THARKARÚN – Krieger der Nacht
Ahnung. Ich habe mich noch nie für Bäume interessiert, außer, wenn ich mich dahinter verstecken musste. Aus Eiben kann man auch Gift gewinnen, das ist alles, was ich über sie weiß. Und das ist dir sicher bekannt.« Er sah sie durch die dünner werdenden Rauchspiralen hindurch nicken. »Wenn du mehr wissen willst, müsstest du schon den Druiden bei den Häusern des Friedens fragen, den Freund des Magus. Der ist geradezu besessen von Bäumen.«
»Ich glaube, alle Druiden sind das.«
Irgendwo im Unterholz zirpte eine Grille. Ametistas Lippen, die das Pfeifenmundstück hielten, glänzten feucht. Ihre Lider waren immer noch halb geschlossen. Im flackernden Schein des Lagerfeuers schien ihr weißes Gewand geradezu durch die nächtliche Dunkelheit zu leuchten. Es war über eine Schulter gerutscht, sodass es über ihren Brüsten eine sinnliche Falte warf, die Morosilvo an eine Schaumkrone erinnerte.
» Allan Sirio ist auch ein Kräuterkundiger, nicht wahr?«
Die Frage drang wie aus weiter Ferne zu Morosilvo. Er schreckte zusammen und schüttelte sich. Er hatte schon wieder nicht aufgepasst. Wenn er so weitermachte, würde er bestimmt nicht mehr lange am Leben bleiben. »Er ist das Oberhaupt der Bruderschaft«, murmelte er undeutlich, da er seine Gesichtsmuskeln erst wieder unter Kontrolle bringen musste. Ein Glück, dass Ametista im Halbdunkel sein Gesicht nicht sehen konnte. »Zumindest hatte ich den Eindruck. Allerdings habe ich nicht so genau hingehört, wenn er erzählte. Er verbrachte ja Stunden an meinem Bett und hat dabei nie für zwei Sekunden den Mund
gehalten. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte darum gebettelt, dass er mir lieber noch ein Knie zerschmettert.«
Ein kleines Lächeln glitt über Ametistas Lippen und gab den Blick auf ihre perlengleichen, weißen Zähne frei. Als sie dazu auch noch mit ihrer dunklen entblößten Schulter zuckte, hatte Morosilvo auf einmal ein ganz flaues Gefühl im Bauch. Wahrscheinlich hätte ihm auch jetzt ein Schlag auf die Knie gutgetan, um wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Aber hier gab es keinen Allan Sirio mit seinem Birkenstab. Er war allein mit Lady Ametista.
»Dieser Druide muss ein wirklich guter Kämpfer sein, wenn es ihm gelungen ist, dich mit einem Schlag zu überrumpeln«, schnurrte die Faunin. »In unserem Reich kennt jeder deine Heldentaten. Wir haben alles gehört über die Wachen, die du ermordet hast. Wirklich bemerkenswert.«
»Das ist mein Handwerk«, entgegnete Morosilvo. Er hatte nicht vor, sich vor ihr zu brüsten, die Worte waren ihm einfach von allein über die Lippen gekommen, als ob seine Gesichtsmuskeln und Stimmbänder nach eigenem Willen handelten. Ein flüchtiger Blick von Ametista und schon funktionierte sein Verstand nicht mehr. Er merkte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war, aber der Gedanke daran spukte ihm nur kurz durch den Kopf. Er fühlte sich ungewohnt leicht, so als schwebe er in der Dunkelheit. Seine Augen konnten sich gar nicht mehr von den funkelnden Pupillen der Faunin lösen, die unter den langen gebogenen Wimpern immer größer zu werden schienen. »Für ein gutes Geschäft mache ich noch ganz andere Dinge, als nur ein paar Wachen auszuschalten. «
Ohne Vorankündigung lag plötzlich Ametistas Hand auf seiner Schulter. Sie war klein und fühlte sich warm an. Morosilvo stieg eine Wolke würzigen Rauches in die Nase. Ein Schauder überlief ihn. »Das muss sehr einträglich sein.«
Ihre leise Stimme bohrte sich wie ein tödliches Schwert in seine Rippen. Morosilvo konnte sie jetzt körperlich spüren.
Ametistas Augen füllten sein ganzes Gesichtsfeld aus; der Geruch ihres Tabaks umhüllte ihn wie ein Tuch. Für ihn hätte der nächtliche Wald auch verschwunden sein können, das einzig Wichtige auf der ganzen Welt war die schillernde violette Tiefe ihrer Augen und der Druck der kleinen Hand mit den lackierten Fingernägeln auf seiner Schulter. Die Stimme der Faunin hatte sich verändert ; es war ihm, als ob sie direkt in seinem Kopf spräche.
»Wenn für mich nichts dabei herausspringt, rühre ich keinen Finger«, brachte er mühsam hervor.
Ametistas Hand glitt an seinem Arm hinab, ertastete das feste Fleisch unter dem Stoff seines Hemdes. »Du hast kräftige Muskeln, Morosilvo Dan«, hörte er sie irgendwo in seinem Kopf flüstern. »Man merkt, dass du in deinem Leben schon viel gekämpft hast.«
Sie hatte ihre Pfeife auf den dunklen Lederbeutel abgelegt. Doch die Luft war weiterhin von dem süßlich
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