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The Black Club, London - 3

The Black Club, London - 3

Titel: The Black Club, London - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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wehtun, weißt du.“
    Mit einem Satz sprang sie von der Fensterbank auf die Füße. Die Absätze ihrer hochhackigen roten Schnürstiefel endeten in schmalen Spitzen, die bei festem Auftritt sicherlich tiefe Abdrücke im Fußboden hinterließen. Allerdings berührte die Frau kaum den Boden, schon hatte sie einen Schritt getan. Sie schien regelrecht zu schweben.
    Würde sie es nicht mit eigenen Augen sehen, hätte Libba es nicht für möglich gehalten, dass überhaupt jemand auf diese Weise – und schon gar nicht auf derartigen Absätzen – laufen konnte.
    Der Blick der Werwölfin blieb auf ihr haften. Doch Libba ignorierte jedwede Herausforderung, saß nur zitternd im Sessel und gab keinen Laut von sich. Die einzige Veränderung bestand in einer tiefen Sorgenfalte, die sich spürbar in ihre Stirn grub.
    „Du bist also wieder ruhig?“ Eliza stützte sich mit einer Hand an der Sessellehne ab. „Gut“, stellte sie knapp fest. Sie musste sich eingestehen, dass es ihr andersherum lieber gewesen wäre. Sie hätten so viel Spaß haben können. Mit einer ergebenen Geisel wurde es schnell langweilig. Daher konnte Eliza nur hoffen, dass dieser Vampir sie nicht mehr allzu lange warten lassen würde. Cedric hätte gerne seine Krähengestalt angenommen, um schneller durch die Nacht zu eilen und ein passendes Opfer zu finden. Aber er war zu schwach. Er musste sein Tempo sogar drosseln, als er den Friedhof hinter sich gebracht hatte und in die Gray’s Inn Road einbog. Dort liefen ihm einige Nachtschwärmer über den Weg. Gleich den Erstbesten zu überfallen, hätte nur die Aufmerksamkeit aller anderen riskiert.
    Daher ging er weiter. Seine Schritte wurden immer langsamer. Er wartete auf einen älteren Herrn. Der lief zunächst hinter Cedric, überholte ihn schließlich und bog in die nächste Seitenstraße.
    Der Vampir heftete sich an seine Fersen. Er folgte ihm, bis die Umgebung immer düsterer wurde. Ein Umstand, den Cedric selbst herbeiführte. Mit dem letzten Rest seiner Kräfte dämmte er das Licht der Straßenlampen.
    Verwundert blieb der ältere Herr stehen. Er sah sich um, als suche er nach etwas, und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    „Merkwürdig“, sagte er, „so spät ist es doch noch gar nicht.“
    Im gleichen Moment war Cedric an seiner Seite. Er hauchte ihm ein undeutliches „Guten Abend“ in den Nacken, bevor er ihn packte und seine spitzen Zähne in dessen Hals vergrub.
    Das Blut schmeckte nicht so jung und köstlich, wie Cedric es sich gewünscht hätte. Im Augenblick konnte er jedoch nicht wählerisch sein. Selbst der Lebenssaft des alten Mannes erfüllte seinen Zweck. Er gab dem Vampir einen großen Teil an Kraft zurück.
    Nachdem Cedric ausreichend getrunken hatte, ließ er von seinem Opfer ab. Verwirrung stand dem Mann ins Gesicht geschrieben.
    Der Vampir heilte die kleine Bisswunde und suggerierte dem Mann ein fiktives Erlebnis. So ging dieser, über die Begegnung mit einem schwarzen Hund grübelnd, seiner Wege. Cedric lauerte versteckt in den Schatten eines Baumes am Straßenrand. Während er das Verschwinden des Alten beobachtete, schlich sich ein Ruf in seinen Kopf. Es war ihm ein regelrechtes Bedürfnis, dieser Stimme zu folgen, obwohl er es im Grunde nicht wollte. Diese zwiespältige Empfindung konnte er sich nicht erklären.
    Langsam löste er sich von dem Baum. Er ging die Straße hinunter und bemerkte mit jedem Schritt, wie sich die Bemühungen um eine Kontaktaufnahme verstärkten. Das Hotel in der Charterhouse Square war das Ziel. Jenes Hotel, in das er Libba vor Kurzem gebracht hatte.
    Dort hatte er bei seinem letzten Besuch einen leeren Koffer abgestellt und angegeben, nach einigen geschäftlichen Erledigungen zurückzukehren. Dabei gab es gar keine Erledigungen. Das Zimmer hatte lediglich als Zufluchtsort dienen sollen, und offensichtlich hatte das bereits jemand zu nutzen gewusst.
    Cedric erhob sich in die Lüfte. Endlich war es ihm wieder möglich, in seine Krähengestalt zu schlüpfen und die Nacht in einem rasanten Flug zu durchbrechen. Mit seinen mächtigen Flügelschlägen stieg er schnell über die Dächer Londons hinauf. Der Wind gab ihm Auftrieb, und für einen kurzen Moment schwebte er reglos dahin. Das Gefühl der Schwerelosigkeit erfüllte ihn jedes Mal von Neuem mit Glückseligkeit. Dort oben – da war er sich sicher – würde ihn die Wirklichkeit niemals gänzlich einholen können.
    Nach einer Weile hatte Cedric den geistigen Kontakt zu Libba verloren. Er musste

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