The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
einundzwanzig erreicht hast, dachte er unglücklich.)
Lyrana rührte sich, schaute sich um und lächelte Gawaine an. »Ich denke«, »daß ich ihm vielleicht alles hier zeigen sollte, solange es noch hell ist. Oder hat eine von Euch Einwände?«
Irene schüttelte den Kopf, und Iris lachte wissend.
»Wir haben ja schließlich Augen im Kopf, meine Liebe.
Und außerdem bist du die Älteste hier. Geh nur.«
»Danke. Gawaine?« Lyrana stand graziös auf und streckte den Arm aus. Eine Comtess hätte es nicht eleganter machen können. Und er nahm den Arm so selbstverständlich wie ein Graf.
Sie führte ihn aus dem Pavillon hinaus über das ordentlich geschnittene Gras. Doch als sie sich dem Palast näherten, wandte Lyrana sich nach rechts und führte ihn einen kiesbestreuten Weg entlang, bis an die Rückseite des Gebäudes. »Hier ist ein Gitter«, sagte sie leise und schaute Gawaine vielsagend an, um ihn daran zu erinnern, daß die Mauer sehr nah war. »Dadurch gelangt man zu einem Tunnel – na, Ihr werdet ja sehen.«
Lyrana band ihr Haar zurück, hob ihren Rock hoch und steckte ihn in die Schärpe, damit er sie nicht behinderte. Dann bückte sie sich, um an einem Ring zu ziehen, der mitten auf dem Gitter befestigt war. Sie preßte ihr Kleid dicht an sich, schaute Gawaine lächelnd an, drehte sich um und stieg hinab. Er folgte ihr und ließ auf ihre Anweisung hin das Gitter wieder an seinen Platz zurücksinken. Sehr langsam ging er in der Dunkelheit hinter ihr her, weil die Stufen seltsame Höhen und Abstände hatten, an die er nicht gewöhnt war. Schließlich erreichten sie den Boden, und Lyrana berührte seine Schulter. Er nahm ihren würzigen und gleichzeitig fruchtigen Duft wahr. Von irgendwoher hatte sie ein kleines Licht geholt, eine Kerze in einer Glaskugel, die sie hoch über den Kopf hielt. Es genügte, daß sie sehen konnte, wo sie hintraten.
Kurz darauf kamen sie in einen dämmrigen Raum. Einige dieser kleinen Kugeln standen dort auf merkwürdig geformten schmiedeeisernen Ständern – Drachen, die ihre Hände zusammenlegten, um eine Kugel zu halten, oder kleine Vögel, die eine zwischen sich hatten. Überall standen Kisten und Schachteln herum. Lyrana deutete darauf, während sie vorbeigingen. »Das ist einer von Voyvodans Lagerräumen, für Dinge, die er nicht mehr sofort zur Hand oder unter den Augen haben will.
Kommt, hier entlang.«
Doch Lyrana schritt schnell und unermüdlich voran und führte ihn sicher durch das Gewirr von Gängen. Vor einer einfachen Tür blieb sie stehen. »Wir werden gleich hierher zurückkommen, weil Ihr hier sicher schlafen könnt.«
Wir? Gawaine gefiel der Klang dieses Wortes, und aus dem Blick, den sie ihm zuwarf, schloß er, daß er sie nicht mißverstanden hatte. Trotzdem, sie war kein Mädchen, das man einfach nehmen und dann wegwerfen konnte.
Sie hat gelernt, jeden Tag so zu leben, als wäre es ihr letzter. Ach, könnte ich sie doch irgendwie vor Voyvodan retten … Das erinnerte ihn an etwas anderes: Es gab noch mehr, die vor dem Schneedrachen gerettet werden mußten: zum Beispiel sein Meister.
Sie erreichten einen kleinen quadratischen Raum. In dessen niedriger Decke waren zwei Gitter eingelassen, und an der gegenüberliegenden Wand führten zwei Türen hinaus. »Von hier aus«, sagte Lyrana leise, »können wir sehen, was vorgeht, von hier aus und von noch einigen anderen Ecken in Voyvodans Labyrinth. Über uns liegt der Thronsaal. Ihr müßt sehr leise sein, bis ich mich vergewissert habe, daß er nicht da ist.« Sie schaute hoch, nickte schließlich und winkte ihm.
Gawaine preßte die Nase an das Gitter und erblickte den Thronsaal des Schneedrachen. Hoch oben wölbte sich eine wunderschön bemalte Decke, und darunter befanden sich hohe Fenster, die mit prächtigen Samt- und Goldbrokatvorhängen verkleidet waren. Darunter, auf dem Boden, lagen überall Kisten, Schachteln, Tafelaufsätze, Statuen, Juwelen, Schmuck und Stoffe – ein schreckliches Durcheinander an schönen und seltenen Dingen.
»Wie hat er das alles nur gefunden?« flüsterte Gawaine.
Lyrana berührte seinen Arm und bedeutete ihm mit einem Nicken, den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren. Sie führte ihn den Flur zurück und blieb vor der schlichten Tür stehen. Dahinter befand sich ein fensterloser Raum mit einem Bett, das mit dicken Fellen und Kissen gepolstert war. Ein kleiner Tisch stand daneben und darunter eine kleine Holzkiste. Gawaine lächelte erleichtert. Das war besser als
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