The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
deiner Stelle wäre ich vorsichtig.«
»Okay, da kommt er. Duckt euch!«, befiehlt Maggie, und wir kauern uns in den Fußraum des Wagens.
»Das können wir nicht machen«, wiederhole ich leise.
»Du bist doch diejenige, die unbedingt Schriftstellerin werden will,«, zischt Maggie. »Neugier gehört bei dir quasi zum Beruf.«
»Ich bin ja auch neugierig. Aber ich will nicht auf die Art herausfinden, was los ist. Wieso fragen wir ihn nicht einfach?«
»Weil er es uns nicht sagen wird«, antwortet Maggie.
»Mouse? Wie siehst du das?«
»Mir ist das eigentlich egal«, ertönt es dumpf von der Rückbank. »In diesem Fall verhalte ich mich neutral.« Mouse hebt kurz den Kopf und späht aus dem Rückfenster. »Achtung! Er ist gerade eingestiegen. Jetzt fährt er los. Schnell, sonst verlieren wir ihn!«
So viel zu ihrer Neutralität.
Maggie setzt sich ruckartig auf, legt den Gang ein und tritt aufs Gaspedal. Sie rast in falscher Fahrtrichtung über den Parkplatz und brettert kurzerhand über die Wiese, als sie nicht mehr weiterkommt.
»Herrgott, Maggie!« Mouse klammert sich an der Kopfstütze des Vordersitzes fest, als Maggie scharf nach links abbiegt. Kurz darauf fahren wir mit nur zwei weiteren Fahrzeugen zwischen uns hinter Walts orangem Wagen her.
»Noch unaufälliger ging’s wohl nicht mehr«, sage ich trocken.
»Keine Sorge.« Maggie bleibt ganz gelassen. »Wenn Walt am Steuer sitzt, kriegt er nichts von dem mit, was um ihn herum vorgeht.«
Der arme Walt. Warum habe ich mich bloß auf Maggies hirnrissigen Plan eingelassen, ihm hinterherzuspionieren? Aber ich weiß schon, warum. Aus demselben Grund, aus dem ich sie zum Frauenarzt begleitet habe. Ich kann niemandem eine Bitte abschlagen. Maggie nicht, Sebastian nicht und Lali auch nicht.
Lali hat eigenmächtig die verdammten Tickets für das Konzert von Aztec Two-Step besorgt, und jetzt führt kein Weg mehr
daran vorbei, dass wir am ersten Wochenende nach den Weihnachtsferien zu dritt dorthin gehen. Toll, echt.
Aber bis dahin sind es zum Glück noch ein paar Wochen, und im Moment interessiert mich vor allem – obwohl ich das, was wir tun, für falsch halte –, was Walt in letzter Zeit nach der Schule immer so Dringendes vorhat.
»Er hat bestimmt eine neue Freundin«, vermutet Maggie. »Und ich wette, sie ist älter als er. Sehr viel älter. Wie Mrs Robinson aus ›Die Reifeprüfung‹, ihr wisst schon. Vielleicht ist sie sogar die Mutter von jemandem aus der Schule. Deswegen macht er auch so ein Geheimnis daraus.«
»Vielleicht lernt er wirklich irgendwo für die Schule.«
Maggie sieht mich an, als wäre ich naiv. »Ich bitte dich, Carrie. Du weißt doch, wie gut Walt in der Schule ist. Er musste noch nie für irgendwas lernen. Selbst wenn er behauptet, dass er lernt, macht er meistens irgendwas anderes. Zum Beispiel Bücher über Nachttöpfe aus dem achtzehnten Jahrhundert lesen. «
»Walt interessiert sich für Antiquitäten?«, fragt Mouse überrascht.
»Er kennt sich unglaublich gut aus«, sagt Maggie. »Früher haben wir immer davon geträumt, irgendwann nach Vermont zu ziehen. Walt wollte einen Antiquitätenladen aufmachen und ich Schafe züchten und aus der Wolle Pullover stricken.«
»Wie … originell«, sagt Mouse und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ich wollte auch mein eigenes Gemüse anpflanzen«, erzählt Maggie weiter. »Und im Sommer hätte ich einen Stand auf dem Bauernmarkt gehabt. Außerdem wollten wir beide Vegetarier werden.«
Tja, und was ist aus diesem tollen Plan geworden?, denke ich mit leichter Wehmut, während wir Walt durch die Stadt folgen.
Er fährt an der Mall vorbei die Hauptstraße entlang. An einer Kreuzung biegt er links ab und fährt Richtung Fluss.
»Ich wusste es.« Maggie umklammert entschlossen das Lenkrad. »Er hat ein geheimes Rendezvous.«
»Wo denn?«, schnaubt Mouse. »Da hinten gibt es bloß Wald und Ackerland.«
»Vielleicht hat er aus Versehen jemanden umgebracht und die Leiche vergraben und fährt jetzt noch mal hin, um sicherzugehen, dass nicht irgendein wildes Tier sie wieder ausgebuddelt hat.« Ich zünde mir eine Zigarette an, lehne mich zurück und frage mich, wie lange es wohl noch dauert, bis er uns entdeckt.
»Er fährt nach East Milton«, ruft Maggie plötzlich.
»Nach East Milton? Was will er denn da?«, fragt Mouse.
»Zum Arzt gehen?«, sage ich mit betont unschuldiger Miene.
»Carrie!«, zischt Maggie.
»Vielleicht will er sich ja als männliche
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