THARKARÚN – Krieger der Nacht
Leuten unterwegs war, die auch ihm gefährlich werden konnten, wusste er gerne, wie viele Waffen sie bei sich trugen.
Der Undurchdringliche Hort lag viele Meilen nördlich von hier irgendwo in den Wäldern zwischen dem Reich der Dämonen und dem Goblinreich an einem Ort, den anscheinend nur der Magus kannte. Doch der Riese im Druidengewand führte sie aus irgendeinem Grund nach Südwesten in Richtung Feenreich. Warum sie diesen Umweg einschlugen, war eine Frage, die bestimmt alle seit dem Moment beschäftigte, als der Magus sie über die vorläufige Marschroute informiert hatte.
Daher wunderte sich Morosilvo nicht, als Farik Rilkart sich an die Seite ihres Führers gesellte und so laut, dass ihn alle hören konnten, fragte: »Sollten wir uns nicht eher nördlich halten, Hauptmann?« Die Frage war durchaus als Provokation gemeint und er legte noch nach: »Wenn uns wirklich so wenig Zeit bleibt, sollte unser Trupp schon erfahren, warum wir diesen Umweg machen, meint Ihr nicht auch?«
Der Magus wandte sich ihm zu und seufzte. »Du hast ja teilweise recht«, stimmte er ihm zur Überraschung aller zu. »Das ist schließlich eure Mission, nicht meine, ich begleite euch nur als euer Führer und zu eurer Unterstützung, aber nicht als euer Gefangenenwärter. Es ist nur recht und billig, dass ihr wisst, wohin wir nun gehen und aus welchem Grund. Aber ihr könntet mir schon ein wenig Vertrauen entgegenbringen.«
Damit sah er vorwurfsvoll zu Farik hinüber, doch der verzog keine Miene. Ein strenger Blick konnte jemanden wie ihn nicht einschüchtern, selbst dann nicht, wenn er vom Magus kam.
»Nun hört mir alle gut zu«, fuhr der Magus fort. Er musste sich nicht einmal umdrehen, damit sie ihn verstehen konnten, denn seine dröhnende Bassstimme drang laut und vernehmlich selbst bis zu Morosilvo, der die Nachhut bildete. »Die Mission, die ihr erfüllen müsst und bei der ich euch wie gesagt nur in eingeschränktem Umfang unterstützen darf, ist weit komplizierter als alles, was ihr bis heute versucht habt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwierig und gefährlich sie ist. Und ohne eure unbestreitbaren Fähigkeiten in Zweifel ziehen zu wollen, kann ich
doch mit Bestimmtheit sagen, dass ihr nicht die geringste Chance hättet, wenn ihr euch in eurem jetzigen Zustand zum Undurchdringlichen Hort begeben würdet. Unser Feind würde nur über euch lachen, wenn er auf euch träfe, und euch mit einer einzigen Handbewegung vernichten.«
Daraufhin protestierten alle empört und gestikulierten heftig. »Das wollen wir doch mal sehen«, rief Arinth Naun wütend. Morosilvo hörte, wie die Faunin Ametista entrüstet schnaubte, und einen kurzen Moment lang huschte sogar über Shaka Aleks Gesicht ein skeptisches Lächeln.
Der Magus ließ sich davon nicht beeindrucken. »Euer Selbstvertrauen ist bewundernswert«, sagte er, »aber vielleicht auch dumm. Ihr konzentriert euch so sehr auf eure Stärken, dass ihr eure Schwächen nicht seht. Und gegenwärtig gibt es hier zwei. Erstens: Ihr mögt ja auf euch selbst vertrauen, aber keiner von euch traut dem anderen. Das ist nicht gut. Ihr könnt eure Aufgabe nur lösen, wenn ihr einander unterstützt und gemeinsam vorgeht. Wenn ihr euch gegenseitig bestehlt, hilft euch das nicht weiter, und wenn ihr die ganze Nacht kein Auge schließt aus Angst, derjenige, der Wache hält, könnte euch heimtückisch ermorden, habt ihr am nächsten Morgen keinen klaren Kopf. Ich weiß, dass meine Worte allein hier wenig vermögen, aber ihr müsst unbedingt lernen, einander zu vertrauen. Und zu beweisen, dass ihr das Vertrauen der anderen verdient.«
»Eher lernt ein Sumpfwurm fliegen«, grummelte jemand und drückte damit aus, was allen Mitgliedern der Truppe durch den Kopf ging.
Wieder schien das den Magus nicht weiter zu berühren. »Das ist keine gute Einstellung, Pelcus Vynmar«, sagte er nur lakonisch.
»Kann ja sein«, empörte Pelcus sich nun offen, »doch gestern hatte ich noch einen Rubin so groß wie eine Haselnuss am Gürtel hängen und heute ist dort nur noch eine leere Fassung.« Jemand kicherte, um gleich darauf zu verstummen.
Morosilvo vergrub seine Hände in den Taschen seines Wamses,
um zu kontrollieren, dass ein gewisser nussgroßer Rubin sich noch dort befand. Eigentlich war es ja kein allzu schlimmer Diebstahl, wenn man berücksichtigte, dass Pelcus ihm bisher die Stiefelschnallen noch nicht zurückgegeben hatte, die er ihm zuvor gestohlen hatte.
»Der zweite Punkt ist mindestens
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