THARKARÚN – Krieger der Nacht
»könnten ja Ametista oder ich besser als du wissen, wie man dein Amulett nutzen könnte, was meinst du? Schließlich haben wir beide so unsere Erfahrungen mit Magie.«
Morosilvo war anderer Meinung. Sirio hatte sich recht bestimmt ausgedrückt, als er ihm sagte, dass die Stücke von seinem Bruderbaum (denn darum handelte es sich) für ihn eine Bedeutung hätten – und zwar nur für ihn. Der kräuterkundige Druide hatte darauf bestanden, herauszufinden, welches sein persönlicher Bruderbaum war, und war dann an sein Krankenbett gekommen, um ihm mitzuteilen, dass es die Ulme sei, einer der sieben edlen Bäume. Bei dieser Gelegenheit hatte er ihm auch das Säckchen
überreicht. Ohne erkennbaren Grund hatte er sehr aufgeregt gewirkt. »Widerstandskraft, Morosilvo, Widerstandskraft! Das will uns der Geist des Baumes sagen. Die Ulme hat eine hervorstechende Eigenschaft: Sie trotzt allen Kräften, die auf sie einwirken, stets unverletzt.Vielleicht seid Ihr ja wirklich der geeignete Mann, um diesem Feind zu widerstehen! Unterschätzt meine Worte nicht. Es könnte sein, dass Ihr früher auf die Talente Eures Bruderbaumes zurückgreifen müsst, als Ihr annehmt.«
Nachdem das Echo von Allan Sirios Stimme in Morosilvos Kopf verklungen war, sah er zu Ametista und Shaka auf, die ihn beide erwartungsvoll anblickten. »Ich glaube, das ist etwas ganz Persönliches«, sagte er und schämte sich beinahe für seine Worte, denn schließlich bedeuteten sie auch, dass er zumindest ein wenig auf das abergläubige Gewäsch des Druiden gab. Zum Glück saß Allan Sirio jetzt nicht mehr am Kopfende seines Bettes und erzählte ihm den lieben langen Tag etwas von Bäumen und andere Märchen. Sonst wäre er jetzt genauso verrückt wie er.
»Das sind doch nur ein paar dumme Stücke Holz«, sagte er nachdrücklich, und da weder Shaka noch Ametista weitere Fragen stellten, machten sie sich schweigend wieder auf den Weg und folgten dem Magus.
ZWÖLF
E INE TIEF STEHENDE Sonne am perlmuttfarbenen Himmel empfing die vom Magus geführte Gruppe der acht, als sie die Grenzen des Gebiets erreichten, wo der wundersame Einfluss der Heiligen Erde langsam seine Wirkung verlor. Nachdem sie zunächst durch einen zwar winterlich kalten, aber immer noch üppig grünen Wald marschiert waren, war es entmutigend, dass sie nun durch ein Gebiet ziehen sollten, in dem der Raureif den Boden ausgetrocknet hatte, bei jedem Schritt das abgestorbene Laub unter ihren Füßen knisterte und der Wind durch die kahlen Zweige der Bäume pfiff. Alle wickelten sich fester in ihre schweren wollenen Umhänge, und nur der Magus trug nichts als sein Druidengewand. Die Kälte und der unerbittlich über das ausgedörrte Land fegende Wind schienen ihm nichts auszumachen. Mittlerweile mussten sie schon im Feenreich sein, allerdings war wohl geplant, dass sie sich von größeren Ansiedlungen fernhielten. Der Magus traute ihnen anscheinend weniger, als er nach außen hin zeigte. Vermutlich wollte er ihnen keine Gelegenheit bieten, Schaden anzurichten, zumal die Völker schon durch den allgemeinen Ruf zu den Waffen genug Aufregung zu verkraften hatten.
Ardrachan Caleth schien die Rückkehr in seine Heimat nicht weiter zu berühren. Während die Stimmung in der Gruppe spürbar gedämpft war, wirkte er immer noch abwesend und lächelte stets geheimnisvoll. Mit keiner Gemütsregung hatte er spüren
lassen, dass er die Wälder des Feenreiches erkannte oder dass er glücklich darüber war, wieder dort zu sein. Zur Erleichterung aller war er ungewöhnlich ruhig und hatte auch nicht den geringsten Versuch unternommen, jemanden zu töten. Er sagte kaum ein Wort. Am Vorabend hatte ihn Thix Velinan am Lagerfeuer beobachtet, wie er eines seiner Kurzschwerter mit der Wellenklinge auf den Knien balancierte. Abwesend hatte er über die Waffe gestreichelt und dazu etwas Unverständliches gemurmelt. Thix hatte das nicht gefallen, doch er hatte seine Bedenken für sich behalten. Zweifellos führte Ardrachan etwas im Schilde, und Thix mochte den Gedanken, dass nur er davon wusste. Es konnte sich für ihn als Vorteil erweisen, wenn er als Einziger nicht überrascht würde, sobald der verrückte Mörder seinen Plan in die Tat umsetzte.
Jetzt ging Ardrachan Caleth vor ihm. Er schien nicht im Geringsten auf seine Schritte zu achten, und gerade das bereitete Thix Sorgen. Die zwei Kurzschwerter waren wieder unter seiner Kleidung verschwunden.
Thix schaute sich um. Morosilvo Dan unterhielt sich mit Lady
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