Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)

The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
Vom Netzwerk:
kein Ende in Sicht. Ohne die geringste Orientierung würde ich womöglich bis zum Einbruch der Nacht im Kreis herumlaufen. Irgendwo musste eine Straße sein, aber ich hatte keine Ahnung, in welcher Richtung. Ich brauchte ein Versteck, einen Platz, wo ich mich ausruhen, Kraft tanken und mich sammeln konnte.
    Die Stimmen und Bewegungen der herannahenden Homelanders verrieten mir ihre Position. Ich konnte hören, dass sie eine Reihe bildeten, wie ein Suchtrupp, um den Wald effektiver zu durchkämmen. Statt einfach vor ihnen davonzulaufen, begann ich jetzt, mich parallel zu dieser Linie von ihnen wegzubewegen. Ich war erst ein kleines Stück weitgekommen, als ich etwas entdeckte – vielleicht genau das Versteck, das ich brauchte!
    Ich war an einen kleinen Fluss gelangt, an dessen anderem Ufer sich eine etwa zehn Meter hohe Formation aus Felsen und Erde erhob. Ihre graubraune Farbe fügte sich perfekt in die Farbtöne des winterlichen Waldes ringsum ein, sodass ich sie erst bemerkt hatte, als ich schon direkt unter ihr stand. Wenn ich dort hinaufklettere, gehen die Homelanders vielleicht vorbei, ohne nach oben zu schauen. Und falls sie hinaufschauen und mich entdecken, kann ich sie zumindest von oben unter Beschuss nehmen.
    Ich blieb stehen, legte das Gewehr ab und kniete mich auf den Boden, um zu trinken. Das Wasser war sandig und hatte einen sauren, kupferartigen Geschmack, aber ich war unendlich dankbar für die Kühle in meiner heißen, trockenen Kehle, für das Gefühl neuer Kraft, das mich durchströmte. Als ich genug getrunken hatte, stand ich auf und schnallte mir das Maschinengewehr wieder um, trat über das Flüsschen und machte mich an den Aufstieg.
    Es war nicht leicht, an dem Felsen hochzuklettern. Ich krallte die Finger in die feuchte Erde zwischen den Steinen und grub die Spitzen meiner Turnschuhe in jede Nische, die ich fand. Meine Arme und Beine fühlten sich schwach an, aber sobald ich ungefähr zwei Meter über dem Boden war, gab es kein Zurück mehr. Ich hangelte mich weiter, bis es etwas weniger steil wurde, und kraxelte die letzten Meter bis zum Gipfel hinauf.
    Vor mir sah ich einen grauen Felsvorsprung. Ich kroch auf allen vieren bis zum Rand und legte mich auf den Bauch. Jetzt hatte ich den Wald gut im Blick.
    Der Morgennebel löste sich allmählich auf und Sonnenlicht drang durch die Nadeln der hohen Fichten und die kahlen Äste der Ahornbäume. In den Lichtstrahlen wirbelte der Nebel und das schattige Gewirr in den Tiefen des Waldes bekam schärfere Konturen.
    Dann sah ich die Homelanders. Vier von ihnen bewegten sich in einer weit auseinandergezogenen Linie langsam zwischen den Bäumen vorwärts, ihre Maschinengewehre im Anschlag. Sie unterhielten sich über die kurze Entfernung, die zwischen ihnen lag. Zuerst hörte ich nur ihre Stimmen, dann auch ihre Worte.
    »Er ist schnell gerannt. Er muss ziemlich weit gekommen sein.«
    »Irgendwann wird er schon langsamer. Er kann ja nicht immer weiterrennen.«
    »Ich weiß nicht. Er ist ein zäher Bursche, sehr entschlossen.«
    »Auf jeden Fall hat er Waylon ziemlich eins verpasst.«
    »Ja, das sieht man wirklich nicht oft.«
    »Aber Waylon wird es ihm heimzahlen, wenn wir ihn geschnappt haben.«
    Sie kamen immer näher, ohne mich zu bemerken. Ich drückte mich flach auf den Felsvorsprung und presste mein Gesicht gegen den kalten Stein, spürte den kühlen Dunst, der über mich hinwegzog. Jetzt waren die Stimmen der Wachmänner genau unter mir. Als ich über den Rand des Felsvorsprungs spähte, konnte ich die Gesichter der beiden Männer, die mir am nächsten waren, deutlich erkennen.
    »Ich wollte Waylon ja warnen, dass die Bombe jeden Augenblick explodiert ...« Das war der Wachmann mit demSchnauzbart, der reumütig den Kopf schüttelte, während seine Augen den Wald absuchten. »Aber er wollte ja nicht auf mich hören.«
    Der Blonde antwortete ihm mit einem hämischen Lachen. »Ja, Mann, das solltest du ihm sagen. Du solltest sagen: ›Hey, Waylon, ich habe versucht, dich zu warnen, aber du warst einfach zu blöd, um zuzuhören‹.«
    »Klar, das sollte ich. Weil mein Leben einfach nicht erfüllt ist, wenn ich keine Kugel in die Kniescheibe verpasst kriege«, entgegnete der Schnauzbart lachend.
    Sie gingen weiter, ohne hinaufzuschauen. Schon bald verhallten ihre Stimmen links von mir im Wald.
    Zumindest für den Augenblick war ich sicher.
    Erschöpft drehte ich mich auf den Rücken und schaute in den aufklarenden Dunst dicht vor meinem Gesicht.

Weitere Kostenlose Bücher