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The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)

The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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Wand bemerkte ich neben dem Telefon eine Pinnwand, an der ein weiteres Kreuz befestigt war, umrahmt von ein paar Fotos. Die Frau und der Junge, die auch auf den Fotos im Wohnzimmer zu sehen waren. Wahrscheinlich eine Mutter mit ihrem Sohn. Die Mutter war hübsch, aber sie sah müde und abgezehrt aus, hatte tiefe Falten im Gesicht und viele graue Strähnen in ihrem hellblonden Haar. Der Sohn war klein, hatte traurige Augen und einen ängstlichen Blick,selbst wenn er lachte. Von dem Mann in Marine-Uniform waren hier keine Fotos.
    Wo mochte diese Familie jetzt wohl sein? Ob sie bald nach Hause kam?
    Wahrscheinlich. Jedenfalls konnte ich es nicht darauf ankommen lassen, konnte nicht einfach hierbleiben und darauf warten, dass sie mich fanden. Die Polizei hatte bestimmt die Meldung verbreiten lassen, dass ich auf der Flucht war. Jeder konnte mich erkennen und sie verständigen. Irgendwie musste ich die Kraft aufbringen, mich wieder in Bewegung zu setzen.
    Ich stand auf. Im ersten Moment musste ich mich an der Lehne des kleinen Küchenstuhls abstützen, um das Gleichgewicht zu wahren. Dank des Essens fühlte ich mich stärker, aber mir war schwindlig und mein Kopf war schwer. Ich zitterte jetzt unablässig, denn sogar innerlich war mir kalt. Es kam mir vor, als sei die Kälte des Waldes bis in meine Knochen vorgedrungen. Ich konnte sie einfach nicht abschütteln.
    Ich zwang mich, den Stuhl loszulassen, und schleppte mich langsam und schwankend vorwärts. Im Schneckentempo räumte ich die Küche auf, wischte die Krümel weg und stellte die Milchtüte wieder in den Kühlschrank. Bevor ich die Plastikverpackung der Truthahnscheiben verschloss, holte ich etwas Geld aus der Tasche und legte es hinein. Das war bestimmt nicht besonders klug, denn daran würden die Bewohner des Hauses mit Sicherheit sehen, dass jemand hier gewesen war. Vielleicht vermuteten sie sogar, dass ich es war, und riefen die Polizei. Aber so, wie das Haus aussah, hatten sie nicht viel Geld. Und selbst wenn sie welches hatten, wollte ich sie nicht einfach bestehlen. Ich legte also das Geldin die Plastikverpackung und hoffte, sie würden sich einfach nicht zu viel dabei denken.
    Außerdem hoffte ich, dass ich längst weit weg sein würde, wenn die Frau und ihr Junge nach Hause kamen.
    »Also, Sport«, sagte ich zu dem Hund. »War toll, dich kennenzulernen.«
    Ich streichelte ihm über den Kopf. Er wedelte mit dem Schwanz und schaute mich treu an. Es tat mir leid, ihn verlassen zu müssen. Ich wurde von so vielen Leuten gejagt, die versuchten, mich zu töten oder einzusperren, dass es gutgetan hatte, für eine Weile so freundliche Gesellschaft zu haben.
    Ich schaltete das Licht in der Küche aus und trat ins Wohnzimmer. Dann humpelte ich zur Tür und musste mich dort für einen Augenblick an die Wand lehnen, so schwach, so müde und benommen war ich. Aber ich musste mich auf den Beinen halten!
    Vielleicht ein paar Aspirin . Vielleicht würde ich im Bad ein paar Aspirin oder andere Tabletten finden, um das Fieber zu senken.
    Mühsam richtete ich mich auf und ging zurück, um das Bad zu suchen. Dabei blieb mein Blick an der kleinen Arbeitsnische in der Ecke hängen. Der Schreibtisch mit dem Laptop darauf. Ich vergaß das Aspirin und dachte nur: Beth.
    Mein Freund Josh hatte Accounts für uns alle eingerichtet, damit wir übers Internet miteinander sprechen konnten. Wenn eine Webcam an den Computer angeschlossen war, konnten wir uns sogar sehen. Das war sehr hilfreich, wenn die Einsamkeit richtig schlimm wurde.
    Ich stand da, dachte an meine letzte Erinnerungsattacke und daran, dass Beth genau gewusst hatte, was in mir vorgegangenwar. Wie sie mit so viel Vertrauen in den Augen zu mir aufgeblickt und selbst dann noch an mich geglaubt hatte, als ich ihr sagte, dass ich verhaftet und wegen Mordes angeklagt werden würde.
    Vielleicht konnte ich ihr jetzt die Wahrheit sagen. Was machte es noch für einen Unterschied? Waterman war tot, meine Deckung war aufgeflogen. Es gab keinen Grund mehr zu lügen und keine Geheimnisse mehr zu bewahren. Ich konnte Beth die Wahrheit sagen, damit sie auch meine Mom und meinen Dad informierte. Meine Mom hatte so sehr geweint, als die Polizei gekommen war und mich abgeführt hatte. Es hatte sich angefühlt, als würde jemand mein Herz zusammenpressen. Ich wünschte, sie würde die Wahrheit kennen.
    Ich schaute zum Fenster hinaus. Niemand war da. Weder in der Einfahrt noch draußen auf der Straße waren irgendwelche Lichter zu sehen.

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