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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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den Teig und verstreichst ihn wie Mörtel zwischen den Steinen.«
    »Aber wenn man mich sieht?«, fragte sie.
    »Der Ausgang ist hinter einer Hecke, bei einer Abfallgrube. Es ist unwahrscheinlich, dass dich irgendwer dort sieht. Aber du musst den Mörtel ersetzen, sonst werden die losen Steine bei Tag jemandem auffallen. Verstehst du?«
    Gaia nickte und nahm das Tuch.
    »Dann versteckst du deinen Umhang. Lass aber die Kapuze deiner Tunika auf«, sagte er. »Eine Weile wirst du dich so unbemerkt bewegen können. Die Bediensteten der Bastion sind häufig noch nachts unterwegs, und die Wachen kümmern sich nicht um sie.«
    Sie nickte wieder, aber allmählich bekam sie es doch mit der Angst zu tun. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte, sobald sie drinnen war, da war niemand, der ihr helfen würde. Außerdem hatte sie nur eine vage Ahnung, wo das Gefängnis lag.
    »Danke, Derek«, sagte sie.
    »Was immer du tust, versuche nicht, bei Tag auf diesem Weg wieder rauszukommen«, sagte er. »Sie würden dich im Handumdrehen erwischen, und sobald sie merken, dass dieser Mörtel kein Mörtel ist, werden sie nach mir suchen.«
    »Ich verspreche es«, sagte sie.
    Sie fühlte seine schwere Hand auf ihrer Schulter, und dann war sein Mund nah an ihrem Ohr. »Weißt du, wohin du zu gehen hast?«, fragte er.
    »Das Gefängnis«, flüsterte sie. »Bei der Bastion.«
    »Geh immer nach oben«, sagte er. »Aller Ärger liegt ganz oben, beim Obelisken. Du kannst ihn als Orientierungspunkt benutzen. Wenn du Hilfe brauchst, such nach dem Bäcker mit einem schwarzen Ofen. Mace Jackson. Ich werde ihn von dir wissen lassen.«
    Gaia wünschte, er könnte sie begleiten.
    »Hoch mit der Kapuze. Du willst sie doch nicht ablenken mit so viel Schönheit?«, neckte er und fuhr ihr freundschaftlich durchs Haar. »Jetzt geh dein Schätzchen suchen.«
    Sie zog den Kopf ein, legte die Hände auf die raue Innenseite der Mauer und kroch vorwärts, auf das Licht zu. Sie war kaum hindurch, als sie hörte, wie Derek die Öffnung hinter ihr wieder schloss. Mit zitternden Händen nahm sie den Teig aus dem Tuch und drückte ihn in die Ritzen um die Steine. Trotz der Straßenlaterne war es dunkel in der Vertiefung, und sie verletzte sich die Finger an den scharfkantigen Steinen. Als sie zu guter Letzt so viel von dem Teig in die Fugen gedrückt hatte, wie sie konnte, wandte sie sich der Grube zu ihrer Rechten zu, wischte ihre Hände an dem Tuch ab und warf es zum Abfall. Rasch zog sie ihren schwarzen Umhang aus und verbarg ihn unter einem Haufen zerbrochenen Tongeschirrs, zog ihren roten Rock und ihre Tunika zurecht und huschte in Richtung der Straße und der Laterne, die dort brannte. Ein Käfer stieß gegen die Glaskugel und flog davon in die warme Dunkelheit.
    Aufregung ergriff sie. Sie würde ihre Eltern finden. Vielleicht würde sie sogar ihre Brüder sehen. Theoretisch könnten alle Jungs von neunzehn oder zwanzig Jahren, die sie traf, ihre Brüder sein. Sie fragte sich, ob sie sie erkennen würde. Wie unglaublich das doch wäre.
    Schnell fiel ihr auf, wie sauber alles in der Enklave war. Die Gebäude waren weiß getüncht, sodass selbst bei Nacht noch ein wenig Licht auf ihnen zu ruhen schien. Die Eingänge zu den engen Straßen lagen auf hohen Sockeln über ordentlich gefegten Gehwegen, und in regelmäßigen Abständen gab es Abflüsse. Was sie gehört hatte, stimmte also: Der Regen von der Straße wurde gesammelt und zu Trinkwasser recycelt. Es wäre eine Menge Arbeit, aber wir könnten draußen dasselbe tun , dachte sie. Im Licht der Straßenbeleuchtung konnte sie Wasserkrüge in einigen Fenstern hängen sehen, große, verzierte Behältnisse aus Keramik, die ihren Inhalt selbst in der sengenden Hitze des Hochsommers kühl hielten. Das immerhin war genau wie draußen.
    Gaia schritt schnell und entschlossen durch die dunklen Straßen. Immer, wenn sie an eine Abzweigung kam, nahm sie den Weg, der weiter den Hügel hinaufführte. Schließlich gelangte sie zu einer Hauptstraße, die breiter als die anderen Straßen war und von den Häusern wohlhabender Leute gesäumt. Sie erhaschte einen Blick auf schattenhafte Bäume, die hinter den weißen Mauern wuchsen, und einmal erkannte sie die Blätter eines Apfelbaums. Die Gärten auf der anderen Seite wurden also gepflegt. Es war alles genau so, wie sie es in den Tvaltarsendungen gesehen hatte, nur besser, denn es war echt.
    Zweimal kam Gaia an rot gekleideten Frauen in Zweierpärchen vorbei, die sie kaum eines

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