The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
tastete unter seinem Umhang nach dem Griff des Schwertes. Er war immer noch warm.
Naitachal blieb plötzlich stehen. Lyam warf ihm einen fragenden Blick zu. Alaire wartete ebenfalls, drehte sich um und wollte sehen, ob ihnen jemand folgte.
»Was ist los?« flüsterte der Hauptmann. »Habt Ihr etwas gehört?«
»Es ist nicht richtig«, erwiderte Naitachal ebenfalls flüsternd.
»Was ist nicht richtig?« wollte Lyam ungeduldig wissen.
Naitachal schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.
Irgend etwas fehlt hier. Es ist nur … ein starkes Gefühl, daß etwas nicht richtig ins Bild paßt.«
Lyam runzelte die Stirn und sah sich auf dem Dock um, musterte das Schiff und wandte sich dann wieder Naitachal zu. »Soll ich gehen und das Schiff kontrollieren?«
Erneut schüttelte der Dunkle Elf den Kopf. »Nein.
Bleibt stehen und seid ganz ruhig.«
Die vier standen absolut ruhig da. Alaire musterte die Schiffe. Sie schienen alle verlassen und leer zu sei.
Hauptmann Lyam war ungeduldig. »Ich höre nichts«, sagte er. »Unser Schiff liegt dahinten. Wir sollten sofort an Bord gehen.«
Es gibt kein Geräusch. Das ist das Problem, sagte sich Alaire plötzlich. Man sollte hören, wie die Seeleute Karten spielten, wie sie tranken, oder zumindest sollte eine Wache an Deck zu sehen sein. Aber alle Schiffe waren leer. Kein einziger Seemann war zu sehen. Selbst die Lampen für die Nachtwache waren aus. Nichts. Gar nichts.
Von einem der Schiffe ertönte ein unheilvolles Lachen Die drei zogen ihre Schwerter gegen einen Feind, der sich noch nicht gezeigt hatte.
»Habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr könntet so einfach hier wegsegeln?« ertönte die unverwechselbare Stimme von Sir Jehan.
Einen Augenblick später trat der Adlige aus dem Schatten des nächstgelegenen Schiffes. Er war allein.
»Ah, wie ich sehe, habt Ihr mir einen Gefallen erwiesen und unseren jungen Zauberer gefunden, Hauptmann Lyam. Habt Ihr Euch entschieden, den Verräter zu spielen?«
Lyam wich nicht zurück. Seine Miene war eine Maske kalten Ärgers. »Habt Ihr geglaubt, ihr könntet den König in einen Krieg gegen Althea manövrieren, ohne daß jemand das merkt?«
Sir Jehan antwortete nicht sofort. Er schien einen Moment unsicher und nachdenklich. Die Entgegnung mußte ihn überrascht haben, weil er einige Zeit brauchte, bis er seine Fassung wiederfand.
»Nun, das letzte, was ich will, ist ein Krieg mit Althea«, sagte er und verbeugte sich spöttisch vor Naitachal. »Aber wir haben dem Botschafter klargemacht, daß wir jeden Versuch, das Königreich zu verlassen, als kriegerischen Akt betrachten. Und ich nehme an, daß der Botschafter genau das gerade vorhat.«
»Und betrachtet Ihr die Gefangennahme eines Botschafters nicht als kriegerischen Akt?« sagte Naitachal gelassen.
Jehan zuckte mit den Schultern. »Das war nur eine Formalität, bis wir die Sachlage geklärt hatten. Ihr habt einen großen Fehler begangen, als Ihr den Palast verlassen habt, Botschafter. Dadurch habt Ihr Euch selbst in diese traurige Staatsaffäre verwickelt.«
»Das ist nicht seine Schuld«, sagte Lyam. »Ich habe ihn davon überzeugt, daß sein Leben in Gefahr ist. Aus reinem Eigennutz, wie ich Euch versichere.« Alaire unterdrückte seine Überraschung. Der Hauptmann versuchte tatsächlich, sie zu schützen!
Jehan schüttelte mit gespielter Trauer den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte das glauben. Ehrlich. Ihr habt aber ganz eindeutig den König verraten. Der Botschafter ist für sein Verhalten selbst verantwortlich. Und Ihr, Lyam, Ihr habt keine Stellung und keine Freunde mehr bei Hofe, die Euch schützen könnten. Ihr werdet dafür hängen.«
Alaire suchte das Dock nach Jehans Männern ab. Keiner zu sehen. Wenn er jetzt loslief…
Sir Jehan sprach weiter. Sein Ton und seine Haltung waren vollkommen lässig, als diskutierten sie bei einer Tasse Tee das Wetter. »Ich muß zugeben, Hauptmann, daß Ihr dem Königreich einen großen Gefallen erwiesen habt, indem Ihr sowohl den Botschafter als auch seinen verbrecherischen Diener aufgetrieben habt. Das erspart uns viel Zeit. Wenn Ihr jetzt so freundlich wäret, die Waffen fallenzulassen, dann könnten meine Männer Euch zurück zum Palast bringen.«
»Wohl kaum«, erwiderte Lyam und flüsterte seinem Sohn etwas zu. Der lief davon und sprang geräuschlos über den Rand des Docks.
»Wo sind seine Männer?« fragte Lyam leise. Alaire suchte sie ebenfalls. Sir Jehan hatte doch wohl nicht vor, sie ganz allein zu verhaften,
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