Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
Vom Netzwerk:
heraus.
    »Du musst schon zugeben, er hat dir die passende Antwort gegeben«, sagte er.
    Morosilvo nickte. Nun hatte der Regen einen Weg unter seinen Umhang gefunden und gerade war ihm ein eiskaltes Rinnsal den Rücken hinabgelaufen. Arinth war mit seinem Eingeständnis zufrieden und nahm seine Unterhaltung mit Ardrachan wieder auf, der tatsächlich daran interessiert schien, was ihm der Gnom zu sagen hatte. Morosilvo wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Zwerg zu, gerade rechtzeitig, um ihn mit der Hand in seiner Börse zu ertappen.
    »Pelcus«, rief er empört auf. »Gibst du nie auf? Ich habe doch gar nichts mehr, was du mir stehlen könntest! Du hast mir alles geraubt außer meiner Würde, und das auch nur, weil ich noch nie welche besessen habe.«
    Pelcus schaute auf und zog ohne ein Anzeichen von Beschämung seine Hand aus Morosilvos Börse. »Das stimmt nicht«, korrigierte er ihn. »Schau, ich habe noch zwei Silbermünzen gefunden. Gut, das ist schön erbärmlich wenig, aber man muss sich mit dem zufriedengeben, was man kriegen kann.«
    Morosilvo schnaubte laut. Es war schon sehr ärgerlich, wenn einem etwas gestohlen wurde, von dem man nicht einmal gewusst hatte, dass man es besaß, und das man vor einiger Zeit viel besser für ein gutes Bier hätte ausgeben können. »Du könntest sie mir auch zurückgeben«, sagte er, klang aber nicht recht überzeugt. Und so schüttelte Pelcus schnell den Kopf und steckte die beiden Münzen ein.
    »Gefunden ist gefunden«, verkündete er. »Und sag mir nicht,
das hier war nicht finden, sondern stehlen. Das ist doch nur Wortklauberei. Wenn man nicht sucht, kann man auch nichts finden und ich habe eben gerade gesucht.«
    »In meiner Börse«, meinte Morosilvo verächtlich.
    Pelcus zog ein unschuldiges Gesicht. »Ich glaube, es steht nirgendwo geschrieben, wo ein geschäftstüchtiger Zwerg suchen darf und wo nicht.«
    Morosilvo sah nach vorn. Dort war der Magus an der Spitze des Zuges, in seinem dichten roten Bart verfingen sich die Tropfen und glitzerten wie Edelsteine. Und Shaka ging neben ihm, stolzer und aufrechter als je zuvor, seit er sich wieder gefangen hatte, seine blassen Hände steckten in neuen schwarzen Handschuhen und die neuen und alten Münzen funkelten in seinen Haaren, während er seinen Zauberstab rhythmisch vor sich in den schon schlammigen Boden stieß. Dahinter lief Thix Velinan, er hatte den grünen Umhang eilig über den Kopf gezogen, um seine Haare vor dem Regen zu schützen, die Brosche aus Weißgold, die ihm sein Landsmann geschenkt hatte, steckte an seinem Wams. Farik, der immer noch von den letzten traumatischen Erfahrungen gezeichnet schien, trug das neue Amulett um den Hals, das ihm Allan Sirio gegeben hatte, und fluchte halblaut auf dieses scheußliche Wetter. Dann kam Arinth, aus dessen aschblonden Haaren Tropfen auf seine schmalen Schultern rannen, und Ardrachan mit der Schuppe von Fèlruc, dem Drachen, um den Hals und diesem beunruhigenden Lächeln auf den Lippen. Ametista, deren weißes Kleid an diesem trüben Tag heller als sonst zu leuchten schien, hatte sich einen leichten Schal über den Kopf gelegt, dadurch wurden ihre violetten Haare nur zum Teil verdeckt, und ihre dunklen Schultern lagen frei, Ametista, die geschworen hatte, ihn zu töten, und das vielleicht auch wirklich tun würde. Und Pelcus, dessen schwere Stiefel ein schmatzendes Geräusch auf dem Weg hinterließen, er hatte ihm gerade sein letztes Geld gestohlen.
    Das waren seine Gefährten. Er, der bis jetzt immer allein und
nur für sich selbst gehandelt hatte, hatte jetzt Gefährten. Er hatte sie nicht gewollt, man hatte sie ihm aufgedrängt. Er hatte ihnen anfangs misstraut und sie gefürchtet, und mit der Zeit hatte er erfahren, dass er sie zu Recht gefürchtet und ihnen misstraut hatte. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte er ihr Leben verteidigt, dafür sein eigenes aufs Spiel gesetzt und war kein bisschen froh darüber. Wahrscheinlich ärgerten sich die anderen auch schon darüber, dass sie eingeschritten waren, als er in Gefahr war. Sie verfolgten keine gemeinsamen Ziele oder Interessen, und schöne Momente hatten sie auch nicht zusammen erlebt. Sollte ihre Mission glücken, würde keiner dem anderen eine Träne nachweinen, wenn sie auseinandergingen. Aber es waren dennoch seine Gefährten, die ersten und einzigen, die er jemals gehabt hatte, sie hatten etwas gemeinsam begonnen, auch wenn sie das nicht aus freien Stücken getan hatten, und nun wollte er, dass sie es

Weitere Kostenlose Bücher