THARKARÚN – Krieger der Nacht
sinken werden, wenn wir uns nicht gemeinsam retten. Denkt immer daran, wenn Euer Feind Euch zum Verrat zu bewegen versucht. Er könnte Euch anbieten, Eure Rivalen zu vernichten und Euch durch ihre Zerstörung noch mächtiger zu machen.«
Seine Augen musterten das nachdenkliche Gesicht des ersten Generals, der jedem seiner Worte folgte, dann glitten sie über das des Präsidenten, der versuchte, einen möglichst gleichmütigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Aber die Aussicht, ein paar von diesen verhassten Faunen für immer vom Erdboden verschwinden zu lassen, ließ ihn keineswegs gleichgültig.
»Glaubt ihm nicht!«, fuhr der Magus fort. »Unser Feind teilt seine Macht mit niemandem! Er ist ein Meister des Betrugs. Das Schwarze Idol ist sein Herr und Meister, es spricht aus ihm, berät ihn. Unser Feind hat nur ein Ziel: das Schwarze Idol zu befreien. Und absolute Zerstörung. Wenn er sein Ziel durchsetzen kann, alles Leben und womöglich sogar die ganze Welt zu vernichten, wird er das tun. Und er wird niemanden dafür belohnen, dass er ihm geholfen hat. Denkt daran: Wenn nur einer uns verrät, werden alle verlieren!«
Dem Präsidenten lief es eiskalt den Rücken hinunter. Obwohl er und der erste General einander nie sehr viel Sympathie entgegengebracht
hatten, warfen sie sich nun einen verständnisvollen Blick zu. Sicher würden sie beide den Schmeicheleien jedes Feindes widerstehen, aber die Aussicht, dass sie alle ein böses Ende nehmen würden, wenn nur einer ihrer nicht gerade vertrauenerweckenden Verbündeten sie verriet, war schon beängstigend.
Der Präsident war sich keineswegs sicher, ob dieser verfluchte geldgierige Viyyan Lise einem Bestechungsversuch widerstehen könnte, besonders wenn es sich um eine große Menge Gold und Edelsteine handelte. Jeder wusste doch, dass die Großen der Faunengilde für Geld alles taten. Und bestimmt fragte sich der erste General gerade, ob Gavrilus Sulpicius, der machtgierige Elbe, große Skrupel haben würde, die anderen Völker für ein sicheres Versprechen der Alleinherrschaft zu verkaufen. Es fiel schwer, daran zu glauben, dass es auf der Welt noch Ehrbarkeit gab, wenn man wusste, dass alle anderen außer einem selbst dieses Vertrauen nicht verdienten.
»Wir werden standhalten, Magus«, versprach der erste General stolz und enthüllte bei einem Lächeln seine gelben spitzen Zähne.
»Mit all unserer Kraft«, sagte der Präsident und fühlte sich zu einem würdevollen Nicken genötigt.
»Das freut mich sehr«, schloss der Magus und lächelte wieder mühsam, was ihn einige Hundert Jahre jünger wirken ließ. Aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm nicht, sein Lächeln für länger als einige Augenblicke zu bewahren, und auch dieses Mal wurde er gleich wieder ernst. In der folgenden Stille erreichte sie der Lärm von der Straße. Ein Demonstrant schrie durch den magischen Stimmverstärker Beleidigungen gegen die Goblins, den Präsidenten und die einheimischen Ordnungshüter.
»Das nennt man Frieden und Eintracht angesichts drohender Gefahr«, kommentierte der Präsident gleichsam entschuldigend.
Der erste General warf ihm einen weit weniger nachsichtigen Blick zu. Er hatte die nicht gerade diplomatischen Worte gegen
sein Volk anscheinend übel aufgenommen. »Diese Proteste gäbe es bei uns nicht«, polterte er, doch das stimmte so nicht. Das Goblinvolk probte durchaus manchmal den Aufstand, selbst wenn ihre Kundgebungen nicht lange dauerten, denn das von allen acht Reichen am strengsten militärisch durchorganisierte Heer kannte nur ein einziges Mittel, um Ruhe einkehren zu lassen.
Der Magus erhob sich. »Ich erwarte, dass diese Unruhen beendet sind, bis ich morgen früh die Stadt verlassen muss«, sagte er und es klang wie ein Befehl. »Und unterdrückt sie auf keinen Fall mit Gewalt! Wir können nicht noch mehr Groll gegen die Herrschenden brauchen, sondern Einigkeit und Entschlossenheit. Bringt niemanden in die Lage, dass er sich an Euch rächen will! Sobald ich aufbreche, werdet auch Ihr abreisen! Lasst Befehle für Euer Heer zurück, sodass es sich möglichst schnell mit den anderen Truppen der Völker vereinigen kann. Uns läuft die Zeit davon! Möge das Glück Euch zur Seite stehen! Das brauchen wir jetzt dringend!«
Mit einem hastigen Abschiedsgruß verließ er den Raum und ließ die Tür hinter sich zuschlagen. Dem Präsidenten gefiel es überhaupt nicht, dass der Magus immer in Rätseln sprach, aber daran musste man sich eben gewöhnen. Er selbst hatte
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