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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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in einen violetten Umhang gewickelt, der im Wüstenwind kaum flatterte. Eine rabenschwarze Mähne wippte leicht auf und ab, während der Mann vorwärtsschritt. Er stützte sich auf einen dünnen Zauberstab und sein Gesicht war unter einem tief über die Augen gezogenen Hut verborgen. Schweigend kam er näher, bis ihn nur noch wenige Schritte vom Magus trennten, dann blieb er stehen. Der Hut ließ nur seine schmalen Lippen sehen.
    Sie mussten gar nicht erst zur Großen Mauer in der Ebene, um Tharkarún zu finden. Er hatte sich zu ihnen bemüht. Aber er war zu spät gekommen. Er sah zur Seite und die acht ahnten, dass er ihr Werk der Zerstörung betrachtete, die Ruinen des Undurchdringlichen Horts, Zeichen seiner doppelten Niederlage.
»Was habt ihr getan?«, fragte er leise, ja beinahe sanft. Thix bemerkte verwundert, dass er den Magus wie einen alten Freund ansprach. Er klang nicht mehr wütend, sondern nur noch traurig und schmerzerfüllt. Er war ja nicht immer ein böser Mann gewesen, erinnerte Thix sich plötzlich. Einst wohnte ein edler Geist in dieser furchterregenden Gestalt, der bereit gewesen war, sich zum Wohl der anderen zu opfern. Nur ein grausames Spiel des Schicksals hatte dazu geführt, dass er ihnen jetzt als ihr erbittertster Feind gegenüberstand.
    Auf einmal wollte Thix unbedingt sehen, was sich unter dem Hut verbarg, mochte der Anblick auch noch so schrecklich sein.
    »Schaut doch nur, was ihr aus meinem Werk gemacht habt«, fuhr Tharkarún in schmerzlichem Tonfall fort, und fast schien es, als würde er sich nur mit dem Magus unterhalten. »Das Beste, was ich je geschaffen habe, ist für immer dahin. Wie alles andere, das ich geplant habe.«
    »Unseren Untergang zum Beispiel«, fügte der Magus ebenso ruhig an. Thix war ziemlich überrascht und den anderen erging es ähnlich. Er hätte sich niemals träumen lassen, dass der Abgesandte der Götter und dieses Ungeheuer, das eben noch versucht hatte, die Völker zu vernichten, sich so ruhig unterhalten würden. »Doch der Undurchdringliche Hort war nichts Gutes,Tharkarún, er war ein Irrtum, und er störte das natürliche Gleichgewicht aller Dinge. Schließlich hat er nur zu unendlichem Leid geführt, und es war gut, dass er zusammen mit dem Stein in seinem Inneren zerstört wurde. Du hattest gute Absichten, als du ihn errichtet hast, aber er führte zu etwas Schlimmem, und niemand wüsste das besser als du.«
    Er schwieg, aber Tharkarún schien nichts darauf erwidern zu wollen. Er stand so starr da, man hätte ihn auch für eine Statue halten können.
    »Und nun, wo alles zerstört ist«, fuhr der Magus freundlich fort, »hast du die Möglichkeit, wieder von vorn zu beginnen. Du warst ja nicht immer böse, das wissen wir alle. Ein mutiger Mann war
der, der den Tod im Undurchdringlichen Hort in Kauf genommen hat. Und ich glaube, dass dieser Mann nie ganz gestorben ist. Warum legst du deinen Hass nicht ab? Du weißt ganz genau, dass die Völker an deinem Leid keine Schuld trifft. Du bist jetzt sehr mächtig, du könntest helfen, die Wunden ihrer Welt zu heilen und sie wieder erblühen zu lassen. Dein Name könnte noch zu dem eines Helden werden. Warum möchtest du das nicht geschehen lassen?«
    An Tharkarúns Stelle hätte er keinen Moment gezögert und sich überzeugen lassen, überlegte Thix. Die Worte des Magus waren so vernünftig, so weise und voller Wahrheit. Der Abgesandte der Götter bot dem Feind im Augenblick seiner vollkommenen Niederlage die Möglichkeit, wieder ins Licht zurückzukehren. Aber es war unmöglich zu erkennen, welche Gefühle sich in Tharkarúns Gesicht zeigten.
    »Mein Name war schon immer der eines Feindes«, entgegnete Tharkarún hart. »Zunächst hat man sich nur nicht an ihn erinnert, weil er zu unwichtig war, so lange, bis ich anfing, die Reiche zu zerstören und ihre Bewohner zu ermorden. Die Völker sind nicht so freundlich wie das Bild, das du von ihnen zeichnest, Magus. Sie sind hinterhältig, gemein und feige und kennen nur dann Respekt, wenn sie Angst haben oder in Not sind. Und solange noch Leben in mir ist, werde ich kein anderes Ziel als ihre Vernichtung kennen, denn das ist inzwischen das Einzige, was mir Frieden schenken kann. Mögen sie nur ihre Götter anbeten, die Schmerz und Opfer verlangen und Güte und Gerechtigkeit predigen, und lass sie nur denken, dass sie dadurch beschützt sind! Ich habe meinen Schmerz dem Schwarzen Idol dargeboten und es hat mir im Gegenzug die Macht verliehen, mich zu rächen.

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