The Cutting
Maggie. Zum anderen brauchen wir dich jetzt. Du hast absolut Recht: Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Bösewichte warten, bis wir uns wieder sortiert haben.«
»Soll ich mich jetzt auch noch bedanken, Bill?«
»Der großzügige Umgang mit den Vorschriften war nicht Bills Entscheidung«, sagte Toomey. »Wenn Sie sich bei jemandem bedanken wollen, dann bei Shockley. Er hat das veranlasst. Und er wird auch die Prügel dafür einstecken. ›Zum Wohle der Allgemeinheit‹, so hat er es formuliert.«
Blanchard fügte hinzu: »Ich kann nur hoffen, dass das Police Department diese Entscheidung nicht irgendwann bereuen wird.«
»Weiß Maggie schon Bescheid?«
»Nein.«
»Wann kriege ich sie zurück?«
»Dürfte eigentlich nicht länger als einen Tag dauern, vielleicht auch kürzer«, meinte Blanchard.
»Wenn es nach mir gegangen wäre, McCabe«, sagte Toomey, »dann hätte ich mich in Ihrem Fall streng an die Vorschriften gehalten. Ich glaube, dass Sie durch Ihr Vorgehen am gestrigen Abend, indem Sie sich alleine und ohne Rückendeckung mit dieser Frau getroffen haben, nicht nur mit voller Absicht die Vorschriften für den Polizeidienst missachtet, sondern außerdem diese ganze Katastrophe überhaupt erst ausgelöst haben. Unter dem Strich sind dabei ein getöteter Kollege, ein toter Zivilist und ein verwundeter Zivilist herausgekommen. Oh, und der Mann aus dem Fahrstuhl wird wohl, wie es aussieht, querschnittsgelähmt bleiben. Aber na ja, ich schätze, so regelt man die Dinge in New York eben. Bill Bacon hätte von Anfang an die Ermittlungen übernehmen können, und meiner Überzeugung nach wäre das das Beste gewesen. Ach übrigens, falls Sie das noch nicht wussten: Kevin Comisky hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Das jüngste ist gerade mal zwei Jahre alt.«
Falls Toomey damit erreichen wollte, dass er sich schuldig fühlte, so war ihm das gelungen. »Wie heißt seine Frau?«
»Carol.«
Carol. McCabe nickte. Er musste sich so bald wie möglich bei Carol Comisky melden. Davon abgesehen war ihm klar, dass Toomey in Bezug auf seine Entscheidung, sich alleine mit Sophie zu treffen, Recht haben könnte. Das würde ihn noch lange verfolgen. Außerdem war er überrascht zu hören, dass Shockley sich für ihn eingesetzt hatte. Aber er äußerte sich nicht dazu.
»Okay, das wär’s«, sagte Fortier. »Du kannst jetzt gehen, Mike.«
»Aber geben Sie sich ein bisschen Mühe, und schießen Sie nicht gleich wieder auf jemanden«, fügte Toomey hinzu. McCabe überhörte die Stichelei.
37
Mittwoch, 12.30 Uhr
Maggie setzte McCabe bei seiner Wohnung ab und fuhr dann ebenfalls nach Hause, um zu duschen und sich umzuziehen. Jane Devaney fing ihn an der Wohnungstür ab. Sie hatte den Zeigefinger auf die Lippen gelegt.
»Was ist denn los?«, flüsterte er. Sie schob ihn hinaus ins Treppenhaus und zog leise die Tür hinter sich zu.
»Casey ist hier. Ich habe sie nicht in die Schule geschickt.«
»Wieso denn das? Ist sie krank?«
»Das nicht, aber sie hat fast die ganze Nacht wach gelegen. Hat ein bisschen geweint und viel gegrübelt. Gegen zwei Uhr ist sie zu mir ins Bett gekommen, aber richtig eingeschlafen ist sie erst nach sieben. Ich habe sie ausschlafen lassen.«
»Hat das mit Sandys Besuch zu tun?« Er wollte die Tür aufschließen.
Jane hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf. »Das spielt auch eine gewisse Rolle, nehme ich an, aber heute Nacht ging es in erster Linie um dich.«
»Um mich?«
»Ja. Gestern Abend sieht sie dich mit einem Gewehr in der Hand aus dem Haus gehen. Ohne zu wissen, wohin du gehst oder was du vorhast.«
»Oh Gott.« McCabe seufzte. Das nächste Schuldgefühl war bereits im Anmarsch.
»Dann, kurze Zeit später, rufst du sie an und jagst ihr einen Heidenschrecken ein. Du sagst, dass Maggie zu ihr rüberkommt. Später dann geht Maggie weg, und ich stehe vor der Tür. Aber nicht du. Sie fragt mich, wo du steckst. Ich sage, dass ganz bestimmt alles in Ordnung ist. Dann erzählt sie mir, dass ihr Onkel bei einer Schießerei getötet wurde, als sie gerade zehn Jahre alt …«
»Tommy.«
»Ganz genau, Tommy. Offenbar macht sie sich schreckliche Sorgen, dass dir das Gleiche zustoßen könnte, aber sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Sie möchte gerne das brave Mädchen sein, die brave Polizistentochter.«
»Wenn ich umgebracht würde, dann würde das gewissermaßen bedeuten, dass auch ich sie verlasse. Genau wie ihre Mutter. Hat das vielleicht eine Rolle
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