The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
standen alle schweigend auf der Mauer und schauten auf den nächsten Wall und den Korridor dazwischen.
»Da unten liegt ebenfalls Schnee«, sagte Raven nachdenklich.
»Oder Eis«, meinte Cedric.
»Oder beides«, meinte Wulfgar ziemlich ungeduldig.
»Also, was machen wir nun?«
Arturis drehte sich um. »Was wir machen? Na, wir gehen weiter, natürlich! In den Korridor hinein, um zu finden, was gefunden werden muß …«
»Klar, sicherlich«, unterbrach der Barde ihn unwirsch.
»Aber …«
»Los geht’s!« rief Arturis erfreut und stürzte sich praktisch die Mauer hinunter. Er rutschte aus und landete flach auf seinem Gesicht. Doch einen Moment später rappelte er sich anscheinend unverletzt hoch. Die anderen folgten ihm gemächlich.
»Ich sage, wir gehen dort entlang«, hub Arturis gewichtig an und deutete nach links.
»Warum?« Cedric trat dem Paladin in den Weg, bevor der einfach losstürmen konnte, und deutete in die andere Richtung. »Warum nicht da lang? Der Weg kommt mir wesentlich angenehmer vor …«
»Wie könnt Ihr das sagen?« wollte Gawaine wissen.
»Er sieht eben angenehmer aus«, wiederholte Cedric starrköpfig.
»Aber ich habe geschworen, zur Ehre Gottes zu kämpfen, und alles Böse kommt von links!« brüllte Arturis.
»Um so mehr ein Grund, in die andere Richtung zu gehen«, sagte Naitachal. »Ich habe nämlich weit weniger Interesse an den ›Bösen Dingen‹, als vielmehr daran, zu entdecken, was es hier sonst noch gibt.« Er schaute sich um. »Tem-Telek, was denkt Ihr?«
Der Echsenmann zog die Kapuze tiefer über seine Brauen. »Ich gehe in die Richtung, in die der Rest geht.
Mir ist es egal.«
»Ich gehe mit Euch«, sagte Wulfgar sofort. »Natürlich.«
»Und Raven?« fuhr der Barde fort. Der Druide zuckte die Schultern und schaute ergeben zum Himmel. »Nun, ich würde sagen, wir gehen …«
Gawaine seufzte, als Cedric und Arturis ihn niederschrien, wobei sie weniger den Druiden als vielmehr sich gegenseitig anbrüllten. Jetzt jedoch platzte Naitachal der Kragen, und er fauchte sie beide gleichzeitig an. Raven trat zur Seite und kreuzte die Arme. Gawaine fühlte sich daran erinnert, wie der alte Stallmeister streitende Pferdeknechte zur Räson gebracht hatte.
»Bei dem Tempo kommen wir nie von der Stelle«, murmelte Gawaine verärgert. Sein Blick fiel auf die nächsten Wand. Warum streiten wir uns über rechts und links, wenn es auch ein Geradeaus gibt? Ohne länger nachzudenken, überquerte er den Korridor und fing an, die Mauer zu erklimmen. Auf halbem Weg schaute er zu seinen Gefährten hinab. Der Bogenschütze, Arturis und sein Meister standen sich jetzt unmittelbar gegenüber. Sie fuchtelten alle mit den Armen herum und versuchten, die beiden jeweils anderen niederzuschreien. Wulf gar mischte sich ein und hüpfte auf der Stelle, um sich Gehör zu verschaffen. Tem-Telek seinerseits bemühte sich, die Aufmerksamkeit seines Dieners zu gewinnen – vergebens. Raven lächelte spöttisch vor sich hin.
Der Boden schien sich zu bewegen und zu verschwimmen, und Gawaine konzentrierte sich wieder auf die Mauer. Einen Moment später stand er oben. »Meister!« rief er hinab. »He, Meister!«
Naitachal drehte sich um und schaute schließlich hoch.
Die anderen verstummten und blickten erwartungsvoll zum Bardling auf.
»Was ist auf der anderen Seite?« wollte der Barde wissen.
Doch Gawaine hatte eine Bewegung in westlicher Richtung bemerkt. Jetzt starrte er fassungslos den Korridor entlang. Er streckte die Hand aus. »Äh … Ihr solltet lieber fragen, was da zu Eurer Linken kommt.«
Naitachal und die anderen drehten sich wie ein Mann um. Ziemlich weit entfernt, aber längst nicht weit genug, standen zwischen den beiden Mauern große, häßliche Männer in schwarzer Lederkleidung und mit schweren Brustpanzern. Und jeder von ihnen schwang ein Schwert in der Hand.
»Es müssen ungefähr fünfzig sein«, flüsterte Cedric.
»Woher sind die denn gekommen?«
»Unwichtig«, fuhr Naitachal ihn an. »Wohin sollen wir gehen? Das, ist die entscheidende Frage. Los, über die Mauer, ihr alle!«
Doch er hatte nicht mit Arturis gerechnet. Der Paladin stieß einen lauten Schrei in seiner ›Zunge‹ aus und brüllte dann: »Zur Ehre und dem größeren Ruhm des wahren Gottes!« Daraufhin zog er sein Schwert und einen langen Dolch und raste direkt auf die Schwarzen zu.
»Sie werden ihn umbringen!« rief Raven.
»Das hoffe ich für ihn, sonst werde ich ihn höchstpersönlich ermorden«,
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