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The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

Titel: The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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…?
    Er wandte sich wahllos nach links, hastete gebückt unter der niedrigen Tür in den Turm hinein, und verlangsamte stolpernd seinen Schritt, weil er in der plötzlichen Dunkelheit nichts sehen konnte. Sein Fuß ertastete den Rand einer schmalen Wendeltreppe nach unten.
    Doch dann blieb Kevin so abrupt stehen, daß er beinah die Treppe hinuntergestürzt wäre. Hier kamen ebenfalls Wachen hinauf! Der Bardling raste hinaus auf die Brüstung, zwinkerte in das Tageslicht – und wäre beinah den Wachen in die Arme gelaufen, die ihm die erste Treppe hinauf gefolgt waren. Er trat und wand und drehte sich und lief im Zickzack so schnell zwischen ihnen hindurch, daß keiner eine Chance hatte, ihn zu packen. Dann verschwand er im zweiten Turm.
    Verdammt, verdammt, sie kommen auch diese Treppe hinauf!
    Doch er würde nicht aufgeben! Nicht, da Carlotta ihn erwartete! Also entschied Kevin sich für die einzige verbleibende Möglichkeit und rannte die Wendeltreppe hinauf, stolperte auf den schmalen Stufen, stieß sich die Knie und die Ellbogen, kämpfte sich immer und immer höher, bis er schließlich keuchend auf die Plattform des Turms hinausstürmte.
    Mächte, was soll ich jetzt tun?
    Der Bardling schaute sich hektisch nach allen Seiten um, und ein Anflug von Höhenangst überwältigte ihn beinah, als ihm klar wurde, wie hoch oben er sich befand.

    Die Turmspitze kam ihm plötzlich unglaublich klein und unsicher vor, während die Burg sich in einem atemberaubenden Panorama weit unter ihm ausbreitete und vor hektischem Treiben nur so brodelte.
    Kevin spannte sich an, als er zwei Leute in diesem Schwarm erkannte: Naitachal und Eliathanis, puppengroße Gestalten von hier oben, und sie sahen aus, als hätten sie viel Spaß. Sie bewegten sich mit Elfengeschwindigkeit und Eleganz, fast wie Tänzer, in einem Pas de Deux, einer dunkel, einer hell, weit schneller als die menschlichen Wachen, die vergeblich versuchten, sie zu fangen. Der Bardling hätte schwören können, daß er Eliathanis’ Grinsen sah und Naitachals Lachen schwach zu sich hinaufdringen hörte. Die Elfen unterbrachen sich einen Moment, um wieder ihre Handflächen aneinander zu klatschen, dann schossen sie in unterschiedliche Richtungen davon.
    Kevin bezweifelte keinen Augenblick, daß sie entkommen konnten und die Art und Weise auch sehr genossen.
    Sicher, großartig, jetzt können sie sich endlich eingestehen, daß sie Freunde sind. Ich bin froh, daß sie ihren Spaß haben – aber in der Zwischenzeit sitze ich hier oben in der Falle!
    Da kamen auch schon die Wachen. Kevin drehte sich um, um ihnen ins Gesicht zu sehen, mit dem Rücken gegen die niedrige Balustrade, und wappnete sich gegen das Unvermeidliche. Wenigstens wußte er, daß es ein angenehmeres Schicksal war, sich in die Tiefe zu Tode zu stürzen, als in Carlottas Hände zu fallen.
    »Spring!«
    Na prima! Jetzt hörte er schon Stimmen!
    »Kevin! Spring!«
    Kleine Finger zwickten seinen Arm so hart, daß er aufschrie. »Tich’ki!«

    »Komm schon, du idiotischer Bardling, vertrau mir!
    Spring! «
    Mächte, was, wenn das eine wirklich sadistische Abart eines Feenwitzes war? Einem Menschen zuzusehen, wie er – Plaaatsch! Aber der Bardling wußte, daß er ihr vertrauen mußte. Welche andere Wahl hatte er schon?
    Plötzlich war Kevin von tödlicher Ruhe erfüllt und kletterte auf die schmale Balustrade des Turmes. Die Welt um ihn herum war nur noch ein verschwommener Nebel. Als die Wächter in plötzlichem Schreck aufschrien, breitete der Bardling die Arme aus und sprang in die Tiefe.

21. KAPITEL
    Kevin stieß sich so weit er konnte ab und sprang von der Burg weg. Einen wilden, entsetzlichen, erregenden Moment lang befand er sich im freien Fall. Die Erde raste ihm entgegen, als warte sie begierig auf das Zusammentreffen, und er war sicher, daß er sterben würde.
    Dann war Tich’ki an seiner Seite, ihre Gestalt zu menschlicher Größe verändert, und fing ihn in ihren Armen auf. Sie flatterte heftig mit den Flügeln, um den Fall abzubremsen. Obwohl sie nicht kräftig genug waren, um sowohl ihr als auch sein Gewicht gleichzeitig zu tragen, gelang es der Fee langsam, unerträglich langsam, den Sturz zu kontrollieren. Es wird nicht funktionieren!, dachte Kevin panisch. Zeit und auch Platz reichten nicht!
    »Lockere deine Muskeln!« rief Tich’ki. »Es wird keine sanfte Landung!«
    Kevin traf auf dem Boden auf, längst nicht so hart, wie er befürchtet hatte, und rollte hilflos den steilen Hügel hinunter.

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