The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
zischte Naitachal. »Wir werden es nicht alle schaffen, die Mauer zu überwinden, bevor sie über uns herfallen.«
»Nein«, sagte Cedric ruhig.
»Und es ist sinnlos, ohne Grund zu sterben«, setzte Naitachal hinzu.
»Ja.« Der Schütze hatte den Bogen erhoben, ließ ihn jedoch sinken.
»Tut das nicht, solange Ihr ihre Absichten noch nicht kennt«, beendete der Barde seinen Satz. Er schaute kurz hoch und erwiderte Gawaines ängstlichen Blick, als einige der Bewaffneten Arturis umringten. Glücklicherweise verstummte der Paladin.
Die restlichen Männer kamen über Schnee, Eis und dem verblichenen braunen Gras in einem raumgreifenden Trab auf sie zu. »Junge, laß dich auf die andere Seite fallen, außer Sicht – und widersprich mir nicht. Tu’s einfach!«
»Sire!« Gawaine zitterte plötzlich so stark, daß er über die Mauerkrone kriechen mußte. Er setzte sich auf den gegenüberliegenden Rand und ließ sich so vorsichtig wie möglich herab. Ein Schrei von der anderen Seite erschreckte ihn. Seine Hände glitten auf dem Eis aus, und er rutschte hinab. Dann fiel er durch die Luft. Er merkte nicht mehr, wie er auf dem Boden aufschlug.
15.
KAPITEL
Naitachal hörte das rutschende, schabende Geräusch und zuckte zusammen, als Gawaines erschreckter Schrei schnell leiser wurde und schließlich abbrach. Hoffentlich ist ihm nichts passiert, dachte er besorgt. Zu mehr blieb jedoch keine Zeit, denn sie waren umzingelt, und zwei schwarz gekleidete Wächter packten ihn.
»Tau!« befahl einer von ihnen heiser. Jemand reichte ihm ein Stück. Gut, ein beruhigender Gedanke, dachte Naitachal. Bewaffnete wie die hier trugen keine Stricke bei sich, wenn sie ihre Gegner umbringen wollten. Neben sich sah er Arturis, der regelrecht verschnürt war. Er trug einen Knebel, und einer der Bewaffneten hatte ihn sich einfach über die Schulter geworfen. Der Barde streckte die Arme aus, damit die Häscher sahen, daß er keine Waffen in der Hand hielt. Er ließ sich ohne Kommentar durchsuchen. Einer der Männer ertastete den Messergurt, fand auch das kurze Schwert, das Naitachal aus dem Wagen der Sklavenhändler mitgenommen hatte, und spürte auch den Dolch, der im Stiefel steckte. Doch er nahm ihm keine Waffe fort. Auch die Laute ließ er auf dem Rücken des Barden. Dann fesselte er Naita-chals Hände und ließ ein Stück Strick als Leine übrig.
Naitachal schaute auf die innere Mauer und gab nach, als man ihn in einen schnellen Marsch drängte. Hoffentlich geht es dem Jungen gut. Man konnte nur raten, was sich hinter dieser Mauer befand. Wahrscheinlich noch eine, so wie die Dinge lagen. Naitachal betrachtete nachdenklich die äußere Mauer, während er an ihr vorbeiging.
Ich weiß nicht mehr, warum ich diese Mauer überhaupt überwinden wollte. Eigenartig, höchst merkwürdig. Es war fast so, als hätte etwas in ihre Gedanken eingegriffen und die Vorstellung, herüberzusteigen, unwiderstehlich gemacht.
Jetzt war es nicht mehr unwiderstehlich. Naitachal fühlte sich, als wäre er gerade aus dichtem Nebel herausgeritten. Die Mauer zu beiden Seiten empfand er jetzt nur noch als ein Rätsel. Ein interessantes, gewiß. Aber sie war es nicht wert, daß sie in ihrer Wachsamkeit nachließen. Wie sie da standen und sich gegenseitig anschrien, hatten sie ein leichtes Ziel für jeden geboten, der sie gefangennehmen wollte.
Er schaute nach vorn und dann nach rechts. Einer der Wächter trug immer noch Arturis, der sich schwach wehrte. Raven ging direkt vor ihm, daneben Cedric. Der Bogen schlug im Takt seiner Schritte gegen seine Schulter. Sie haben uns unsere Waffen nicht genommen. Und da sie selbst bewaffnet sind, wissen sie genau, was wir damit tun können. Nicht gut. Anscheinend fürchten sie das nicht. Vielleicht hatten sie keine besonderen Befehle, was sie mit den Waffen anfangen sollten, und handelten nicht selbständig. Aber das wäre dumm. Wahrscheinlich fürchteten diese Männer die kleine Gruppe nicht, bewaffnet oder nicht. Ein bedrückender Gedanke. Naitachal zwang sich dazu, an etwas anderes zu denken.
Wulfgar trottete neben ihm, an dessen Seite der Echsenmann, der fast von den Seilen erdrosselt wurde. Tem-Telek drehte den Kopf herum, als spürte er den nachdenklichen Blick des Barden, und lächelte, wenn auch gequält.
Keine schlechte Idee, dachte Naitachal. Überall lagen kleine Steine, die unter dem Eis halb begraben waren und das Gehen plötzlich erschwerten. Er richtete den Blick auf den Weg, aber er dachte immer noch über
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