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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Jahren seiner Amtszeit genug Schwierigkeiten mit den Bürgern gehabt und kannte das ganz genau. Deshalb sah er in der Nacht, als nun die neunte Kundgebung lautstark unter seinem eigenen Balkon vorbeizog, mit einiger Erleichterung seiner unmittelbar bevorstehenden Abreise entgegen.
    Die Anwesenheit der Soldaten der Angriffstruppen war Teil eines Plans, den man nur unter Schwierigkeiten mit dem ersten
General der Goblins aushandeln konnte, da er, typisch für sein Volk, nicht gern Allianzen einging. Und selbst wenn noch so viele Kundgebungen durch die Straßen der Stadt ziehen und seinen alltäglichen Frieden stören mochten, sie hätten den Präsidenten nicht einen Millimeter von seiner Überzeugung abgebracht, dass die Anwesenheit dieser Truppe notwendig, ja sogar unverzichtbar sei. Trotz aller auftauchenden Schwierigkeiten – denn die Goblins tranken, verbreiteten Unruhe und hatten in sein schwer gebeuteltes Land auch noch einen der schlimmsten Galgenstricke mitgebracht, den man je gesehen hatte: keinen Geringeren als den Kopf einer berüchtigten Räuberbande.
    Nur im Reich der Faune war das Brigantentum noch weiter verbreitet als im Land der Goblins, doch die hiesigen Räuberbanden gingen weitaus brutaler vor.
    Der Magus hatte schonungslos erklärt, welche Art Leute die idealen Teilnehmer dieser hoffnungslosen Mission sein mussten, von der ihm die Prophetin erzählt hatte. Und man hätte kaum jemanden finden können, der dem Bild besser entsprach als ein Räuberhauptmann der Goblins: Er war grausam, wendete gern unnötig Gewalt an, kannte keinerlei Skrupel und war zu allem bereit, nur um sich zu bereichern oder seinen Spaß zu haben. Unter den zahllosen Briganten, die das Reich der Goblins heimsuchten, wäre selbst dem ersten General Zardos Kuray, der nicht gerade als heller Kopf bekannt war, zuerst Farik Rilkart in den Sinn gekommen.
    Im Gegensatz zu dem, was man sich in den übrigen Reichen meist über die Goblins erzählte (nämlich, dass die alle hässlich seien), konnte man Farik Rilkart durchaus als gut aussehend bezeichnen. Er war noch ziemlich jung – er hatte noch nicht einmal fünfundsiebzig der dreihundert Jahre Durchschnittsalter eines männlichen Goblins erreicht – und darüber hinaus groß und stattlich. Sein Teint war rotbraun und seine zwar harten, aber markanten Gesichtszüge ließen ihn zweifellos attraktiv wirken; genau wie die dunklen Augen und das spöttische Lächeln, das
weiße spitze Zähne enthüllte. Er hatte eine hakenförmige Nase, ein Charakterkinn, dünne, dunkle Augenbrauen und ausgeprägte Wangenknochen. Die großen, spitz zulaufenden Ohren wurden beinahe von einer dichten Mähne aus rabenschwarzen Haaren verdeckt, die er meist in einem scheinbar lässigen Zopf zusammennahm, aus dem sich überall widerspenstige Locken lösten.
    Farik wusste um seine Ausstrahlung und setzte sie bedenkenlos zu seinem Vorteil ein. Doch so jung und schön er auch war – Farik Rilkart gehörte zweifellos zu den verabscheuungswürdigsten Wesen, die das Goblinreich in den letzten Jahrzehnten heimgesucht hatten. Seine Vorliebe für Geld und Macht war grenzenlos und die Ungeniertheit, mit der er sich beides nahm, war sprichwörtlich. Er hätte bestimmt nicht davor zurückgeschreckt, eine wehrlose Frau zu foltern oder zu töten, um ein Geldversteck zu finden. Ja, er liebte die Grausamkeit.
    Die Mitglieder seiner Bande fürchteten ihn beinahe wie einen Gott und wären lieber durch ein Feuer gegangen, als sich einer seiner Bestrafungen zu unterziehen. Niemand hätte sich seinen berüchtigten Wutanfällen aussetzen wollen, und es hatte sie wohl auch kaum jemand überlebt, um davon zu berichten.
    Um Farik Rilkart zu fassen, hatte der erste General die gesamte Garnison der eisernen Stadt Lissvagh losschicken müssen, wo ausschließlich Soldaten lebten. Und um ihn schließlich bis zum Saal im Wald zu bringen, hatte man vierzig der erfahrensten und härtesten Krieger der Angriffstruppen ausgewählt. Trotzdem hatte Farik auf dem gesamten Weg bis zu den Grenzen des Goblinreiches, wo der Magus sie erwartet hatte, einige Male versucht zu fliehen.
    Dort hatte sich der Magus mit Farik in eines der Zollhäuschen zurückgezogen. Niemand wusste, was die beiden dort miteinander gesprochen hatten, aber so viel stand fest: Farik hatte danach nicht mehr versucht zu fliehen und sich während seines Aufenthalts in den Kerkern der Gnomenhauptstadt ungewöhnlich ruhig verhalten. Doch das beruhigte den Präsidenten

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