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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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kauerte, konnte man erkennen, dass er von stattlicher Größe sein musste. An seinem dunklen Gürtel baumelten Feldflaschen, Lederbeutel, gläserne Ampullen und eine Sichel, in deren Klinge sich die Strahlen der untergehenden Sonne spiegelten. Über der Schulter hing ein prall gefüllter Beutel. Der Kräuterkundige stützte sich auf einen langen Stab aus hellem Holz, der am unteren Ende in einer seltsamen Spirale auslief. Seine Hände und die nackten Füße waren von einer ungewöhnlichen Farbe, nicht hell wie bei den Menschen oder den Elben, aber auch nicht tiefschwarz wie bei den Faunen. Die kastanienbraunen zotteligen Haare, auf die die Sonne hin und wieder goldene Flecken malte, waren im Nacken zusammengefasst und fielen ihm bis auf die Schultern.
    Morosilvo blieb stehen, den Dolch fest umklammert. Er wusste
nicht genau, ob dieser im unpassendsten Moment aufgetauchte Druide eine Gefahr darstellte oder nicht. Außer der Sichel schien er keine Waffen bei sich zu haben, doch wenn er ihn jetzt offen angriff, würde er bestimmt jeden hier in der Nähe alarmieren. Kaum hatte Morosilvo sich entschieden, dass ein Angriff von hinten wohl am besten wäre, erhob sich der Druide erstaunlich flink und drehte sich um. Morosilvo sah ihn überrascht an, den Dolch weiterhin in der Faust.
    »Seid gegrüßt«, sagte der Druide mit tiefer sanfter Stimme und schien über Morosilvos Anwesenheit und dessen angriffsbereite Haltung nicht im Mindesten erstaunt zu sein. Er musterte ihn voller Interesse und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Ihn umgab eine Aura des Friedens. Seine goldbraune Haut, der weiche Tonfall, der kräftige Körperbau, die mit einem Lederband zusammengebundenen Haare, die schweren Goldohrringe – er musste ein Mischling sein: wahrscheinlich halb Mensch, halb Faun.
    »Seid ebenfalls gegrüßt«, antwortete Morosilvo vorsichtig. Der Druide schien nicht zu wissen, wen er vor sich hatte, wahrscheinlich wäre es unklug, ihn jetzt zu töten. Er musste auf eine bessere Gelegenheit warten, um ihn aus dem Weg zu räumen.
    »Es ist warm für diese Jahreszeit, findet Ihr nicht auch?«, fragte der Druide immer noch höflich lächelnd. »In der Tat ein wunderbarer Abend für einen Spaziergang. Mein Name ist Allan Sirio, ich bin ein oberster Meister und Kräuterkundiger, wie Euch mein Gewand und mein Zauberstab wohl schon verraten haben dürften.«
    »Sehr erfreut.« Einen Moment lang fürchtete Morosilvo, der Druide würde ihn nach seinem Namen fragen, aber er tat nichts dergleichen, sondern sah ihn nur stumm an. Morosilvos Blick wanderte zu dem Stab. Er war seltsam gewunden und schien doch weder geschnitzt noch gedrechselt zu sein. Anscheinend handelte es sich bei dem weißen, gesprenkelten Holz um Birke.
    Der Druide sah ihn freundlich an. »Ich sehe, Ihr interessiert
Euch für meinen Stab«, sagte er ruhig. »Kein Wunder, Ihr seid ja kein Druide, auf Uneingeweihte müssen diese Dinge faszinierend wirken. Was Ihr hier seht, ist nicht das Werk eines Messers. Ein Druide schneidet sich nicht einfach einen Ast ab und schnitzt daraus einen Stab, der Baum schenkt ihm seine Gabe aus freien Stücken. Mein Stab hat immer noch die gleiche Form, wie ihn mir der Baum geschenkt hat, und das ist schon viele Jahre her. Es war eine Birke, eine aus dem Saal im Wald. Ein außerordentliches Privileg.«
    Morosilvo hörte nur flüchtig zu, doch bei den Worten »Saal im Wald« horchte er auf. Sie erinnerten ihn daran, dass man inzwischen nach ihm suchte und er hier mit diesem Mann wertvolle Zeit vergeudete. »Schöne Bäume«, murmelte er, um überhaupt etwas zu sagen. Warum ging dieser verfluchte Kerl nicht endlich seiner Wege?
    Der Druide nickte. »O ja, ich bin sehr stolz, den Geist der Birke bei mir zu tragen. Sie steht für Geschmeidigkeit und Eleganz, obwohl viele glauben, sie sei ein schwacher Baum. Doch das ist ein Irrtum. Geschmeidigkeit bedeutet Anpassung und Anpassung heißt Widerstandskraft. Die Kraft der Birke liegt in ihrer Schnelligkeit und Anmut, sie ist ein edler Baum und verdient ebenso viel Respekt wie alle anderen. Wer Energie aus Bäumen schöpfen und ihre Kräfte nutzen will, muss ihren Geist kennen. Kennt Ihr eigentlich Euren Bruderbaum?«
    Morosilvo umklammerte den Dolchgriff. Wenn dieser Druide nicht bald mit seinem Gefasel aufhörte, würde er ihm die Waffe mit dem größten Vergnügen zwischen die Augen bohren. Das hätte er wahrscheinlich sofort tun sollen. »Nein«, seufzte er, »kenne ich nicht.«
    »Es wäre

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