THARKARÚN – Krieger der Nacht
hätte, wenn zwischen ihnen Funken gesprüht hätten. Als Shaka nun das Kurzschwert aus Fariks Wunde zog, quoll sofort Blut heraus und färbte den harten Boden dunkel. Der Brigantengoblin stöhnte unterdrückt auf. Die Klinge musste tiefer eingedrungen sein, als Thix zunächst vermutet hatte, und hatte höchstwahrscheinlich einige Bänder durchtrennt. Es war
eine schlimme Wunde, so viel stand fest, nicht groß, aber sehr genau platziert.
»Ardrachan Caleth«, wiederholte der Magus, diesmal leiser und eindringlicher, »ich befehle dir, zurückzubleiben. Leg diese Waffe fort! Das wäre besser für alle!«
Wieder ließ Ardrachan nicht erkennen, dass er seine Worte gehört oder verstanden hatte, seine Finger umkrampften weiter den Griff seines Kurzschwertes. Wieder stieß er einen Schrei aus, noch unnatürlicher und schriller als der vorige. Im Bruchteil einer Sekunde – so kam es Thix jedenfalls vor – sprang der immer noch wie eine verdammte Seele schreiende Feenkrieger dem Magus wie ein tollwütiger Hund an die Kehle. Er klammerte sich hartnäckig an dessen weißem Gewand fest und versuchte, ihn mit dem Kurzschwert zu treffen, doch sein Schlag verfehlte das Ziel. Shaka stand immer noch über Farik gebeugt, hatte ihm eine Hand auf die Stirn gelegt und murmelte leise singend unverständliche Worte.
Alle anderen standen starr wie Mäuse im Angesicht der Schlange da, ihre Augen verfolgten gebannt den verbissenen Zweikampf zwischen Ardrachan und dem Magus. Für den Moment vergaßen sie selbst, dass sie einander misstrauten und immer und überall auf der Hut sein wollten. Die Waffen, die sie vorher gezückt hatten, hingen jetzt wie nutzlos in ihren Händen:Thix hatte das Gefühl, falls Ardrachan urplötzlich den Griff am Gewand des Magus lockerte und sich auf einen von ihnen stürzte, würde keiner angemessen darauf reagieren können.
Doch Ardrachan schien nicht die Absicht zu haben, von seinem Opfer abzulassen. Immer und immer wieder hieb er mit schnellen Bewegungen auf den Magus ein.Thix und allen anderen war unbegreiflich, dass nicht einer dieser Schläge traf. Dahinter musste ein Zauber des Magus stecken oder irgendeine andere dunkle Magie. Der Magus machte keinerlei Anstalten, seinen Angreifer abschütteln zu wollen, obwohl der unermüdlich zu sein schien und wohl kaum erschöpft von seinem Opfer ablassen würde.
Als hätte es noch eines Beweises dafür bedurft, brüllte Ardrachan wieder laut. Die Wellenklinge seines Kurzschwertes blitzte im Licht der bleichen Sonne auf, während er sie zum wiederholten Mal hob und auf die Kehle des Magus niedersausen ließ. Dieser Schlag war besonders heftig geführt, doch wie verblüfft waren die Umstehenden, als sie sahen, dass der Magus die Klinge einfach mit seiner rechten Hand packte und sie aufhielt, ehe sie seine Haut berühren konnte. Auch Ardrachan keuchte verwundert auf. Mit einer ebenso knappen wie kräftigen Handbewegung entwand der Magus dem Feenmann das Kurzschwert, obwohl der es fest umklammerte.
Thix sah, wie Ardrachans Augen sich weiteten. Ohne den Griff um die Klinge zu lockern, nutzte der Magus seine Verblüffung aus und versetzte ihm mit der linken Faust einen Schlag vor die Stirn, wobei er ein Wort flüsterte, das niemand von ihnen verstand. Daraufhin zuckte ein so heller Blitz auf, dass Thix geblendet die Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, sah er, dass auch seine Gefährten sich die Hände schützend vor die Augen gelegt hatten und sich nun blinzelnd umschauten. Die Stille unter dem schwarzen Geflecht der trockenen Äste war unwirklich und der Magus erhob sich inmitten der winterlichen Einöde groß und ernst wie ein steinerner Riese. In der Faust hielt er immer noch die Wellenklinge des Schwertes, das er Ardrachan entrissen hatte. Der Feenkrieger lag besinnungslos am Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte. Man konnte nicht glauben, dass in diesem zierlichen Körper eine solche Kraft gesteckt haben sollte. Auf der bronzefarbenen Haut zeichnete sich zwischen den Augen ein runder Fleck ab, der so ähnlich wie ein Brandmal aussah.
Thix schaute sich um: Morosilvo, Pelcus und Arinth wirkten mindestens so verwirrt wie er. Ametistas große Augen waren wie immer undurchdringlich. Shaka kümmerte sich weiter um Farik und schwang unter unverständlichen Gesängen in seiner Sprache seinen blauen Umhang über dessen Körper. Leise klirrten dazu
die Metallplättchen in seinen Haaren, und Thix glaubte rund um seinen
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