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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Augen verlor, während sie ihre Kräfte noch gar nicht einsetzte.
    »Es wird immer kälter«, sagte Ametista leise. In ihrer weichen, rauen Stimme schwangen verführerische Untertöne mit, die einen ebenso in den Bann schlugen wie ihre Augen.
    Morosilvo wurde bewusst, dass er sie zum ersten Mal sprechen hörte. Er nickte verwirrt.
    »Es ist irgendwie unheimlich, meinst du nicht auch?«, fuhr Ametista fort. »Durch irgendeinen Zauber verlieren die Bäume rund um die Heilige Erde nie ihr Grün, aber es wird dennoch Winter. Und dann die Wolken – sie sind so dicht und hängen so tief. Das passt zwar zur Jahreszeit, aber …« Sie ließ den Satz unvollendet, während sie nach oben schaute und mit ihren Augen die dunkelgrauen Lücken zwischen den dichten Zweigen musterte. »Es ist schon eigenartig, dass der Himmel immer bedeckt ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Wolken von Norden kommen. Eine so schneidend kalte Luft riecht geradezu nach Magie. Und diese Magie ist mächtig, ungezähmt und böse. Hast du nicht gerade dasselbe gedacht?«
    Das hatte er wirklich, aber vielleicht war »gedacht« nicht das richtige Wort. Es war eher eine Art intuitiver Erkenntnis gewesen, die die Worte der Faunin nur laut zum Ausdruck gebracht hatten. Morosilvo schluckte mühsam. »Ja«, erwiderte er, und ohne es zu wollen, flüsterte er dabei. »Ich habe das Gleiche gespürt.
Vielleicht sollten wir uns ja Sorgen machen. Aber, Ametista, denk nur an die Macht des Weißen Steins. Er könnte nicht nur unsere Feinde stärken. Überleg nur, wenn wir ihn nutzen könnten!«
    Er bemerkte, dass sein plötzlicher Gedanke ihn begeisterte, aber gleichzeitig hatte er das seltsame Gefühl, als spräche jemand anderer mit Ametista, ja eigentlich sogar mit ihm selbst, und zwar durch seinen eigenen Mund. Vielleicht waren daran nur ihre beunruhigenden violetten Augen schuld oder etwas, das in der Luft lag?
    Ametista starrte ihn durchdringend an, und Morosilvo hatte den Eindruck, dass sie eigentlich einen Punkt innerhalb seines Kopfes fixierte. »Wenn wir es schaffen, diesen Stein an uns zu bringen«, sagte sie, »würde uns das wahrscheinlich Möglichkeiten eröffnen, die außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Magie! Ich bin durchaus vertraut mit Zauberkraft, und wenn man sie beherrscht, kann sie selbst Sterbliche den Göttern gleich machen. Doch die Magie, die hier in der Luft liegt, ist mir gänzlich unbekannt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie irgendwie stärker, freier und reiner ist als alles, was ich je kennengelernt habe.«
    »Das ist sie«, ertönte es hinter ihnen. Eine Stimme, so kalt wie eine Handvoll Schnee unter dem Kragen, die Morosilvo einen Schauer den Rücken hinabjagte, zumal sie aus einer Richtung kam, wo sich eigentlich niemand aus ihrer Gruppe aufhalten sollte. Als er sich vorsichtig umschaute, blickte er direkt in das bleiche Gesicht von Shaka Alek, der ihn mit seinen schmalen, undurchdringlichen und purpurroten Augen ernst ansah. Aber wie war das möglich? Ehe er den Dämon aus den Augen gelassen hatte, um mit Ametista zu sprechen, war der genau vor ihm hergelaufen, und er hätte doch bemerken müssen, wenn er den Dämon überholt hätte. Die Faunin schien überhaupt nicht beunruhigt. Als sie den Blick von ihm abwandte und Shaka ansah, fühlte sich Morosilvo wie befreit. Erst jetzt bemerkte er, wie schwer ihr Blick auf ihm gelastet hatte.
    »Ist das so?«, wiederholte Ametista fast provozierend. »Woher willst du das wissen?«

    »Ich habe einfach ein Gespür für Magie«, entgegnete Shaka im Plauderton, als spräche er gerade übers Wetter oder irgendein Thema, das ihn im Grunde wenig interessierte. »Ich bezweifle, dass Faune etwas Ähnliches kennen. Im Vergleich zu dem, was ich mit mir herumschleppe, tragt ihr recht wenig Magie in euch. Große Macht heißt auch eine große Bürde. Die Magie in meinem Inneren, die ständig darum kämpft, sich meiner Kontrolle zu entziehen«, an dieser Stelle schüttelte Shaka den Kopf und ließ die zahlreichen Metallplättchen in seinen Haaren klirren, »steht in Verbindung mit allem, was um mich herum geschieht. Wenn sich etwas ändert, spüre ich das, so wie ihr einen Geruch in der Luft wahrnehmt oder einen unangenehmen Geschmack im Wasser. Diese neue Magie, die der Wind vom Norden heranträgt, ist böse, aber mächtig. Sie ist archaisch. Unsere weiße Magie, die uns nach dem Tod der acht Zauberer geblieben ist, wurde vielfach gebändigt und diszipliniert. Diese Magie hier kennt

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