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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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als die Tür aufgerissen wurde und ungestüm gegen die Wand schlug.
    So kalt und beherrscht wie Lay Shannon sonst wirkte, hätte niemand mit diesem erschütterten Ausdruck auf seinem Gesicht gerechnet. Dem Hexer war nicht anzusehen, ob er eher aufgeregt oder verängstigt war. Er hob den Kopf, sah auf die Gruppe der Befehlshaber, die ihn anstarrten und nicht wussten, ob sie sich mehr vor einer unüberlegten Handlung oder vor den Nachrichten aus seinem Mund fürchten sollten. Dann sagte er mit beinahe enttäuschend ruhiger Stimme: »Die Gremlins haben Shilkar angegriffen. «
    »Sie haben Shilkar angegriffen?«, wiederholte Zarak, obwohl es offensichtlich war, dass Shannon nicht gelogen hatte und seine Worte selbst kaum glauben konnte. Das war verständlich, denn kein Feind, der auch nur einen Funken Verstand besaß, hätte unter allen potenziellen Zielen ausgerechnet Shilkar angegriffen: eine mit allen Möglichkeiten, die Technik und Magie boten, befestigte Stadt, die strengstens bewacht wurde und deren Bevölkerung beinahe nur aus den mächtigsten Zauberern aller acht Reiche bestand.
    Es sei denn, dieser Feind wusste bereits mit Bestimmtheit, dass er die Schwarzen Hexer besiegen konnte. Zwar hatte er schon viele von ihnen verschwinden lassen, doch angegriffen hatte er Shilkar noch nie.
    Und genau das machte ihnen Angst.
    »Was ist denn geschehen?« Amorannon Asduvarlun bewahrte als Einziger die Ruhe oder ließ sich zumindest nichts anmerken.

    Shannon setzte sich nicht, obwohl er direkt neben seinem Stuhl stand. »Sie haben heute Nacht angegriffen«, antwortete er. »Unsere Feinde haben sich bisher immer nur nachts gezeigt. Sie hinterließen Zeichen auf unseren Kreisen, Brandmale, Blutspuren und einen sonderbaren, starken Zauber, der die Luft so durchdringend erfüllte, dass man ihn riechen konnte. Auch unsere Mitbrüder verschwanden immer nachts; erst am nächsten Morgen stellte man fest, dass der eine oder andere nicht mehr da war. Doch dieses Mal war es anders: Dieses Mal sind sie in die Stadt eingedrungen. Keiner weiß, an welcher Stelle, denn obwohl die Nachtwachen ständig auf der Hut sind, hat sie niemand gesehen. Diese Gremlins sind schwarze Schatten, die ihre Form verändern können. Meine Mitbrüder haben sich gewehrt, dennoch haben sie das Schlimmste nicht verhindern können.« Shannons Finger quetschten wütend die Falten seines Gewandes zusammen. »Sie sind in unsere Hauptfestung eingedrungen und haben meinen Stellvertreter getötet, den besten Hexer von ganz Shilkar. Es ist das erste Mal, dass sie einen Schwarzen Hexer getötet haben, und wir werden seine Leiche untersuchen. Man hat mir berichtet, es sei kein schöner Anblick. Und meinen Mitbrüdern ist es zwar gelungen, einige Gremlins durch ihre Magie zu töten, doch bei Tagesanbruch haben sich ihre Körper in nichts aufgelöst.«
    Ulf Ghandar schüttelte den Kopf. »Wenigstens wissen wir endlich, dass man sie mit Magie töten kann. Vielleicht gibt es ja auch noch einen anderen Weg. Bis jetzt hätten sie unserem Wissen nach auch unverwundbar sein können, da es uns noch nie gelungen ist, einen von ihnen zu töten.«
    Ghandar reagierte als Einziger, die anderen schienen zu erschüttert, um ein Wort herauszubringen. Nur General Asduvarlun und der hochgewachsene, schweigsame Mann neben Zarak wirkten gefasst.
    »Jemand muss so schnell wie möglich nach Shilkar«, schloss Ghandar und warf der gesamten Versammlung einen beschwörenden Blick zu. »Man muss die Leiche untersuchen und Informationen
sammeln, aber vor allem könnten diese Wesen zurückkommen, und dann sollte besser jemand von uns vor Ort sein.«
    Shannon zuckte mit den Schultern. »Sehr gut. Als Oberhaupt des Ordens ist das meine Pflicht. Ich gehe und nehme eine Abteilung mit. Ich werde euch eine Nachricht senden.«
    Wieder einmal versuchten die Schwarzen Hexer, ihre Geheimnisse für sich zu behalten, selbst in dieser gefährlichen Lage. Doch diesmal erhob sich Zarak Fudrigus von seinem Platz und stellte sich Shannon herausfordernd in den Weg. »O nein«, sagte er. »Ich komme mit euch.«
    Dhannam musste seinen Vater gar nicht erst ansehen, um zu wissen, dass Gavrilus ebenfalls nach Shilkar gehen würde – und ganz gewiss würde ihn auch Asduvarlun begleiten.
    Die Aussicht, in Carith Shehon zu bleiben, während die Welt draußen im Chaos versank, schien Dhannam nicht gerade ermutigend.

FÜNFZEHN
    L AY SHANNON HATTE keineswegs gelogen, was den Zustand der Leiche seines Stellvertreters anging,

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