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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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keine Disziplin, sie ist noch genauso wie damals, als das Idol sie freigesetzt hat: ungezähmt und stark. Sie birgt viele Möglichkeiten für den, der sich ihr stellen und sie beherrschen kann.« Er schwieg einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. »Und sie ist äußerst gefährlich für denjenigen, der das nicht kann.«
    »Und genau das sollen wir ja wohl, oder?«, fragte Morosilvo und bemühte sich, forsch und mutig zu klingen. » Wir sollen uns dem Sturm entgegenstellen und ihn bezwingen. Ich für meinen Teil war allerdings noch nie so verrückt, mich jemandem mit dem Schwert in der Hand entgegenzustellen, der mir überlegen ist und mich mit Leichtigkeit erledigen könnte. Da ziehe ich einen Dolchstoß von hinten und eine unfaire, aber zahlenmäßige Überlegenheit vor. So wie ihr auch, möchte ich wetten. Das hier ist eine Aufgabe für Helden, aber niemand von uns ist ein Held.«
    »Und keiner möchte es sein«, fügte Lady Ametista stolz an. Wieder glitt ihr Blick zu Morosilvo hinüber. In ihren violetten Augen lag ein Versprechen.
    »Und keiner möchte es sein«, stimmte er ihr eiligst zu.

    Shaka schüttelte den Kopf und wieder klang das Klirren der Münzen beinahe schmerzhaft in Morosilvos Ohren. Da war etwas an den funkelnd aufleuchtenden Plättchen in seinen schwarzen Haaren, dasselbe, was auch in den schimmernden Augen Ametistas lag, eine knisternde Spannung, bedrohlich und faszinierend zugleich. »Selbstverständlich will das keiner sein«, räumte der Dämon ein. »Aber liegt darin nicht genau unsere Stärke? Uns binden keine Werte wie Ehre und Treue. Das macht uns unberechenbar. Der Held aus deinem schönen Beispiel, Morosilvo Dan, würde vernichtet, sobald der Feind ihn bemerken würde. Wir alle sind nicht so dumm, einen solchen Heldenmut auch nur zu versuchen. Wenn wir diese Schlacht überhaupt gewinnen können, dann nur mit ganz unfairen Mitteln. Einen Feind, der sich selbst nicht an die Regeln hält, schlägt man nur mit den eigenen Waffen. Betrug, Lüge, ein heimtückischer Hieb …« Bei diesen Worten musterte er nachdenklich den breiten Rücken des Magus. »Deshalb hat er uns ausgewählt.«
    Ametista schnaubte leise. »Ein faszinierender Gedanke, allerdings hat er einen kleinen Fehler. Wir spielen nicht nur mit unseren Gegnern ein falsches Spiel, sondern auch mit unseren Verbündeten. Ein weiser Mann wie er sollte das eigentlich wissen.« Sie senkte ihre Stimme zu einem einschmeichelnden Flüstern. »Und erzähl mir jetzt nicht, du würdest nicht alles versuchen, um den Weißen Stein in deine Hand zu bekommen, wenn du die Chance hättest.«
    »Das würde ich niemals«, antwortete Shaka, »denn es wäre gelogen. Natürlich würde ich es versuchen, ganz genau wie du, Ametista. Deswegen behalten wir uns ja auch ständig im Auge – und haben gute Gründe dafür.«
    »Die allerbesten Gründe«, brummte Morosilvo. Er hatte seine verschwundenen Stiefelschnallen noch nicht vergessen und befürchtete, dass das bloß der Anfang gewesen war. Er traute weder Ametista noch Shaka Alek über den Weg. Plötzlich fuhr ein kalter Windstoß Morosilvo in den Kragen und seine Hand tastete
automatisch nach oben. Erst als seine Finger das Säckchen aus grobem Leinen berührten, erinnerte er sich daran, dass Allan Sirio ihm das vor dem Aufbruch umgelegt hatte.
    Ametistas Augen blitzten auf, sie hatte seine Bewegung sofort bemerkt. »Was hast du da?«
    In Shakas Augen stand die gleiche Frage.
    Morosilvo überlegte kurz, ob er überhaupt antworten sollte, doch eigentlich hatte er nichts zu verbergen. »Zwei Blätter und ein Stück Rinde«, sagte er und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er Ametistas verblüfften Gesichtsausdruck sah. »Ganz ehrlich! Ich nehme euch nicht auf den Arm. Das war dieser verrückte Druide, den alle Meister Sirio nennen. Er bestand darauf, dass es ein äußerst mächtiges Amulett sei.«
    »Ich möchte es sehen«, sagte Shaka. Unmöglich zu sagen, was ihm durch den Kopf ging.
    Morosilvo umklammerte das Säckchen. »Wenn es wirklich so mächtig ist, sollte ich es euch lieber nicht zeigen.«
    »Sicher«, stimmte ihm Shaka zu. In seinem Lächeln lag etwas, das Morosilvo überhaupt nicht gefiel. Und wann hatte er den Dämon überhaupt schon mal lächeln sehen? »Das gehört schließlich zum Spiel. Wenn hier jeder gegen jeden kämpft, sollte man auch alles geheim halten, was einen Vorteil bedeuten könnte. Allerdings«, fügte er mit spöttisch nach oben gezogener Augenbraue an,

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