The Black Club, London - 3
schmerzfrei.“
Libba wandte ihr das Gesicht zu und brummte sie wütend an. Ob Cedric sie ein weiteres Mal retten würde?
Unter der Erde
Cedric betrat an der Seite von Pete den großen Raum unterhalb der Friedhofskapelle. Dort trafen sie auf die anderen, um gemeinsame Pläne gegen den Feind zu schmieden. Die Versammlung bestand ausschließlich aus den männlichen Vertretern der Vampire und Werwölfe. Das war nicht unbedingt selbstverständlich. Cedric kannte genug Artgenossinnen, die über ebenso viel Einfluss verfügten. Heutzutage waren die Geschlechter oftmals gleichgestellt. Hier, in London, schienen allerdings noch die alten Sitten zu herrschen. Ein Kreis von Stühlen war in der Mitte des Raumes aufgestellt. Diese bestanden aus dunklem Holz und dicken, samtenen Sitzflächen. Äußerst bequem, wie Cedric feststellte. Er fragte sich, woher sie kamen und wer sie dorthin gebracht hatte.
Pete war der Einzige, der nicht Platz nahm. Er marschierte mit auf dem Rücken verschränkten Armen durch die Mitte des Kreises. Eine Pose, die er scheinbar oft und gerne einnahm.
„Damian Black“, begann er seine Ansprache, „tanzt uns schon viel zu lange auf der Nase herum. Zeit für eine Veränderung. Das Problem ist nur, dass wir ihm bislang viel zu wenig entgegensetzen konnten. Aber vielleicht kann uns unser neuer Freund helfen.“ Sein Blick fiel auf Cedric.
„Wie?“, fragte der. Einem Werwolf wie Damian Black war auch er in den Jahrhunderten seines Daseins nicht begegnet. Zumindest hatte er nie gehört, dass es einen gab, der gegen Silber immun war.
„Du bist älter und mächtiger als jeder von uns. Wenn du keinen Weg findest, ihn zu vernichten, wer dann?“
Begeisterte Zurufe wallten auf. Die Anwesenden trampelten mit den Füßen auf dem Erdboden auf und schlugen sich mit den Fäusten gegen die Brust. Sie alle waren gewillt, zu kämpfen. In ihren hitzigen Köpfen schien der Glaube zu wachsen, endlich eine effektive Waffe gegen Damian Black gefunden zu haben. Die Gier des Vernichtens glomm in ihren Augen auf.
Der Hass, den jeder Einzelne aufbaute, und der sich in der Gemeinschaft verstärkte, überwältige Cedric und brachte ihn zum Nachdenken. Aus Erfahrung wusste er, dass Hass allein nicht automatisch zum Sieg führte. Ebenso gut konnte er gefährlich werden. Er drohte, sie alle blind zu machen. Außerdem hatte er nicht die geringste Ahnung, wie er ihnen helfen sollte. Ein Heulen war von draußen zu hören. Im nächsten Moment polterten zwei Werwölfe durch den geheimen Eingang in das unterirdische Reich. Mit sich schleppten sie eine weitere – offenbar schwer verletzte – Gestalt. Ein junger Mann, der elendig schluchzte und um Gnade flehte.
Cedric sprang von seinem Platz. Er konnte nicht fassen, was er dort sah. Seine Gedanken überschlugen sich. Handelte es sich um ein Opfer? Genügte ihnen das rohe Fleisch in ihrer Vorratskammer nicht und nährten sich etwa auch auf diese Art?
Die Werwölfe betteten den Mann auf den Erdboden. Er blutete aus tiefen Wunden an Armen und Beinen. Seine linke Schulter war am stärksten lädiert. Sie sah aus, als hätte jemand versucht, sich in ihr zu verbeißen.
„Wir brauchen Ashas Hilfe. Schnell!“, schrie einer der Werwölfe die Umstehenden an.
In Cedric brannte der Schmerz des hilflosen Zuschauens. Er konnte die Situation nicht richtig einschätzen. Zwar versuchte er, in den Geist des Opfers und der Werwölfe einzudringen, doch alles, was er lesen konnte, war ein heilloses Durcheinander. Sie schienen aufgewühlt und überfordert zu sein.
Von der Seite drängte sich eine Frau in den Mittelpunkt. Cedric war sie bislang nicht aufgefallen. Sie war klein und schlank. Ihre hellbraune Haut glänzte seidig. Das volle schwarze Haar fiel ihr lang und offen den Rücken hinab. Um sie tanzte der Zauber einer indischen Prinzessin. Sachte kniete sie neben dem Verletzten nieder. In ihren Händen rieb sie etwas. Eine gelbe Substanz, mit der sie über die Wunden fuhr. Kleine Funken bildeten sich an den Stellen, an denen die Inderin die Haut des Mannes berührte. Kurz darauf versiegte das Blut. Krusten bildeten sich anstelle der Wunden, die rasch abzuheilen schienen. Die Atmung des Verletzten beruhigte sich jedoch nicht. Er rang nach Luft, drohte zu ersticken. Die Frau – Asha – legte ihm eine Hand auf die Stirn, die andere auf den Brustkorb. Sie streichelte ihn, während sie Worte in einer fremden Sprache murmelte. Aber der Mann sah lediglich mit seinen großen glasigen Augen zu
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