The Cocka Hola Company: Roman
Jetzt sucht er Robert Jegleims Nummer in dem Telefonbuch, das vor ihm liegt. Weiß der Geier, wie viel tausend nervöse Gespräche mit Muttern daheim das Telefonbuch mitbekommen hat; es ist völlig zerknittert. Sonst regt sich Simpel immer wahnsinnig über Leute auf, die ihre nervösen Finger nicht stillhalten können, in den unpassendsten Situationen hat er hibbelige Leute angeschrien: »HALT ENDLICH DEINE WICHSGRIFFEL STILL, SONST BRECH ICH SIE DIR ALLE ZEHN!«
Die kleine Pauline-Pupsine meldet sich. Simpel verlangt nach ihrem Papa, ohne zu sagen, wer er ist. Pauline-Pupsine antwortet derart altklug »Einen Augenblick, bitte«, dass Simpel am liebsten den Hörer auf die Gabel schmeißen würde, aber er beherrscht sich. Robert meldet sich:
– Robert Jegleim …
– Simpel hier.
– Simpel! Ja Wahnsinn! Wo bist du?!?
– Im Knast.
– Nee, ne! Mach keine Witze! Was?
– Hat nichts davon in der Zeitung gestanden?
– Wie, in der Zeitung? Was denn?
– Dass sie mich verhaftet haben!
– Warum denn?
– Körperverletzung. Diese Tätowierungsgeschichte, von der ich dir erzählt habe.
– Hä? Keine Ahnung, wirklich. Nee, keine Ahnung. In der Zeitung steht so viel Kleinkram. Nein, ich weiß nichts, Simpel. Seit wann denn?
– Na, was denkst du, seit wann, du Medienriese? Wer hat denn die Fotos in die Zeitung gebracht, auf denen mich alle Welt erkennt?
– Nein, erzähl keinen Scheiß, Simpel! Was? Ich bin schuld daran? Aber ihr wart doch beide nicht zu erkennen, du und dein Freund da …
– Casco.
– Ja, genau, ihr hattet doch Balken vorm Gesicht.
– Hat aber nichts geholfen, Scheiße nochmal.
– Oh verflucht, das hab ich nicht gewollt. Ich halt’s nicht aus, das tut mir wahnsinnig Leid. Wann war das, sagst du?
– Hör mir doch zu, Robert! Gestern, nachdem deine Fotos in der Zeitung waren, du Idiot! Aber hör auf zu jammern, ich bin nicht sauer auf dich oder so. Was passiert, passiert eben, blöder Spruch. Darum ruf ich dich auch nicht an. Ich will dich um einen Gefallen bitten. Du wirst mir ja wohl einen Gefallen tun, als Ausgleich für das, was du mir angetan hast?
– Ja klar, natürlich, Simpel …
– Gut, sonst wärst du auch ein Riesenarschloch. Nein, die Sache ist nämlich die, dass irgendein Sack den ganzen Konzern verpfiffen hat, und wie’s aussieht, geht die ganze Scheißgeschichte in den Arsch. Fette Geldbußen und Bewährungsstrafen, oder sie stecken uns gleich alle ins Loch. Ich glaube kaum, dass meine Leute die Studios und alles schnell genug clean kriegen, schon gar nicht die Finanzen, bis der verfickte Inspektor bei ihnen in der Tür steht – wie auch immer, ich bin mir leider ziemlich sicher, dass DESIREVOLUTION geliefert ist.
– Oh Scheiße … ich schäme mich ja so …
– Hör auf, sag ich dir … Ich habe eine Bitte … Heute Nacht in der Zelle ist mir aufgefallen, dass noch keiner die Geschichte von DESIREVOLUTION aufgeschrieben hat. Wir sind bis heute einfach nicht auf die Idee gekommen, der Öffentlichkeit von uns zu erzählen. Einerseits aus guten Gründen, das ist ja mehr oder weniger ein lichtscheues Business, aber trotzdem hat es sich die ganze Zeit an die Öffentlichkeit gerichtet, könnte man sagen. Nicht wahr? Und da hab ich gedacht … jetzt wird es verdammt nochmal Zeit, den Leuten zu erzählen, was wir tun. Jetzt, wo alles zusammenbricht. Ich denke, es gibt nur eine Möglichkeit, dass der Konzern sozusagen weiterlebt, nämlich die Aufmerksamkeit der Menschen … also, ich will einfach nicht, dass alles, was ich investiert habe … ich bin ja immer nur sozusagen mit meinen Opfern und der Polizei in Berührung gekommen … und ich will nicht, dass das alles einfach so verschwindet … ja? Ich habe die Notwendigkeit erkannt, dass eine breite Öffentlichkeit … verstehst du? Damit nicht das ganze Projekt, meine und PapaHans’ Idee … Ich will nicht, dass sich unsere Idee einfach in Luft auflöst … das ist nämlich eine super Idee … und darum will ich dich fragen …
– Ob ich wen suchen würde, der über euch schreiben könnte?
– Nein nein nein … Hältst du mich für doof? Spinnst du? Das fehlt noch, dass irgendeiner von diesen verfickten Fotzenschreiberlingen über uns was macht, die dir tagaus, tagein ihre scheißklugen Betrachtungen über Politik und Kultur und Zeitgeschehen auf den Tisch kacken. Vergiss es! VERGISS ES, SAG ICH! Ich arbeite nicht mit so Pseudofritzen. Scheiße, Robert … ich denk, du bist beim Fernsehen? Hä? Damit hast du
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