THARKARÚN – Krieger der Nacht
von den purpurroten, nicht gerade wohlwollenden Augen des Dämons förmlich aufgespießt, aber er hielt seinem Blick stand. Um sich in dieser Gruppe schützen zu können, musste man von allen respektiert und gefürchtet werden, und dieses Ziel konnte er am schnellsten erreichen, wenn er Shaka Alek herausforderte, der von allen, wenn nicht respektiert, so doch zumindest gefürchtet wurde.
»Du hast doch gerade Magie eingesetzt, oder?«, fuhr Morosilvo fort und versuchte, an Shakas undurchdringlicher Miene zu erkennen, wie er auf seine Worte reagierte. Jetzt war es auch zu spät für einen Rückzieher, obwohl er ahnte, dass der Dämon ihn am liebsten mit einem Fluch erledigt hätte. »Höhere Magie, würde ich meinen. Ich glaube, irgendjemand hier hat gesagt, dass gegenseitiges Vertrauen von größter Bedeutung ist, wenn wir alle
dieses schreckliche Abenteuer überleben wollen. Ich weiß zwar nicht, wie die anderen darüber denken, aber ich meine, Vertrauen kommt nur von Wissen. Ich traue nur jemandem, von dem ich weiß, wer er ist.«
Morosilvo hatte den Eindruck, dass jemand aus der Gruppe ihm leise beipflichtete. Und Ametistas zustimmendes Kopfnicken ermutigte ihn fortzufahren. Shaka stand reglos da, die bleichen Finger fest um den dunklen Stab geschlossen. Der Magus hatte sich über den immer noch besinnungslosen Farik gebeugt und schien von ihrer Auseinandersetzung nicht ein Wort mitzubekommen. Allerdings vermutete Morosilvo, dass er in Wirklichkeit alles genau verfolgte und dies nur eine strategische Täuschung war.
»Als wir uns zum ersten Mal bei den Häusern des Friedens begegnet sind, hast du mir gesagt, du wüsstest, wer ich bin, und dass du dich vor mir in Acht nehmen würdest. Ich habe beschlossen, das als Kompliment aufzufassen und mich dir gegenüber ebenso zu verhalten. Aber jetzt weiß ich nicht mehr, vor wem ich mich in Acht nehmen soll. Vor dem geschickten und unerbittlichen Krieger, für den ich dich gehalten hatte, oder vor einem Zauberer? Du weißt alles über mich und meine Taten. Daher sollte es zwischen uns keine Geheimnisse geben, Shaka Alek.«
Diesmal war die allgemeine Zustimmung lauter, Morosilvo sah ganz deutlich, dass Arinth und Ametista nickten. Klare Worte konnten nicht schaden, und wenn nur der Mensch seinen Hals riskierte, konnte das den anderen recht sein.
Shaka, auf den nun alle Augen gerichtet waren, stand immer noch da wie versteinert, Morosilvos Worte schienen ihn nicht weiter berührt zu haben. Doch dann neigte er seinen Kopf, dass die Münzen in seinen Haaren klirrten. »Du hast wahr gesprochen, Morosilvo«, sagte er, und in seiner kalten Stimme klang noch etwas von der zischenden, unbekannten Sprache nach, die er zuvor benutzt hatte. »Meine Einschätzung stimmte, dass ich vor dir auf der Hut sein sollte. Aber Recht muss Recht bleiben.
Ihr habt einen Anspruch darauf zu erfahren, dass ich ein Schwarzer Hexer bin.«
Diese Enthüllung bestürzte alle, nicht nur Morosilvo.
Jeder in den acht Reichen hatte schon einmal von den Schwarzen Hexern gehört. Sie hatten ihren Sitz im Reich der Dämonen, in der Stadt Shilkar, die nur ihnen gehörte und zu der Fremde und Besucher höchstens beschränkten Zutritt erhielten. Kein Magierorden der Welt hatte einen ähnlichen Ruf, über keinen waren mehr Legenden im Umlauf. Die Schwarzen Hexer waren die mächtigsten Zauberer aller acht Völker, auch weil sie ständig nach neuen Formen und Anwendungsbereichen von Magie suchten. Eiserne Disziplin und harte Übung, die nur die Besten von ihnen durchhalten konnten, machten sie zu Meistern der Zauberkunst, und sie konnten enorme Kräfte beherrschen. Skrupellos erforschten sie auch die dunkelsten Abgründe der okkulten Künste, von denen ehrenhafte Zauberer die Finger ließen, und bewegten sich auf einem schmalen Grat zwischen dem wissenschaftlichen Studium der Magie und deren Einsatz für unlautere Zwecke. Und dass sie ihre Geheimnisse eifersüchtig hüteten, trug nicht gerade zur Verbesserung ihres Rufes bei.
Dennoch waren die Schwarzen Hexer normalerweise sehr stolz auf ihren Titel: In dem Bewusstsein, dass niemand in den acht Reichen ihnen auf diesem Gebiet das Wasser reichen konnte, trugen sie überall ihr schwarzes Ordensgewand, wobei sie die ausladende Kapuze mit der Spitze gern tief über die Augen zogen. Ihren langen Stab zeigten sie offen, genau wie die vielen Amulette in ihren Haaren, die Taschen voller Heilkräuter, darunter auch manches Giftige, und die zahlreichen Tätowierungen,
Weitere Kostenlose Bücher