THARKARÚN – Krieger der Nacht
langen Stab, der zu seinen Füßen lag, einen bläulichen Lichtschein zu erkennen. Die meisten verharrten wie der Elbe regungslos und warteten ganz gespannt darauf, was nun geschehen würde. Nur Pelcus, der Zwerg, schien sich wieder gefangen zu haben. Rein gewohnheitsmäßig hatte er Morosilvo einen kleinen Lebensring, einen Glücksbringer aus anscheinend purem Gold, aus der Börse entwendet.
Der Magus kümmerte sich nicht weiter um die allgemeine Verwirrung. »Shaka!«, rief er.
Der Gesang brach ab, und als Thix wieder zu dem Dämon hinsah, war der bläuliche Lichtschein verschwunden. Vielleicht hatte er sich ihn auch nur eingebildet. Shaka schaute ruckartig auf, warf schwungvoll seine Haare nach hinten, ein Zipfel seines Umhangs flatterte hoch. Als er seine Augen über Ardrachans zusammengesunkenen Körper und das runde Mal auf seiner Stirn gleiten ließ, lag in seinen purpurfarbenen Augen ein rätselhafter Ausdruck. Doch er ließ seine Hand weiter auf der Stirn des anscheinend bewusstlosen Farik ruhen. Seine mondblasse Haut bildete einen merkwürdigen Gegensatz zu der rötlichen, schweißbedeckten des Goblins. Schnell griff Shaka mit der freien Hand nach seinem Stab. »Ich habe getan, was in meinen Kräften stand«, sagte er. »Ardrachan wusste genau, wie er diesen Hieb anzusetzen hatte: Die Bänder der Schulter sind durchtrennt und die Klinge ist tief eingedrungen. Aber ich hoffe schon, dass ich das wieder richten kann, wenn man mich lässt. Auf jeden Fall ist er außer Lebensgefahr.«
Er hatte das hastig, beinahe verärgert hervorgebracht, und das erregte Thix’ Neugierde. Der Elbe trat einen Schritt an den bewusstlosen Farik heran, und zu seiner Verwunderung war von der tiefen Wunde, die Ardrachans Kurzschwert in dessen Schulter geschlagen hatte, kaum mehr als ein kleines Mal auf der Haut geblieben. Von der Verletzung zeugten nur noch die dunkelroten Blutspuren.
Als Shaka seine neugierigen Blicke bemerkte, bedeckte er den Verletzten schnell bis zum Hals mit seinem Umhang. Farik schien keine Schmerzen mehr zu haben. Sein schmales Gesicht wirkte entspannt, und jetzt, wo man seine Wunde nicht mehr sehen konnte, wirkte er, als schliefe er nur.
Ganz anders Ardrachan: Er lag mit verdrehten Gliedern da, seine weit aufgerissenen Augen starrten in den Himmel und seine Finger waren verkrampft. Eine gewaltige Kraft musste den Feenkrieger niedergestreckt haben. Nur an dem fast unmerklichen Heben und Senken seines Brustkorbes konnte man erkennen, dass er noch lebte. Thix hatte zunächst wie alle anderen angenommen, dass er tot war.
Der Magus kam nun zu Shaka, beugte sich über Farik, hob einen Zipfel des Umhangs an, um die Wunde zu begutachten, und deckte ihn dann mit einem anerkennenden Murmeln wieder zu. »Du hast gute Arbeit geleistet«, sagte er wesentlich ruhiger zu Shaka als vorhin in der Aufregung des Augenblicks. »Und ich werde gleich noch einmal auf deine Fähigkeiten zurückgreifen müssen. Meine eigenen Kräfte muss ich nach Möglichkeit schonen, ich habe mich in den letzten Tagen schon mehr verausgabt, als ich mir eigentlich erlauben konnte. Ich fürchte, ohne deine Unterstützung schaffe ich es nicht.«
»Wenn dem so ist«, erwiderte Shaka knapp und neigte dabei leicht den Kopf, »stehe ich zu Eurer Verfügung.« Aber er wirkte nicht begeistert, und man konnte ahnen, dass er lieber darauf verzichtet hätte. Er hielt seinen Stab nun anders als vor dem Zweikampf, als er ihn wie ein Gepäckstück oder vielleicht wie eine Waffe getragen hatte. Jetzt hatte er die Spitze fest auf den Boden gerichtet, stützte sich aber nicht auf. Der Stab wirkte vielmehr wie ein Teil seines Körpers. Thix wurde bewusst, dass ihm dasselbe durch den Kopf gegangen war, als er miterlebt hatte, wie der Magus seine verzierte Lanze schwang. Auch Allan Sirio im Saal im Wald hatte seinen Birkenstock so gehalten.
Der Magus nickte und schaute Shaka tief in seine schmalen
Augen. »Ich brauche eine Kette«, sagte er. »Eine, die mehr aushält als normale Glieder aus Stahl. Wie du weißt, kann ich keine magische Fessel verwenden, denn dann würde ich meine Kräfte aufbrauchen.«
Shaka machte eine knappe Handbewegung, zum Zeichen, dass er ihn verstanden hatte. Dann stieß er einen leisen Seufzer aus, der sich aus dem Mund dieses so unnahbaren, gleichmütigen Dämons befremdlich ausnahm. »Gebt mir eine Wasserflasche.«
Beflissen löste Morosilvo seine vom Gürtel und reichte sie dem Dämon. Shaka entfernte wortlos den Stöpsel und
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