THARKARÚN – Krieger der Nacht
klebrigen Tabakqualm erfüllt. Morosilvo hatte das Gefühl, dass seine Haare, sein Bart, der Stoff seiner Kleider davon völlig durchdrungen waren. Er sah Ametistas unnatürlich vergrößerte Augen auch dann noch vor sich, wenn er die Lider schloss.
Dann hörte er wieder ihre Stimme. Dieses Mal hatte die Faunin tatsächlich direkt in seinem Kopf gesprochen, ohne die Lippen zu bewegen. Auch ihre Stimme hatte sich verändert. Sie war zu einem leisen, scharfen Flüstern geworden, mit dem sie ihm Befehle erteilte, denen er sich niemals zu widersetzen gewagt hätte.
Ich will, dass du mein bist.
»Hmm?« Er schüttelte sich, kniff die Augen zusammen. Einen Moment verschwanden Ametistas Augen aus seinem Gesichtsfeld, der Tabakgeruch wurde schwächer, und Morosilvo Dan merkte plötzlich, dass er sich im Lager ein paar Schritte neben den Zelten befand, dass er schweißgebadet war und Ametistas Hand irgendwie auf seiner Brust gelandet war. »He, was machst du denn da?«
Die Hand glitt unter sein Hemd und wieder sah er nur noch Ametistas Augen.
Ich will, dass du mein bist.
Warum nicht?, dachte er. Warum sollst du ihr nicht gehorchen? Ist es im Grunde nicht genau das, was du willst, Morosilvo? Das ist alles, was du begehrst. Jedem Befehl gehorchen, den sie dir gibt. Ihr zu gehören.
Als Ametistas Lippen sich auf seine pressten, entzog sich Morosilvo ihr nicht.
Bei den beiden da draußen stimmte etwas nicht, befand Thix Velinan. Sie saßen zu nah beieinander, fast schon Arm in Arm, und hatten jetzt auch noch aufgehört zu sprechen. Oder sie unterhielten sich so leise, dass er nicht mehr lauschen konnte. Das gefiel ihm gar nicht. Was immer sie da ausheckten, konnte sich auch gegen ihn richten. Da er praktisch sein ganzes Leben lang auf der Flucht gewesen war, hatte er sich seit Langem angewöhnt, nur eine Stunde pro Nacht zu schlafen, und er fand, dass man die restlichen Stunden wesentlich sinnvoller verbrachte, wenn man andere belauschte. Die Nachtwachen zum Beispiel. Zwei Leute, die in der Dunkelheit ganz allein sich selbst überlassen waren, während die anderen schliefen … Das war doch der ideale Moment, um geheime Absprachen zu treffen. Natürlich auch der beste Moment, um von diesen Absprachen zu erfahren – vorausgesetzt, man war geschickt genug, unbemerkt vom Zelt aus zu lauschen.
Aber was planten die beiden da draußen?
»Hat man dir nie gesagt, dass es unhöflich ist, andere Leute auszuspionieren ?«
Als plötzlich eine Stimme hinter ihm ertönte, fuhr Thix herum. Shaka Alek starrte ihn aus der Dunkelheit des Zeltes an. Von den Zaubermünzen in seinen Haaren ging ein leichter Schimmer aus. Thix atmete erleichtert auf. Der Dämon jagte ihm keine Angst mehr ein. Eigentlich hatte er sogar auf eine Gelegenheit gewartet,
mit ihm sprechen zu können, ohne dass die anderen es mitbekamen. Im Augenblick beschäftigte ihn aber das merkwürdige Verhalten von Ametista und Morosilvo.
»Und du hast mir hinterherspioniert«, gab Thix zurück und versuchte, seine leisen Worte spöttisch klingen zu lassen.
Shaka lächelte. Oder besser gesagt, er grinste. »Ich habe nicht spioniert. Ich habe nur aufmerksam beobachtet. Ich muss schon sagen: Wenn einer mitten in der Nacht aufsteht, obwohl er noch gar nicht an der Reihe mit der Nachtwache ist, und durch den Zeltschlitz nach draußen späht, macht er sich zumindest verdächtig. «
Thix seufzte. »Ich halte nur meine Augen offen, mehr nicht.«
»Schon gut, schon gut.« Shaka machte eine im Dunkeln kaum zu erkennende Handbewegung. »Ich werde nicht weiter nachfragen. Du kannst die beiden da draußen ruhig weiter ausspionieren, wenn es dir Vergnügen bereitet.«
Er machte Anstalten, sich wieder hinzulegen, aber Thix hatte das Gefühl, der Dämon warte nur darauf, dass er ihn aufhielt. Wie konnte Shaka wissen, dass er mit ihm sprechen wollte? »Warte!«
Shaka drehte sich blitzschnell wieder zu ihm um. Er musterte ihn, und obwohl es dunkel war, bildete Thix sich ein, dass der Dämon ihn sehen konnte, als wäre es heller Tag.
»Du bist ein Schwarzer Hexer«, flüsterte er.
Shaka presste die Lippen zusammen. Offensichtlich mochte der Dämon dieses Thema nicht. Wenn Morosilvo ihn mit seinen herausfordernden Worten nicht dazu gezwungen hätte, hätte er diesen Teil seiner Identität wohl lieber für sich behalten. »Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst«, erwiderte er barsch. »Ich hatte schon Angst, dass ich es vergessen könnte. Hast du nie das Sprichwort gehört: ›Ein
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