The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
aber nach all dem Ärger des letzten Jahres war es das Vernünftigste. Kyle jammerte laut, als sie durch das Tor in dem Burghof traten.
„Meine Hände sind voll Blasen. Ich werde morgen nicht einmal einen Löffel halten können.“
Payton sah auf die Schwielen an seinen eigenen Händen und musste ihm zustimmen. Die rauen Pflöcke in die Erde zu treiben, war harte Arbeit gewesen. Leichte Röte stieg ihm in die Wangen, als er sich ausmalte, Sam womöglich dazu bringen zu können, ihn zärtlich zu umsorgen.
„Sind die Stuarts schon wieder weg?“, holte ihn Kyles Frage aus seinen Träumereien.
„Was sagst du?“
„Ich hatte mich den ganzen Tag auf ein schönes Festessen gefreut, aber die Stuarts sind allem Anschein nach schon wieder weg. Dann rückt Vater sicher nur wieder Bratheringe heraus“, maulte er unzufrieden.
Payton sah sich um. Tatsächlich waren auch die Wolfshunde nicht zu sehen, die in den letzten Tagen den Hof bevölkert hatten.
Ihre Stiefel hinterließen schmutzige Abdrücke auf dem Steinboden, als sie in die Halle traten. Auch hier war es ruhig. Nur zwei Knechte und der junge Helfer des Schmieds saßen bei einer Partie Karten beisammen. Sie sahen kurz auf, als die Brüder eintraten, wandten sich aber nach einem Gruß wieder ihrem Spiel zu.
Das Abendessen hatten sie verpasst, und es war kein Wunder, dass sich danach alle in ihre Gemächer zurückgezogen hatten. Die Halle war zugig und kalt, und selbst Payton fröstelte, da ihm der nasse Schlamm noch immer an den Waden klebte.
Bedauernd nahm er von der Vorstellung Abschied, sich von Sam in den Schlaf massieren zu lassen. Kurz überlegte er, ob er ihr dennoch einen Besuch in ihrem Gemach abstatten sollte, kam aber zu dem Schluss, in seinem Zustand nicht unbedingt bei einer Frau Eindruck machen zu können. Selbst dann nicht, wenn er ihr das Geschenk mitbringen würde, welches in seiner Kammer für sie bereitlag.
„Also ich geh’ nicht hungrig ins Bett, das sag’ ich dir“, schimpfte Kyle noch immer und steuerte auf die Bogentür zu, die in die Küche hinunter führte. Mit einem knappen Schulterzucken folgte Payton seinem Bruder.
In der Küche war es angenehm warm, und Kyle ging direkt daran, sich am Brotlaib, dem Butterfass und dem Honigtopf zu bedienen. Außerdem öffnete er jeden Deckel, um noch weitere Köstlichkeiten zu suchen. Bei der Rindfleischsuppe mit Gemüse nickte er, schöpfte einen großen Löffel voll in die Holzschüssel und reichte sie an Payton weiter, der es sich mittlerweile auf der hölzernen Eckbank gemütlich gemacht hatte.
Auf Kyles Teller häufte sich eine Vielzahl an Speisen, als er endlich zufrieden schien und sich setzte. Payton zog grinsend die Augenbrauen nach oben.
„Was? Ich bin noch im Wachstum“, verteidigte sich Kyle und brockte das Brot in die Suppe.
„Kyle, du überragst Vater doch bereits um ein gutes Stück. Wenn du das alles isst, wirst du nur in die Breite wachsen.“
„Amadain!“ Das Schimpfwort und ein gezielter Tritt unter dem Tisch war Kyles Antwort.
Schweigend löffelten sie ihre Teller leer, und erst als Payton aufstand, um ihnen einen Becher Bier zu holen, fragte Kyle: „Warum bandelst du mit Samantha an?“
Payton ließ die dunkle Flüssigkeit direkt aus dem Fass in den Becher fließen.
„Was meinst du?“, wich er aus.
„Stell dich nicht dumm. Ich hab doch Augen im Kopf.“
„Dann brauchst du nicht zu fragen.“
Payton bereute es, sich so viel Bier eingegossen zu haben, denn nun würde er Kyle Rede und Antwort stehen müssen, bis der Becher geleert war. Er nahm einen großen Schluck.
„Sie ist hübsch anzusehen“, sagte Kyle schlicht.
„Aye.“
„Sie duftet gut“, fuhr der Jüngere fort.
Payton hob den Kopf. „Woher weißt du das?“
Kyle grinste. „Falsche Antwort. Keine Ahnung wäre die richtige Antwort gewesen. Außerdem hättest du versuchen müssen, die Eifersucht in deiner Stimme zu unterdrücken.“
Payton schwieg. Er würde Kyle nicht anlügen. Aber er hatte auch nicht vor, wie ein Waschweib seine Gefühle mit seinem Bruder zu erörtern.
„Ich verstehe dich, mo bràthair. Sam ist nett. Wäre sie keine Cameron, würde sie mir gut gefallen.“
Payton kniff wütend die Augen zusammen. „Und weil sie’s ist – eine Cameron, meine ich –, sind meine Gefühle für sie falsch? Soll ich deshalb etwa meine Zuneigung zu ihr leugnen? Sie aus diesem unsinnigen Grund weniger lieben?“
Kyle riss die Augen auf. „Du liebst sie?“
Payton barg sein Gesicht
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