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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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erfahren haben, hier in die Schatzkammer einzudringen. Er wusste zwar nicht, wie das möglich sein könnte, aber andererseits konnte er es sich nicht erklären, wie es Ghandar sonst gelungen war, genau zu dem Zeitpunkt im Edelsteinlager zu sein, in dem Pelcus mit Erfolg versuchte, dort einzubrechen.
    »Oberst Ulf Ghandar mit dem Verbrecher Pelcus Vynmar«, meldete sie die donnernde Stimme des Dieners an.
    Die Wachen öffneten die Flügel des Portals und Pelcus fand sich im Thronsaal wieder. Er hätte sich nie träumen lassen, dass er jemals seinen Fuß dort hineinsetzen würde, besonders nicht durch den Haupteingang. Der Boden und die Wände des Raumes waren mit den kostbarsten antiken Teppichen bedeckt und goldene Wandleuchter ließen die in allen acht Reichen einzigartige, mit Edelsteinen besetzte Gewölbedecke aus Granit funkeln.
Dennoch war der Thron das bei Weitem eindrucksvollste im Saal. Selbst das Werk des geschicktesten Künstlers konnte sich mit ihm nicht vergleichen. Denn der Steinthron war nicht von der Hand eines Sterblichen geschaffen worden.
    Als die Zwerge begonnen hatten, ihre Räume in die Flanken der Berge zu graben, und dabei immer tiefer vorgestoßen waren, hatten sie überraschend eine große natürliche Grotte entdeckt. Nach Ansicht aller weisen Männer hätte man dort eigentlich nichts dergleichen finden dürfen, und niemand begriff, wie die Grotte entstanden war. Später wurde aus der entsprechend umgestalteten Grotte der Thronsaal der Zwergenkönige. Aber schon damals, als man den ersten Eingang zu dem geheimnisvollen Raum im Berg öffnete, hatte sich der Steinerne Thron an der Stelle befunden, wo ihn Pelcus jetzt vor sich sah.
    »Eine durch Kalkablagerung entstandene Tropfsteinhöhle«, wäre nur eine unzureichende Beschreibung gewesen. Aus der fließenden Verbindung zwischen Stalagmiten und Stalaktiten und dem in die Rückwand integrierten Thron war ein riesiges Knäuel aus deckenhohen Figuren entstanden, die keine menschliche Hand hätte schaffen können. Unerklärlicherweise sahen viele wie rätselhafte Wesen aus – wie Schatten von Kreaturen, die man schon längst aus der Welt vertrieben hatte und an die sich keiner aus den acht Völkern mehr erinnern konnte. Die Wesen schienen so alt und geheimnisvoll, dass sie nicht einmal in den traditionellen Legenden Erwähnung gefunden hatten.
    Vielleicht war es ja auch nur eine Laune des Zufalls, eine Fels-erosion oder ein Streich, den einem das Licht, die Augen oder die eigene Fantasie spielten. Doch wer immer die Gestalten ansah, konnte nicht leugnen, dass sie sich zu bewegen und zu verändern schienen, fast so, als führten sie ein Eigenleben, sobald der Betrachter den Blick abwendete. Alles hier wirkte gleichzeitig befremdlich und wunderschön. Dieser hohe Sitz, denn in seiner ursprünglichen Form konnte man ihn gar nicht anders nennen, war zweifellos als Thron für einen Gott bestimmt. Eine Legende
bei den Zwergen besagte auch tatsächlich, dass es sich hierbei um den Thron handelte, von dem herab Anman, der Erste der Zwölf Götter, Kentar und Darni von ihrer Schuld freisprach und damit das Entstehen der Völker möglich machte. Ob das nun den Tatsachen entsprach oder nicht, der Steinerne Thron war jedenfalls eines Gottes würdig.
    Im Moment saß dort allerdings Gurthrud Hunn, der Große Bergwerker, König der Steine und Herr über die Zwerge. Er trug einen prächtigen Überrock aus violettem Samt, eine mit Diamanten verzierte Eisenkrone und schaute nicht gerade freundlich zu dem Punkt des Raumes, an dem Pelcus jetzt stand. Er zog seine dichten kastanienbraunen Augenbrauen hoch und seine grauen Augen wirkten nicht weniger unerbittlich und hart als das Eisen seiner Krone. Seine Lippen, die zwischen dem mit Stahlnieten und violetten Bändern zu Zöpfen geflochtenen Bart hervorschauten, waren hart und schmal, und seine Rechte umklammerte das Zepter, das eigentlich eine dicke, schwere Spitzhacke war, mit der man eine Felswand hätte durchbrechen können. Ihr Knauf war aus Silber und mit ein paar so großen funkelnden Diamanten besetzt, wie sie Pelcus noch nie vorher gesehen hatte. All diese Pracht jedoch ließ nicht vergessen, dass es sich tatsächlich um das ehemalige Werkzeug eines Bergwerkers aus mit der Zeit dunkel gewordenem Eisen handelte. Es hieß, mit seiner Spitze hätte der allererste König der Zwerge den ersten Schlag zur Öffnung des späteren Thronsaals getan.
    Der Herr über die Zwerge, der aufgrund seiner außer Frage stehenden

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