The Bride - Das Bündnis von Halland (German Edition)
dampfende Mahlzeit und begann hungrig zu löffeln. Gleich darauf setzte sich Cato neben ihn, zog sich auch eine Decke um die Schultern und nahm seinen eigenen Teller auf den Schoß. Allerdings aß er nichts, sondern starrte bedrückt vor sich hin. Arel hielt im Essen inne und stieß seinen Ehemann fragend mit der Schulter an.
„Es sind so viele“, sagte Cato mit einem Seufzer.
„Du wirst doch nicht verzagen?“
„Arel, du hast sie selbst gesehen. Erschreckt dich die Anzahl unserer Feinde gar nicht?“
„Mich erschreckt es viel mehr, dich so mutlos zu sehen. Komm, iss wenigstens deinen Eintopf.“
„Denk nur nicht, ich hätte Angst vor den Orks. Ich habe lediglich Sorge, gute Männer zu verlieren“, erklärte Cato. „Ein Feigling bin ich nicht.“
„Nein, ein Hasenfuß bist du nicht. Mein Ausbilder hat damals allerdings gesagt, dass ein erfolgreicher Feldherr auch in der Lage sein muss, Soldaten zu opfern.“
„Damals!“ Cato schnaufte. „Wenn du von d amals sprichst, über welche Zeitspanne reden wir dann?“
Arel klatschte seinen Löffel in seine Suppe und sprang auf.
„Du bist gerade mal fünf Jahre älter, also behandel mich nicht ständig wie ein Kleinkind.“
„Setz dich wieder hin, Prinzessin. Ich wollte dich nicht beleidigen.“
Das schnelle Einlenken irritierte Arel. Folgsam ließ er sich auf seinem Platz nieder.
„Arel, leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage, ja? Ich mag nicht mit dir streiten, wenn wir vielleicht bereits dem Tod ins Auge blicken. Dein Ausbilder mag gar nicht so unrecht haben. Es werden sicherlich Entscheidungen getroffen werden müssen, die Leben kosten. Aber ich fühle mich für jedes einzelne Leben verantwortlich und will es nicht verschwenden. Kannst du das verstehen?“
Auf einmal schämte sich Arel dafür, dass er so übertrieben reagiert hatte.
„Tut mir leid“, murmelte er. Cato legte ihm einen Arm um die Schultern.
„Du hast es nicht so gemeint, Arel. Das sind die Nerven. Wenn man so viele Orks auf einen Haufen sieht, ist das normal. Beim ersten Mal habe ich ähnlich reagiert.“
„Du glaubst nicht an einen Sieg, oder?“, fragte er.
Sein Ehemann lächelte schwach. „Natürlich. Aber dafür brauche ich noch eine wirklich gute Idee.“
Cato ließ ihn los, stellte die leeren Teller zusammen und wickelte sich fest in seine Decke. Müde streckte er sich an der Wand aus. Arel tat es ihm nach, allerdings zitterte er immer noch vor Kälte. Hoffentlich waren die Sommer in Halland wärmer. Er konnte doch nicht das ganze Jahr über frieren! Ohne viel Federlesens hob Cato seine Decke an und zog ihn an seinen Körper.
„Nur wärmen“, murmelte Cato, ehe er protestieren konnte. Sanfter Atem streifte seinen Hals, die Umarmung wirkte tröstlich und behütend. Allmählich entspannte sich Arel, kuschelte sich enger an Cato und schlief endlich ein.
Stille herrschte um ihn herum. Tödliche Stille. Cato stolperte über Schneebuckel und Eiskrusten. Alles, alles war rot von Blut. Der Boden war bedeckt mit den Waffen und leblosen Körpern der Gefallenen. Krähen kreisten hungrig am Himmel. Ihr Krächzen war ohrenbetäubend. Erschöpft, ausgebrannt zerrte er sein Schwert hinter sich her, unfähig die Klinge mit seinen müden Armen anzuheben. Er wich einem toten Gurrag aus, dessen vor Zähnen strotzendes Maul offen stand, als wollte er selbst im Tode noch zuschnappen. Kein Laut war zu hören, nur sein eigenes angestrengtes Schnaufen. Und die Krähen. Der kalte Wind zupfte an der Kleidung der Gefallenen, wo sie noch nicht am Boden festgefroren war. Cato blieb stehen und drehte sich einmal um die eigene Achse. Leichen, wohin er auch schaute. Hallander, Xandaner, Orks, Pferde und Gurrags. Regungslos, erstarrt und stumm. Und dann entdeckte er zwischen all diesen Toten Arel.
„Nein!“ Cato stöhnte, als es in seiner Brust zu brennen begann und sich zu einem heftigen Schmerz steigerte. Neben seiner Prinzessin brach er langsam in die Knie und streckte die Hand nach ihm aus. Kalt! Eiskristalle bedeckten die aufgerissenen Augen, die seelenlos in den Himmel blickten. Arels Mund war zu einem stummen, blutverkrusteten Schrei aufgerissen, der schlanke Leib seiner südländischen Pflanze geknickt, zerbrochen …
Mit einem Keuchen fuhr er empor, im ersten Moment blind in der Dunkelheit, bis er sich an sie gewöhnt hatte und Umrisse erkannte. Als erstes vernahm er lautes Schnarchen von mehr als einem Soldaten, mit denen er diesen Raum teilte. Dann brummte es dicht neben
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