatten es geschafft. Mitten unter ihnen Elirion Fudrigus. Er schwang einen Zauberstab, was bei den Mächtigen der Völker einige Verwunderung hervorgerufen hatte. Brennus Astair führte die schwarzen Krieger an: Er wirkte zwar jung und zart, aber man musste nur in sein Gesicht sehen, um zu begreifen, dass er härter als Stein war. An seiner Seite seine Schwestern Vàna, die Rothaarige, und Naime, die Brünette, mit roten Bändern in ihren langen Zöpfen. Sie hatten sich am Abend vor dem Aufbruch heftig mit ihrem Bruder gestritten. Niemand hatte eine Ahnung, was sie einander gesagt hatten, aber jeder wusste, dass Brennus sich mit Händen und Füßen gegen den Gedanken gewehrt hatte, Naime mitzunehmen. Doch sie war trotzdem dabei. Schließlich war auch sie eine Kriegerin und stand ihrem Bruder in Leidenschaft und
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