THARKARÚN – Krieger der Nacht
Ich werde niemals mehr zurückkehren, Magus. Ich will es nicht, und selbst wenn ich gewollt hätte, jetzt ist es zu spät.«
Er schüttelte den Kopf und Thix hatte den Eindruck, dass in dieser Geste tiefe Verzweiflung lag.
»Du glaubst, dass man alles wieder aufbauen kann,« flüsterte er
weiter. »Aber so ist es nicht. Meine Hände werden den Undurchdringlichen Hort nicht wieder errichten können, denn trotz ihrer neuen Kraft sind sie nicht in der Lage, ihn ein zweites Mal zu erschaffen. Und nicht alles, was zerbrochen ist, kann man wieder zusammenfügen. Ich bin zu tief in die Dunkelheit hinabgetaucht, und wenn ich jetzt die Augen zum Licht erhebe, das ich einst sehen konnte, würden sie nur verbrennen. Ich kann nie mehr der sein, der ich einmal war, und die Völker könnten mir nicht ersetzen, was ich verloren habe, selbst wenn sie ihre große Schuld mir gegenüber eingestehen würden. Ich wünsche mir nur eines: Sie sollen ebenso leiden wie ich. Das ist eine schlimmere Strafe als der Tod und vieltausendmal bitterer, denn der Tod währt nur einen Augenblick, doch meine Qual ist ewig.«
Diese Worte duldeten keinen Widerspruch, das begriffen die acht sofort. Sie wussten, dass der Magus nichts weiter sagen würde und er damit einen letzten Versuch unternommen hatte, eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Nun musste es zum Kampf kommen – und er würde erst enden, wenn einer der beiden sich angesichts der Stärke des anderen geschlagen geben musste.
Instinktiv zückten alle ihre Waffen, doch sie rührten sich nicht von der Stelle. Tharkarún hatte noch nicht sein letztes Wort gesprochen und der Magus wartete. Auch wenn mittlerweile alles entschieden war, durften sie noch nicht eingreifen.
»Wenn du nicht von deinem Hass lassen wolltest«, flüsterte der Magus, und die Stille um sie herum war so absolut, dass seine Worte ertönten, als hätte er sie geschrien, »warum bist du dann hierhergekommen?«
Der Hauch eines Lächelns kräuselte Tharkarúns dünne Lippen. Thix fiel plötzlich auf, dass sein violetter Umhang an der Schulter blutgetränkt war und sich im Schatten seines breitkrempigen Hutes auf seiner Wange eine Wunde wie ein roter Strich abzeichnete. Und er dachte, dass ihr schlimmster Feind, der Macht und Angst und Schrecken verbreiten sollte, nur ein unendliches Gefühl von Schmerz verströmte.
»Weil auch ich trotz allem zu meinem Wort stehe«, erwiderte Tharkarún. »Siehst du, Magus, dass ich verwundet bin? Ein mutiger Krieger hat mir diese Verletzungen zugefügt. Er forderte mich heraus, als ihm klar war, dass er nicht mehr von diesem Schlachtfeld zurückkehren würde. Ich hasste ihn nicht, nein, ich schätzte ihn, ich wollte ihn eigentlich nicht töten. Aber auch er musste büßen wie all die anderen. Ich werde nicht von selbst aufhören, aber es ist nur gerecht, dass du versuchen darfst, mich aufzuhalten. Endlich ein fairer Zweikampf mit gleichen Waffen. Aber ich warne dich: Ich werde nichts unversucht lassen.«
»Das habe ich auch niemals angenommen«, sagte der Magus.
»Sehr gut.« Mit einer schnellen Bewegung zog Tharkarún ein langes, schmales Schwert mit gebogener Klinge aus der Scheide, das dem von Thix glich. »Dann kämpfen wir.«
Während die beiden voreinander Aufstellung nahmen, zogen sich die acht in den Hintergrund zurück.
Sie hatten geglaubt, auch sie müssten in den Kampf eingreifen, aber nach der eben gehörten Unterhaltung war ihnen klar, dass es eine Angelegenheit zwischen dem Magus und Tharkarún war und dass sie kein Recht hatten, sich einzumischen.
Es ging nicht darum, wie eine Meute Hunde über ein bösartiges Wesen herzufallen und es zu vernichten, ehe es weiteren Schaden anrichten konnte. Es ging darum, einem Zweikampf unter ebenbürtigen Gegnern beizuwohnen. Sie konnten nur zusehen, nichts weiter.
NEUNUNDSECHZIG
S IE HATTEN ELIRION Fudrigus in sein Zimmer gebracht. Innerhalb weniger Minuten hatte sich vor seiner Tür eine ganze Gruppe Shardari versammelt: nicht nur Brennus, der den König der Menschen unter dem Einsatz seines eigenen Lebens zur Großen Mauer zurückgebracht hatte, auch Naime, die ihnen am Fuß der Festung entgegengeeilt war, außerdem Chatran, Vàna und Janden. Sie fanden nur große Verwirrung vor. Aufgeregt liefen die Leute durcheinander, und keiner wusste so recht, wohin er gehen sollte oder was genau passiert war.
Anscheinend hatte etwas die Gremlins vernichtet, aber was war es gewesen? Die Toten schienen ein für alle Mal wieder in ihren
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