The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
vor magischer Glut.
» Dachte ich’s mir doch, daß unsere Flucht ein bißchen zu glatt lief.«
»Hört mir zu!« murmelte Lydia. »Wenn ich das Zeichen gebe, dann galoppiert los.«
»Sei nicht albern«, begann Naitachal, doch Lydias Schrei unterbrach ihn.
»Und … los! «
Die erschrockenen Pferde preschten wie auf Kommando alle gleichzeitig los. Doch bevor sie Carlotta erreichen konnten, schrie diese wilde Beschwörungsformeln heraus – und eine hohe Feuerwand schoß fauchend hoch. Die Pferde wieherten vor Entsetzen auf, scheuten heftig und kämpften gegen ihre Reiter an. Kevin verlor einen Steigbügel und hätte sich beinah die Nase gebrochen, als er sich mit Leibeskräften an den Hals des Pferdes klammerte.
»Hab’ ich doch gesagt.« Naitachals Worte kamen abgehackt, als sein eigenes Pferd sich aufbäumte, und er sich mit seinem Mantel, der sich wie Fledermausflügel aufbauschte, wie eine Legende der Finsternis gegen den dunklen Himmel abhob.
»Wo ist Carlotta?« rief Lydia, die sich heftig an ihr bockendes Pferd klammerte.
»Wer weiß?« Tich’ki flatterte heftig mit den Flügeln, konnte aber nicht hoch genug steigen, um einen Blick über die magischen Flammen hinweg werfen zu können.
Die plötzlich erhitzte Luft wehte sie bei jedem Versuch weg. »Irgendwo hinter dem ganzen Zinnober.«
»Illusion!« rief der Bardling, obwohl er die Hitze des Feuers spüren und den Rauch riechen konnte. Er kämpfte mit seinem hysterisch ausschlagenden Pferd. »Es muß eine Illusion sein!«
»Das ist keine Illusion!« Der Dunkle Elf schaffte es mit Mühe, sein Pferd wieder auf alle vier Hufe zurückzuzwingen. »Ihr ist es gleich, ob sie den ganzen Wald abbrennen muß, solange sie uns nur lange genug aufhält, um … Der Fluch soll sie treffen, da sind sie schon.«
Ein neuer Blitz erhellte eine heranrückende Armee. Es mußten so ziemlich alle Bewaffneten des Grafen sein: Ritter und sämtliche einfachen Wachsoldaten der Burg.
Die Feuerwand schreckte sie nicht ab; da sie nicht gesehen hatten, wie sie entstanden war, dachten sie vermutlich, ein Blitz hätte das Feuer entfacht.
»Wir können nicht gegen alle kämpfen«, brüllte Lydia über den rollenden Donner. »Naitachal, wie weit erstreckt sich diese Feuerwand?«
Der Dunkle Elf zuckte wütend mit den Schultern. »Ich kenne den Zauber nicht, den Carlotta benutzt hat. Sie könnte mehrere Wegstunden weit reichen!«
»Dann werden wir eben mehrere Stunden daran entlangreiten, verdammt noch mal!«
Die Amazone hieb dem Pferd die Hacken in die Seite und zwang es in den Trab. Sie ritt parallel zum Feuer, und die anderen folgten. Doch da erhob sich fauchend eine neue Feuer wand vor ihnen und schnitt ihnen den Fluchtweg ab. Kevins Pferd schrie förmlich vor Furcht, und der Bardling wäre beinah schon wieder aus dem Sattel geflogen. Er kämpfte um sein Gleichgewicht und warf einen ängstlichen Blick zum wolkenverhangenen Himmel empor.
Der Regen, verflixt und zugenäht, wo bleibt der Regen? Er würde dieses Feuer auslöschen und uns die Chance geben, aus dieser Falle zu entkommen, bevor …
»Hey, halt!«
Sein Pferd hatte offensichtlich genug von den Flammen.
Das Tier wirbelte herum, bevor Kevin es aufhalten konnte, und raste blindlings zum Schloß zurück – und dem wartenden Feind geradewegs in die Arme. Der Bardling riß wie verrückt an den Zügeln. Warte, Moment mal! Hatte er nicht irgendwo gehört, daß man ein Pferd in einen großen Kreis führen sollte, wenn es mit einem durchging?
Hah, leicht gesagt! Das Tier war verdammt eigensinnig und hatte einen Hals wie aus Eisen. Gleich gerieten Pferd und Reiter in Schußweite der Bogenschützen. Kevin war schon nah genug, um den blanken Wahnsinn in den Augen der Soldaten erkennen zu können, und fragte sich schaudernd vor Entsetzen, wie Carlotta es geschafft hatte, eine ganze Burg zu unterwerfen. Zauberei? Oder hatte sie zu einem simpleren Mittel gegriffen und einfach Drogen in die Trinkwasserversorgung gemischt? O
Mächte, das war im Moment ziemlich egal, weil dieser idiotische Gaul sie beide umbringen würde!
Kevin wollte gerade aus dem Sattel springen und hoffte, daß er sich dabei nicht den Hals brach, als er das Trommeln von Hufen neben sich hörte. Ein zweites Pferd tauchte neben ihm auf. Der Bardling warf einen kurzen Blick zur Seite und erkannte das elegante Profil und das seidige, platinblonde Haar: Eliathanis!
Dann jedoch schaute der Bardling dem Weißen Elf genauer ins Gesicht und schnappte nach Luft.
Weitere Kostenlose Bücher