The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
junge Kainemonen nach der Krone strebt.« Er wollte Alaires Erinnerung an diesen Abend nicht beeinflussen. Wenn ich ihm erzähle, was mir passiert ist, bildet er sich vielleicht ein, daß ihm alle möglichen Leute gefolgt sind.
Alaire beschrieb Kainemonen bis ins schrillste Detail.
Naitachal war angewidert und konnte sich nicht erklären, warum der König seinen Jungen derartig Amok laufen ließ. Kämpfe, Saufgelage … Obwohl Kai jung und klug war, erzählte Alaire traurig, daß der Kronprinz den unglaublichsten Bierdurst hatte, den er jemals bei einem Lebewesen erlebt hatte. »Er hat genug getrunken, um Euch, mich und meine ganze Familie unter den Tisch zu saufen.«
»Auch deinen Bruder Craig?« Naitachal war widerwillig fasziniert.
Alaire seufzte. »Gegen ihn wirkt Craig wie ein Antialkoholiker. Ich habe selbst etwas getrunken, aber darauf geachtet, mich nicht zu berauschen. Es war schwieriger, als ich gedacht hatte. Jedenfalls hat er mich für einen lange verschollenen Freund gehalten, bevor der Abend zu Ende war. Könnte uns das helfen?«
Das war sogar eine vielversprechende Wendung.
»Falls er sich morgen daran erinnert. Vielleicht hat er sogar vergessen, daß er dich gestern abend überhaupt getroffen hat.«
Alaire schüttelte traurig den Kopf. »Das ist wohl wahr.
Aber da ist noch etwas. Etwas weit mehr … Bedrohliches.«
Naitachal gefiel der Ton überhaupt nicht, den sein Bardling plötzlich anschlug. Bedrohlich? Waren etwa auch auf Alaire Assassinen angesetzt worden?
Er nickte, als der Bardling innehielt. »Ja, Alaire, bitte, fahr fort.«
Alaire blickte einen Moment auf die Wand, als erinnerte er sich an etwas, das zu schrecklich war, es zu beschreiben oder überhaupt darauf zu reagieren. Er rieb sich die Schläfen und wirkte, als müsse er Mut fassen, um über das zu reden, was er erfahren hatte.
»Kai und ich waren in einer Taverne«, fuhr Alaire schließlich fort. »Da kamen Wachtmeister herein und verhafteten zwei Männer. Kai hat mir sofort erzählt, daß es illegale Magier waren und daß die Büttel die Schergen des Zaubererbundes seien, die sie aufgespürt hatten.«
Naitachal hielt ruhig eine Hand hoch. »Die Schergen wovon?«
»Das ist die Organisation, die die Gesetze über Magie schützt. Sie sind ganz in Schwarz gekleidet und operieren in Sechsergruppen, mit einem Anführer. Sie scheinen jeden, den sie inhaftieren, für schuldig zu halten, ohne Verfahren. Aber das war nicht das Erschreckendste. Als ich Kai bat, mir zu erklären, was mit diesen Männern passiert, hat er mir von der Gruft der Seelen erzählt.«
Sofort fühlte Naitachal, wie sich seine Stimmung verfinsterte, als hätte jemand die Vorhänge zugezogen und die Sonne ausgesperrt. Die plötzliche Kälte in ihm ließ ihn erschauern. Sie hatte nichts mit der Kühle im Schlafzimmer zu tun. Die Sonne schien immer noch und wärmte seine Füße auf dem Teppich. Hinter diesem Namen steckte mehr, als die Sprache ausdrücken konnte. Er stellte sich die Finsternis in diesem Gefängnis vor und auch die gequälten Seelen, die dort gelagert wurden. ]a, gelagert. Hatte das mein Vater erlebt, als er hierher gereist war? War er bis nach Rozinki gekommen?
Der kalte Hauch, den Naitachal empfunden hatte, schien auch Alaire zu umwehen. Denn der Bardling erschauerte ebenfalls. »Es ist kein normales Gefängnis, wie wir sie zu Hause haben. Es ist mehr wie ein, na ja, eben eine Gruft, ein Mausoleum. Sie lagern die Körper in sargähnlichen Kisten und entziehen ihnen irgendwie die Seelen. Die bewahren sie getrennt in Kristallen irgendwo tief in der Bundeshalle auf.«
»Meine Güte!« rief Naitachal angewidert und schüttelte den Kopf. »Selbst mein Volk ist bisher noch nicht auf etwas so … Boshaftes gekommen. Oder so Grausames!«
»Und das ist noch nicht einmal alles.« Alaire war aufgestanden und fuchtelte in der Luft herum, als könnte er so die kalte Angst vertreiben. »Längst nicht. In jedem Jahr, das man in diesem Gefängnis verbringt, altert der Körper um zwanzig Jahre.«
»Das heißt … mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe …«
»Das heißt«, fiel Alaire ihm ins Wort. »Wenn sie mich zwei Jahre in dieses Ding stecken, dann bin ich sechzig, wenn ich entlassen werde. Stellt Euch das vor! Und sollte einer dumm genug sein …!«
»Oder verzweifelt genug«, warf Naitachal ein. Meine Güte, was für eine bösartige Erfindung. Aber man muß die Quelle berücksichtigen.
»Das hat dir ein junger Trunkenbold erzählt, der
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