THARKARÚN – Krieger der Nacht
fort und konnte es sich nicht verkneifen, einen vorwurfsvollen Blick in
die Runde zu werfen, der genauso gut an Pelcus wie an Ghandar gerichtet sein konnte, weil der wegen der königlichen Zusagen sehr verärgert wirkte, »dann wirst du, vorausgesetzt, du lebst lange genug, mit dem Tode bestraft werden. Oberst Ghandar hat darum gebeten, in diesem Fall das Urteil persönlich vollstrecken zu dürfen, und wir haben es ihm genehmigt. Hast du uns verstanden, du Verbrecher?«
Pelcus nickte. Kaum etwas verstand er so gut wie Drohungen, und die Aussicht, dass Ulf Ghandar mit einem großen Krummsäbel auf ihn wartete, um die Todesstrafe an ihm zu vollstrecken, war eine ziemlich üble Drohung. Der Oberst fühlte sich berechtigt, Pelcus’ Kopfnicken keineswegs als angemessen zu betrachten, und versetzte ihm einen weiteren Stoß von hinten.
Pelcus biss sich auf die Zunge, um nicht laut zu fluchen. »Ja, Euer Majestät«, antwortete er aufstöhnend.
»Schau mich an, Pelcus Vynmar.«
Die Worte trafen Pelcus überraschend, der bis jetzt auf den Boden geschaut hatte. Im Vergleich zu dieser neuen, mächtigen und befehlsgewohnten Stimme klang das dröhnende Organ des Großen Bergwerkers ungefähr so wie die eines verstörten Kindes. Einem Befehl, den diese Stimme aussprach, hätte man sich niemals entziehen können. Pelcus sah den Druiden an – den Magus, so hatte ihn Gurthrud Hunn respektvoll genannt – und plötzlich zitterten seine Schultern. Der Uhu auf der Schulter des Magus stieß einen Klagelaut aus und drehte den Kopf.
»Du, Pelcus Vynmar!« Der Magus betonte jede einzelne Silbe, während er mit seiner großen, knotigen Hand den braunen Rücken des Vogels streichelte. »Du kennst doch zweifellos einen berüchtigten Terroristengnom mit Namen Arinth Naun, oder? Leugne es nicht. Wir wissen beide, dass du ihm den Sprengstoff besorgt hast, mit dem er im letzten Herbst das Pilgerhospiz an der Straße zum Kristallsee in die Luft gejagt hat. Und wir wissen auch, dass du ihm in nächster Zeit mehr davon zukommen lassen wolltest, für noch schändlichere Zwecke.Willst du immer noch leugnen?«
»Ja, ich kenne ihn«, musste Pelcus zähneknirschend zugeben. Dem Magus war es gelungen, jeglichen Widerspruch in ihm im Keim zu ersticken, bevor er überhaupt daran denken konnte, irgendetwas abzustreiten. Jemand, der so etwas tat, las nicht nur einfach Gedanken. Außerdem gefiel es dem Zwerg nicht, dass hier jemand den Namen Arinth Naun erwähnte. Er hegte eine gewisse Sympathie für diese Terroristengnome, die in der Gewalt ihr Mittel gefunden hatten, um sich gegen eine immer korruptere und von einigen wenigen Mächtigen beherrschte Republik zu wehren. Doch von dem Attentat auf das Pilgerhospiz, das so viele Opfer unter den Zivilisten gefordert hatte, war auch er nicht begeistert gewesen. Er hatte sogar darüber nachgedacht, ob eine gewisse moralische Verantwortung dafür auf seinen Schultern lastete und ob er womöglich Schuldgefühle hatte. Nur die beachtliche Vergütung, die Arinth Naun ihm hatte zukommen lassen, hatte seine unpassenden moralischen Skrupel zum Verstummen gebracht.
»Ich kenne ihn nur aus geschäftlichen Gründen, mehr nicht«, teilte er seinem Gegenüber deshalb mit. Der Magus hielt weiter seinen durchdringenden Blick auf ihn gerichtet. Waren die Augen des Großen Bergwerkers so hart wie Eisen, dann waren die des Riesen-Druiden härter als Diamanten.
»Dann wirst du uns sicher auch sagen können, wo er sich jetzt aufhält.«
SIEBEN
D ER PRÄSIDENT DER Glücklichen Gnomenrepublik, Ghadril Thaun, hatte schon Probleme genug beim Lenken eines Staates, der keinesfalls so glücklich war, wie es sein Name versprach. Und als hätte er nichts Besseres zu tun, musste er sich jetzt auch noch mit dem ungehobelten Benehmen einer Gruppe von vierzig Goblinsoldaten der Sonderangriffstruppen beschäftigen, die in spezieller Mission unterwegs waren. Allein in den letzten vier Tagen waren unter seinen Fenstern acht Kundgebungen wütender Bürger mit Spruchbändern und magischen Stimmverstärkern vorbeigezogen und hatten ihn angefleht, die Goblins möglichst schnell aus den Grenzen des Reiches zu verbannen.
Wenn die Gnome, die eigentlich dafür bekannt waren, dass sie Stille und Frieden über alles liebten, so weit gingen, die allgemeine Mittagsruhe der Bürger zu stören, indem sie zu üblen Hilfsmitteln wie den Stimmverstärkern griffen, war ihre Geduld offensichtlich erschöpft. Der Präsident der Republik hatte in den zwei
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