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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Tisch versammelt, auf dem eine genaue Karte des Nordostens der acht Reiche lag.
    Auf der rechten Seite des Tisches saß Gavrilus Sulpicius zwischen General Asduvarlun und seinen Söhnen, die aussahen, als wollten sie ihn gegen jeden äußeren Angriff verteidigen. Auf der linken Seite war Zarak Fudrigus. Er hatte einen Blick aufgesetzt, der zwischen Hinterlist und Würde schwankte, und links und rechts von ihm hatten sein Sohn und der Ombrier der Schwarzen Garde Huninn Skellensgard Platz genommen – sowie ein großer Mann mit grau meliertem Haar, eingefallenen Wangen und gelben Katzenaugen, der Zarak, ohne ein einziges Wort zu verlieren, bis zur Stadt der Dämonen begleitet hatte. An den Ecken des Tisches saßen die Kommandanten – der Zwergenoberst Ulf Ghandar und der Schwarze Hexer Lay Shannon – und tauschten besorgte Blicke. Keine Mission kann auch nur entfernt funktionieren, wenn ihre Anführer in nichts übereinstimmen. Und ein guter Soldat weiß das.

    Gavrilus und Zarak hatten sich gerade noch darüber einigen können, wer welchen Platz am Tisch einnahm.
    Carith Shehon, das Falkennest, war aller Wahrscheinlichkeit nach die uneinnehmbarste Festung des Dämonenreiches, und da die Lage immer schneller außer Kontrolle geriet, war es vielleicht doch keine Feigheit gewesen, sich an einen derartigen Ort zurückzuziehen. Was Dhannam Sulpicius anging, so hatte er sich seit ihrer Ankunft in Carith Shehon des Eindrucks nicht erwehren können, dass nicht einmal die hohen Steinmauern der Festung ausreichen würden, um sie vor dem zu schützen, was dort draußen auf sie wartete.
    Anscheinend teilten alle Soldaten des bunt zusammengewürfelten Heeresteils, der dem Befehl der beiden Könige unterstand, diese Meinung. Viele von ihnen, Elben, Feen und Zwerge, waren noch nie zuvor so weit nach Norden vorgedrungen. Die Einzigen, die sich in der abweisenden Dämonenstadt wohlfühlten, waren die Dämonen selbst. Sogar die abgehärtetsten Kämpfer verhehlten nicht, dass sie einen anderen Aufenthaltsort vorgezogen hätten. Und wenn selbst sie Angst hatten, warum sollte er dann nicht von Panik erfüllt sein, fragte sich Dhannam stumm.
    Carith Shehon war ganz sicher nicht die passende Umgebung, um Seelen zu trösten und die angeschlagene Moral zu heben. Die Stadt lag einsam in den höchsten Bergen der acht Reiche und galt vor allem deshalb als uneinnehmbar, weil sie so schwer zu erreichen war. Der Postwagen, der sie mit den lebensnotwendigsten Vorräten versorgte, fuhr nur einmal im Monat zur Stadt hinauf, und die Handelskarawanen der Kaufleute wagten sich noch seltener in diese Höhen. Nicht zufällig hatte man diesen Ort, der auf einer nahen Bergspitze hockte wie ein düsterer Vogel mit angelegten Flügeln, als Refugium der Wahrsager ausgewählt. Im Herbst fegten Stürme über die Berge der Umgebung, und immer wieder erzählten die Bewohner denjenigen, die zum ersten Mal in die Stadt kamen, dass im nahen Winter die Stadt wahrscheinlich durch die Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten werden würde.

    Jeden Morgen wurde Carith Shehon von so dichtem Nebel eingehüllt, dass nur die spitzen Türme der Festung hervorschauten : die beiden Türme des riesigen schwarzen Tempels, der Talon, dem Gott der Finsternis, der Nacht und der dunklen Künste, geweiht war. Im Laufe des Tages lichtete sich der Nebel, doch die Stadt wirkte unverändert grau. Die Straßen waren mit grauen Felsplatten gepflastert, und der Himmel war ständig von rauchigen Wolken verhüllt, durch die die von einem milchig trüben Hof umgebene Sonne nur ab und an wie durch einen zerrissenen Vorhang hindurchdrang. Carith Shehon war düster und abweisend und alles atmete hier Tod und Bedrohung. Die Soldaten der Garnison hätten nicht mutloser sein können, obwohl sie in der Bevölkerung wohlgelitten waren.
    Jeden Morgen, wenn er hier das Fenster öffnete, vermisste Dhannam Sulpicius die weißen Mauern und die blumengeschmückten Balkons seiner Heimatstadt Astu Thilia. Und umso mehr empfand er diesen Mangel nun im Ratssaal oben in der Festung.
    Die beiden Kommandanten des Heeresteils hatten auch nicht gerade zur Aufheiterung beigetragen, wahrscheinlich weil sie die beiden zerstrittenen Könige, deren Befehlen sie gehorchen mussten, mit Skepsis betrachteten. Auf Dhannam machten sie jedenfalls einen düsteren Eindruck.
    Ulf Ghandar, der Kommandant der Steinwache, war ein mürrischer, alter, finster wirkender Krieger, der ständig jedem erzählte, wie er bei einer

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