The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
abrupt an einer senkrecht abfallenden Felswand endete.
Ich sprang von der Straße die Böschung hinunter. Nach zwei Schritten verlor ich den Halt und taumelte auf den Rand des Nichts zu.
20
A M A BGRUND
Unaufhaltsam rutschte und taumelte ich kopfüber die Böschung hinunter. Es kam mir endlos vor. Jeden Moment musste ich die Felskante erreichen und hinunterstürzen. Wurzeln und Steine schrammten mir die Haut auf, immer wieder prallte ich gegen Baumstämme, fiel immer schneller und unkontrollierter.
Nackte Angst packte mich, als ich auf den Rand des Felsens und den jähen Abgrund dahinter zustürzte. Verzweifelt versuchte ich, mich irgendwo festzuhalten. Da, ein Baum! Aber er war zu weit weg. Doch die Wurzeln ragten in einem buckligen Wirrwarr aus der Erde. Vielleicht ...
Ich bekam einen dicken Wurzelstrang zu fassen. Ein Ruck ging durch meinen Körper. Ich klammerte mich mit aller Kraft an die Wurzeln, als mein Fuß über die Felskante ins Freie rutschte. Sekundenlang baumelte ich in der Luft, bevor ich mich wieder auf den festen Boden am Rand des Felsens hochziehen konnte.
Keuchend, blutend, völlig geschockt und benommen versuchte ich, mich zu orientieren. Ich schaute nach oben. Die Straße lag weit über mir. Ich war die gesamte Böschung hinuntergestürzt! Noch einmal hörte ich Schüsse, bevor das Feuer eingestellt wurde.
Hektisches Geschrei folgte.
»Raus aus dem Wagen! Hände hoch und raus aus dem Wagen!«
Die Polizisten hatten den Kampf also gewonnen.
Als ich dort lag und mich vor Schmerz krümmte, sah ich eine dunkle Gestalt am Straßenrand über mir aufragen. Es war einer der State Troopers, der das Gelände nach mir absuchte. Die Art, wie er plötzlich innehielt, verriet mir, dass er mich an der Felskante entdeckt hatte, wo ich mich noch immer an den Wurzelstrang klammerte.
Dann drehte er sich um und rief seinem Kollegen zu: »Ich sehe ihn! Er ist da unten!«
Ich musste so schnell wie möglich verschwinden.
Ich schaute an der Felskante entlang, auf der ich lag. Der Abhang darunter war so steil, der Rand so nah, dass ich abstürzen würde, wenn ich mich zu schnell bewegte. Ich musste mich an Bäumen, Wurzeln und allem, was ich finden konnte, entlanghangeln, um voranzukommen. Die Polizisten dagegen konnten mühelos den Hang herunterklettern, um mich zu stellen, oder einfach von der Straße aus auf mich schießen.
Der einzige Ausweg war also nach unten. Und das bedeutete: Ich musste über die Kante, den Felshang hinunter.
Mir blieb keine Zeit, Angst zu haben, aber natürlich hatte ich trotzdem welche. Ich hielt mich an dem Wurzelstrang fest und ließ meine Beine über die Kante gleiten. Meine Füße suchten nach einem Halt in dem Steilhang. Ich spürte weiche Erde und Felsbrocken, aber ich wusste nicht, ob sie mich wirklich tragen oder wegbrechen würden. Doch ich hatte keine andere Wahl. Ich ließ die Wurzeln los, krallte die Finger in die Erde und ließ mich dann langsam nach unten gleiten.
Es war ein langer und beängstigender Abstieg. Da war Gestrüpp, an dem ich mich festhalten, und Felsen, auf denen ich mich mit den Füßen abstützen konnte. Aber manchmal gab das Gestrüpp nach und ich musste schnell einen neuen Halt suchen, um nicht abzustürzen. Auch die Felsbrocken, auf die ich trat, brachen oft aus der Erde und purzelten den Berg hinunter, sodass ich hilflos in der Luft hing, bis ich mich wieder irgendwo festkrallen konnte.
Wenn auch langsam, so gelangte ich doch immer weiter nach unten. Nach einer Weile wurde der Abstieg etwas flacher und ich entdeckte eine Stelle, wo ich vielleicht wieder anfangen konnte, normal zu klettern. Aber noch war ich nicht dort, es war noch immer gefährlich steil. Während ich mich vortastete, spürte ich plötzlich, wie sich etwas in mir regte. Vor Entsetzen stöhnte ich auf.
Eine weitere Erinnerungsattacke kündigte sich an. Ich fühlte, wie dieser schreckliche, sich windende Schmerzensdrache in meinem Magen wieder zum Leben erwachte.
Nicht jetzt , bitte nicht jetzt!
Ich hielt inne und klammerte mich an der Felswand fest, biss die Zähne zusammen und versuchte, die aufflammenden Schmerzen durch pure Willenskraft zu bekämpfen. Zu meiner großen Erleichterung schien das tatsächlich für einen Augenblick zu funktionieren. Es gelang mir, den Druck des qualvollen Schmerzes ein wenig zu lockern – der Drache zog seinen Kopf ein. Ich konnte die Erinnerungsattacke sicher nicht ewig aufhalten, aber solange ich noch Zeit hatte, musste ich
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