The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
mir aus der Seele«, sagte Naitachal und half dem Bardling auf die Füße. »Bist du fertig?«
Die Bewegung erneuerte Alaires Kopfschmerzen, und er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »So gut es geht«, erwiderte er stöhnend.
Sie schlichen über dunkle, verschwiegene Gassen und mieden die breiten, erleuchteten Straßen. Lyam ging wachsam voran, den Dolch in der Hand, und überprüfte jeden Schatten nach einem möglichen Angreifer. Der Schnee in den Gassen war nur noch grauer Matsch. Alaire hatte sich in der kurzen Zeit, die er in Suinomen war, an das glitschige Zeug gewöhnt, und Naitachal, geschmeidig wie eine Katze, hatte sowieso keine Probleme damit.
Alaire mußte immer noch an Kai denken und daran, was mit ihm geschehen würde. Er glaubte Lyams Geschichte mit der Sklaverei nicht. Trotz der umfassenden Erklärung wußte er, daß es nur eine Erfindung war, damit er – und vielleicht auch Lyam selbst – sich besser fühlte.
Viel wahrscheinlicher war unter den gegebenen Umständen, daß der König ihn zum Tode verurteilte. Er zweifelte an Lyams Motiven, ihnen zu helfen. Irgend etwas springt für Lyam dabei heraus; wir wissen nur noch nicht, was es ist.
Aber Naitachal hatte immer eine gute Menschenkenntnis bewiesen. Er hatte zwar keine große Auswahl unter den Leuten gehabt, die ihm bei der Flucht aus dem Palast geholfen hatten. Aber trotzdem hätte der Dunkle Elfen nicht geduldet, daß Lyam sie begleitete, wenn irgendwelche Zweifel an der Glaubwürdigkeit und der Ehrlichkeit des Hauptmanns bestanden hätten.
Kai ist zurückgekehrt, um mich von jeder Schuld reinzuwaschen. Statt dessen haben sie ihn verhaftet und werden ihn vermutlich hinrichten. Und ich kann nichts dagegen tun.
Die Logik sagte ihm, daß es keinen Weg zurück gab.
Sie konnten nur mit dem, was sie erfahren hatten, nach Althea zurückreisen. Aber Alaire verlangsamte automatisch seinen Schritt, wenn er an den Kronprinzen und dessen Schicksal dachte. Es war, als zöge ihn der Palast magisch an. Wenn ich d och Naitachal erklären könnte, wie ich darüber denke … Sicher kann ich etwas tun, um ihm zu helfen! Immerhin bin ich nicht der, für den sie mich halten. Mein Vater ist der König von Althea. Wenn ich genau darüber nachdenke, ist Naitachal eigentlich mein Untergebener, nicht umgekehrt. Wenn es wirklich dazu käme, wenn ich darauf beharre und auf meine kö-
nigliche Herkunft poche, würde er dann nachgeben und mir helfen, Kai zu retten?
Alaire tat es nicht gern, und es fiel ihm auch nicht leicht. Er beobachtete Naitachal verstohlen, als sie durch die Gassen gingen. Die Miene des Dunklen Elfen verriet, daß er nur an eines dachte: nach Hause zu gelangen.
Das wird nicht klappen, dachte Alaire. Ich habe noch nie meine Bedeutung ihm gegenüber ausgespielt. Tue ich es jetzt, könnte das eine Kluft zwischen uns aufreißen, die sich niemals wieder schließt. Wenn wir nach Althea zu-rückkehren, werde ich noch mit ihm zusammenleben müssen. Oder einen anderen Barden als Lehrerfinden.
Klar. Leider wachsen Bardenmeister nicht gerade auf Bäumen, und wer würde mich schon nehmen, nachdem ich mich so über Naitachal hinweggesetzt habe? Keiner.
Das Geflecht der Gassen führte sie aus dem Tavernenbezirk in eine Wohngegend, in der einfache Leute lebten.
Es war eindeutig ein ärmerer Teil der Stadt. In den Gossen floß Abwasser, auf der Straße türmte sich der Abfall, und große, hungrige Ratten liefen überall herum. Hier erregten sie kein Aufsehen. Eine Bande Jugendlicher, die sich als Halbstarke aufführten, rief ihnen Beleidigungen zu, griff sie aber nicht wirklich an. Lyam ignorierte sie und lachte, als sie außer Hörweite waren. »Da hätte ich vor dreißig Jahren dabei sein können«, sagte er und schüttelte nachdenklich seinen Kopf.
Der Seegeruch wurde stärker, und Alaire wußte, daß sie sich der Bucht näherten. Lyam hielt eine Hand hoch.
Das signalisierte Gefahr. Ohne ein Wort zu verlieren, gingen die drei in einem ausgebrannten Haus in Deckung. Kaum hatten sie sich hinter einer eisbedeckten, baufälligen Mauer geduckt, trotteten zwei Berittene auf Dieren nur wenige Schritte an ihnen vorbei.
Schergen. Diese Uniformen konnte man nicht verwechseln.
Die beiden hielten ihre Tiere an und sahen sich um. Es war ein größerer, älterer und ein junger Mann, vielleicht ein Rekrut. Naitachal, Alaire und Lyam kauerten sich noch enger an die Mauer und verhielten sich mucksmäuschenstill. Ihr Versteck war nicht besonders gut. Wenn die
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