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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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die Reste. Ob er denn nicht weiß, dass Pillen, vor allem Schlaftabletten, nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums gefährlich sein können, Simpel antwortet, ja, doch, weiß er. Und ob Simpel daran gedacht hat, dass Alkohol und Tätowieren nicht zusammengehören, will Kraus wissen, was Simpel wahrheitsgemäß verneint. Krauss kann sich die Belehrung nicht verkneifen, dass Alkohol das Blut verdünnt, was einigen Blutverlust bewirken kann, wenn die tätowierte Fläche groß genug ist. Der Ordnung halber nennt er die Maße der Tätowierung auf Monica B. Lexows Bauch, nämlich 6 x 55 Zentimeter, Simpel antwortet überrascht, er hätte gedacht, höchstens 5 x 45. Krauss wiederholt, dass eine solche Fläche zu starken Blutungen führen kann, wenn Alkohol mit im Spiel ist; was er nicht erwähnt, ist die Quelle dieses Wissens, die sich in Form eines schwarzen Panthers unter seinem hellblauen Uniformhemd von einer Schulter zur anderen erstreckt, seit er als Jungpolizist vor dreiundzwanzig Jahren hackevoll und blutend wie eine abgestochene Sau in Manila beim Tätowierer lag. Simpel bestätigt, dass Monica ziemlich heftig blutete, was seine Arbeit durchaus erschwerte. Krauss fragt nach dem Motiv, Simpel sagt, er hatte einfach Lust dazu, ihm geht der Kulturschaffendenjargon schon so lange tödlich auf die Nerven, dass er sich eine kleine Racheaktion ausgedacht hat. Krauss macht eine Anspielung auf frühere Fälle, in denen Simpel verhaftet wurde, und Simpel sagt, er sitzt oft zu Hause und peitscht in sich »die Begierde hoch, eine konkrete Antwort auf die größten Irritationen des Alltags zu geben, eine Art angewandte misanthropische Theorie«. Krauss nickt; jetzt hat Simpel ihm einen Angriffspunkt geliefert, um seinen Fick-Fakt anzubringen; er ist so langsam wahnsinnig wütend (auf eine glückliche, erregte Weise) über Simpels offenkundige Selbstsicherheit. Er lässt sich nichts anmerken und fragt Simpel, was genau er mit Begierde meint? Kann man die Triebkraft, die ihn zu seinen Missetaten anstachelt, mit sexueller Begierde vergleichen?

    – Oh ja, durchaus. Ich bin impotent, weißt du, und es verschafft mir eine sehr viel größere, äh … wie soll ich sagen … Triebabfuhr, diese »Missetaten« zu begehen, wie du es nennst, als mich sexuell zu betätigen.
    – Aha. Es ist also eine Art kriminelles Verhalten an die Stelle deiner sexuellen Bedürfnisse getreten?
    – Ich habe zwar nicht das eine durch das andere ersetzt, aber du kannst sagen, ich lebe meinen Druck nicht mehr sexuell aus. Ich finde ja, der Sexualtrieb ist ein ziemlich schwachsinniger Trieb, den man ohne viel Mühe unter Kontrolle halten kann.
    – Aha? Du verwendest also schlicht und einfach … sexuelle Energie für – laut Gesetz – kriminelle Handlungen?
    – Nenn’s, wie du willst, scheiß drauf … aber bei einer Sache bin ich mir todsicher, nämlich dass alle Menschen ficken oder ficken wollen, und dass sie ganz schön viel Energie entweder darauf verwenden, den lieben langen Tag lang zu ficken oder Trübsal zu blasen, weil sie es heute schon wieder nicht in den Sexhimmel geschafft haben. Wer gefickt hat, der treibt hinterher irgendwas Ekliges Lebensvolles, der spielt zum Beispiel warm auf seinem Saxophon, so dass man’s bis auf die Straße hört … so was oder ’nen anderen Scheiß. Die Leute müssen irgendwie um jeden Preis beweisen, dass bei ihnen fickmäßig alles im Lot ist. Wer also nicht fickt, der ist gezwungen, auf der Straße andauernd die Saxophonmusik oder was auch immer von den Fickern zu hören. Viele von denen, die das Saxophon überall auf der Straße hören, sind selber Ficker. Die finden so ein entspanntes Straßenleben gut, die könnten den ganzen Tag lang dem Ficksaxophon zuhören. Wer nicht gefickt hat, den beruhigt das entspannte Straßenleben vielleicht, dem hilft es zu vergessen, dass er nicht gefickt hat, während wir, die wir gar nicht ficken, wir müssen zusehen, wie wir mit der abgeschmackten Scheißwelt zurechtkommen, die die Ficker produzieren, entweder, weil sie unzufrieden sind, dass sie es nicht geschafft haben zu ficken, oder weil sie Fick sei Dank zufrieden sind – egal, wenn du mich fragst, ist das eine wie das andere absolut zum Kotzen; wer nicht fickt, kompensiert das, indem er entweder warm und nett ist, aber auch ein bisschen unzufrieden, so voll verkannter Menschenliebe, oder aber er ist unbefriedigt und sauer und aggressiv, weil er auf Teufel komm raus ficken will und es nicht schafft. Wer hingegen fickt,

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