The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
erzähl keinem davon.«
»Woher wissen Sie, wer Alex umgebracht hat? Mit wem spreche ich?«
»Wenn du jemandem davon erzählst, werde ich es erfahren, ist das klar? Ich werde es erfahren und nicht kommen.«
»Warten Sie, hören Sie ...«, fing ich an.
»Hast du verstanden?«
Mein jüngeres Ich schaute sich Hilfe suchend um. Schließlich hob ich kapitulierend die Hand. »Ja. Ja, natürlich, ich verstehe.«
»Willst du nun wissen, wer Alex umgebracht hat?«
»Ja, natürlich, aber ...«
Ich hörte kein Klicken, aber das Schweigen am anderen Ende der Leitung war plötzlich irgendwie endgültiger.
»Hallo?«, fragte ich. »Hallo?«
Keine Antwort. Der mysteriöse Anrufer war nicht mehr da.
Ich sah mir dabei zu, wie ich dasaß und mich fragte, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was als Nächstes passieren würde, aber am liebsten hätte ich mich selbst gewarnt und mir zugerufen: »Tu es nicht! Geh nicht. Bleib, wo du bist. Beantworte die Nachricht von Beth, bleib bei Beth, liebe Beth, behalte dein Leben!«
Aber gleichzeitig fühlte ich, was im Herzen und im Kopf meines vergangenen Ichs vor sich ging. Ich fühlte nicht nurseine Neugier, seinen Drang, den Mörder von Alex zu finden und jeglichen Verdacht gegen sich selbst zu entkräften, sondern auch seine Abenteuerlust, sein brennendes Verlangen, dieses Kleinstadtleben hinter sich zu lassen und etwas Bedeutsames, Aufregendes und Gefährliches zu tun. Ich dachte bereits darüber nach, mich für die Aufnahmeprüfung der Air-Force-Academy zu melden, hatte sogar meine Mom dazu gebracht, mich ein paar Flugstunden zur Vorbereitung nehmen zu lassen. Aber ich konnte mich erst im nächsten Jahr dort anmelden.
Das nächste Jahr war jetzt.
Ich wollte die Hand ausstrecken und mein vergangenes Ich aufhalten, aber es war nicht möglich. Plötzlich entfernte ich mich von der Szene, wurde gegen meinen Willen aus meinem Zimmer gerissen, immer weiter zurück in ...
Nichts. Schwärze. Wo war ich?
Mein Zimmer war verschwunden. Die Trophäen, das Poster an der Wand, der Computer, mein früheres Ich – alles weg.
Im nächsten Augenblick empfand ich unglaubliche Angst. Ich war allein in der Dunkelheit und hörte ein Geräusch ... Irgendwo schrie jemand entsetzlich ... Das war ich! Ich saß in dem Stuhl im Panikraum und schrie vor Schmerzen.
Ich wollte nicht wieder zurück in diesen Raum, in diesen Stuhl, zu diesen unerträglichen Schmerzen.
Panisch suchte ich nach einem Ausweg.
Da ... da vorn ... ein schwacher grauer Lichtschein.
Ich bewegte mich darauf zu.
Jetzt war ich auf einer Landstraße. Es war Nacht, vollkommen dunkel. Keine Straßenlampen, keine Häuser. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund.
Verwirrt schaute ich mich um und sah ein Funkeln, Sterne, die sich im Wasser spiegelten. Dann hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und ich erkannte diesen Ort: Reservoir Road, oben in den bewaldeten Hügeln meiner Heimatstadt. Rechts von mir dunkle Bäume auf einem Hügel, der vor dem Nachthimmel aufragte, und zu meiner Linken ein sandiger Hang, an dessen Fuß das Wasser des Morgan-Stausees im Licht der Sterne glitzerte.
Fast erwartete ich, wieder mein jüngeres Ich zu sehen. Aber ich konnte es nirgends entdecken. Ich war allein. Dann schaute ich an mir herab und ...
Was war das? Ich trug nicht mehr meine Fleecejacke, sondern eine Windjacke und konnte die frische Luft des aufziehenden Herbstes spüren.
Langsam führte ich die Hand zum Gesicht, betastete meine Wangen, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Dann begriff ich: Ich sah mein jüngeres Ich nicht, weil ich es war!
Ich war zu meiner eigenen Erinnerung geworden.
Meine Angst war inzwischen fast unerträglich: Ich war hier, um den Mann zu treffen, zu dem die mysteriöse Stimme am Telefon gehörte.
Wenn du wissen willst, wer Alex Hauser umgebracht hat ...
Als ich diese Worte in der Sicherheit meines Zimmers gehört hatte, war ich ganz aufgeregt gewesen bei der Aussicht auf dieses geheimnisvolle Treffen und der Vorstellung, den Mord an Alex vielleicht aufklären zu können. Aber jetzt, da ich tatsächlich hier war, allein in der Dunkelheit und ohne dass jemand davon wusste, dachte ich plötzlich: Was bin ich doch für ein Idiot! Was für eine unglaublich dumme Idee,hierherzukommen, um jemanden zu treffen, dessen Stimme ich am Telefon gehört habe, und keinem Menschen etwas davon zu sagen! Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Es liegt doch auf der Hand: Es gibt nur eine Person, die wissen kann, wer
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