THARKARÚN – Krieger der Nacht
die ihren Körper zierten.
Ein inkognito reisender Schwarzer Hexer war die absolute Ausnahme. Keiner hätte das von Shaka Alek vermutet, der durch seine Taten nicht nur traurige Berühmtheit erlangt hatte, sondern auch noch stolz darauf zu sein schien. Es schien vollkommen abwegig,
dass in all diesen Jahren niemand seine wahre Identität herausgefunden hatte.
»Ein Schwarzer Hexer?«, wiederholte Morosilvo und war einen Moment lang so verblüfft, dass er ganz vergaß, sarkastisch zu werden.
Schweigend löste Shaka eine der Messingspangen, die sein Gewand hielten, und als der blaue Stoff von seinen Schultern glitt, sah man auf seiner durchscheinenden Haut einen Teil einer auffälligen schwarzen Tätowierung aus kleinen Figuren und magischen Zeichen, die sich über den ganzen Körper des Dämons zog. »Ein verstoßener Schwarzer Hexer«, erklärte Shaka Alek jetzt und zog sein Gewand wieder hoch. »Der Orden hat mich kurz nach Beendigung meiner Ausbildung ausgeschlossen, damals war mein Name noch nicht in aller Munde. Ich hatte mich als Söldner verdingt, denn das schien mir der schnellste Weg, mir einen gewissen Ruf zu erwerben und leichter meine Ziele zu erreichen. Die Ordensmeister teilten meine Auffassung nicht. Sie waren davon überzeugt, dass man die Talente eines Schwarzen Hexers nicht verkaufen dürfe. Dass sie nur zum Nutzen der Bruderschaft eingesetzt werden sollten. Ein Schwarzer Hexer sollte niemals jemandem dienen, der dafür bezahlt, sondern nur dem, der ihn um Hilfe anfleht.«
»Doch auch verstoßen bleibt ein Schwarzer Hexer immer noch ein Schwarzer Hexer«, sagte der Magus hinter ihm und bestätigte damit Morosilvos Eindruck, dass der Riese im Druidengewand nicht ein Wort ihrer Unterredung verpasst hatte. »Auch deswegen bist du nützlich für diese Gruppe, Shaka Alek. Wir brauchen jemanden, der die dunkelsten Seiten der Magie beherrscht, wenn wir einen Feind schlagen wollen, der diese Seiten ebenfalls zu nutzen weiß. Und auch ihr«, er musterte sie der Reihe nach, »seid nicht nur ausgewählt worden, weil ihr zu unfairen Mitteln greift, sondern weil ihr über seltene Fähigkeiten verfügt, die in unserem Kampf sehr hilfreich sein werden. Talente, von denen ihr vielleicht selbst nichts ahnt. Andere sind euch nur zu gut bekannt.«
Wieder glitten seine Augen von einem zum anderen. »Ametistas hypnotische Kräfte. Pelcus’ Geschick im Umgang mit Sprengstoff. Thix’ Neigung, zu verschwinden. Shakas Magie und Morosilvos Schläue. Fariks unglaubliche Zähigkeit, Arinths strategische Fähigkeiten. Und ja, auch Ardrachans Wahnsinn. Das ist nur ein verschwindend kleiner Teil von dem, was wir bräuchten. Aber es ist zumindest ein Anfang.«
Seine Worte stießen nicht gerade auf Begeisterung. Aber Morosilvo hätte alles, was er in diesem Moment besaß, sogar Allan Sirios Amulett, darauf verwetten mögen, dass der Magus eine sehr klare Vorstellung von dem hatte, was sie erwartete. Und das beruhigte ihn nicht, ganz im Gegenteil.
DREIZEHN
E S WAR SEHR mutig von dir, ihn so herauszufordern. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
Morosilvo hätte sich über das mangelnde Vertrauen in seine Fähigkeiten ärgern können, beschloss aber, sich nicht weiter aufzuregen. Er fühlte sich in diesem Moment seltsam heiter und wollte sich das angenehme Gefühl nicht von Ametistas Worten zerstören lassen. »Vielen Dank.«
Das nächtliche Lager war ruhig, von den neun Reisenden lagen sieben schon in den Zelten. Der Magus hatte jeweils zwei von ihnen für die Wache eingeteilt, und hier hatte er deutlich mehr Rücksicht auf Empfindlichkeiten genommen als bei der Wahl der Anführer des vereinten Heeres der acht Reiche. Morosilvo war ganz besonders zufrieden. Während sein Herrscher Zarak Fudrigus sich mit dem Elbenkönig herumschlagen musste, befand er sich gerade allein mit Ametista auf einer einsamen Lichtung, über sich einen pechschwarzen Nachthimmel mit friedlich funkelnden Sternen. Farik, der sich dank der Zauberkräfte von Shaka und dem Magus schon wieder so erholt hatte, dass man meinen konnte, er wäre niemals verletzt gewesen, war allerdings nicht besonders begeistert darüber gewesen, dass man ihm den Dämon zugeteilt hatte. Obwohl er ihm vielleicht sein Leben, zumindest aber die einwandfreie Nutzung seines Armes verdankte, wollte der Goblinbrigant einem Schwarzen Hexer nicht wirklich über den Weg trauen.
Pelcus und Arinth, die eben von Morosilvo und Ametista abgelöst worden waren, hatten sich die ganze
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