The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
lassen uns in Ruhe.‹ Sie begreifen nicht, dass dies ein Krieg im Namen Gottes ist, ein Krieg bis zum Tod. Zwei Lebensweisen, zwei Weltanschauungen, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Die eine muss sich durchsetzen und die andere muss untergehen.«
Jetzt regte sich der bewusstlose Wachmann neben mir. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, fuhr sich aber mit der Hand durchs Gesicht, als würde er jeden Moment wieder zu sich kommen. Ich musste etwas unternehmen. Sofort. Aber was?
»Sie wollen keinen Krieg«, fuhr Prince fort, »aber wir leben für den Krieg. Sie fürchten sich vor dem Tod, aber wir lieben den Tod.« Ein Stuhl wurde über den Boden geschoben, als sei jemand aufgestanden. »Wenn wir sie genau da treffen, wo wir sie beim letzten Mal so hart getroffen haben – das verspreche ich euch –, wird ihr Kampfwille vollständig gebrochen sein.«
Was meinte er mit genau da?
Endlich wandte sich Waylon vom Fenster ab und trat zurück in den Raum.
Das war meine Chance. Ich ließ den Wachmann los undzog mich so weit am Fenstersims hoch, bis ich über den Rand und in den erleuchteten Raum schauen konnte.
Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die drei Männer in dem kleinen Büro.
Prince saß hinter dem Schreibtisch, vor sich einen Laptop. Ihm gegenüber saß Sherman, dahinter stand Waylon, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
Nur ein flüchtiger Blick. Ich konnte kaum aufnehmen, was ich da sah. Dann …
»Helft mir! Hilfe!«
Der Wachmann kam wieder zu sich!
»Helft mir! Hilfe!«
Ich ließ das Fenstersims los und landete unsanft auf dem Boden. Ohne zu zögern, stürzte ich mich auf den schreienden Mann, verpasste ihm einen harten Schlag ins Gesicht, zog seine automatische Waffe aus dem Gurt an seiner Schulter und sprintete los.
Aber ich kam nicht weit.
Waylon schrie hinter mir her: »West!«, gleichzeitig wurde ich von grellem Licht geblendet. Die Wachen in den Türmen hatten ihre Scheinwerfer auf mich gerichtet. Im nächsten Augenblick wurde der festgetretene Lehmboden um mich herum von Kugeln durchsiebt und Staub wirbelte auf. Sie hätten mich ohne Weiteres auf der Stelle erschießen können, aber sie hinderten mich nur daran, zu fliehen. Als ich mich umwandte, stürmten drei Wachmänner mit vorgehaltenen Gewehren auf mich zu.
»Waffe fallen lassen!«
»Runter mit der Waffe oder du bist tot!«
»Fallen lassen und Hände hoch!«
Alle riefen durcheinander.
Verzweifelt suchte ich nach einem Fluchtweg. Waylon stand jetzt als schwarze Gestalt in der offenen Barackentür.
Von allen Seiten rannten Wachen auf mich zu – und auch die anderen Rekruten. Durch die Schreie und die Schüsse alarmiert, strömten sie aus den Schlafräumen und umzingelten mich.
Für einen Augenblick hörten die Wachmänner auf zu schreien, und es entstand eine seltsame Stille, als würden alle darauf warten, was als Nächstes passierte. Von den Scheinwerfern des Turms in Schach gehalten, schaute ich von einem Mann zum anderen und hielt meine Waffe umklammert.
»An Ihrer Stelle würde ich die Waffe fallen lassen, Mr West«, rief Prince, der sich inzwischen an Waylon vorbeigeschoben hatte. Seine Stimme war sanft und ruhig. »Sie haben genau eine Sekunde, um sich zu entscheiden. Dann gebe ich den Befehl, Sie zu töten. Ich zähle bis eins«, kündigte er an. »Eins.«
Ich hatte keine andere Wahl. Ich warf die AK- 47 auf den Boden und nahm die Hände hoch. Es war vorbei.
Einer der Wachmänner lief nach vorn, um das Gewehr zu holen.
Dann kam Prince auf mich zu, lässig und ohne Eile. Waylon folgte ihm, und auch Sherman tauchte auf. Kurz darauf stand Prince direkt vor mir, flankiert von Waylon und Sherman.
Mir blieb noch ein Moment, um zu realisieren, wie seltsam es war, ausgerechnet meinen Lehrer hier an diesem Ortzu sehen. So als seien meine beiden Leben – mein normaler Alltag der Vergangenheit und diese wahnsinnige, albtraumhafte Gegenwart – aufeinandergeprallt. Und Sherman war das Verbindungsglied.
Prince lächelte mich an, und seine strahlenden, auf grausame Weise intelligenten Augen funkelten im Licht der Scheinwerfer. Seine schwarzen Haare waren makellos frisiert, sein Spitzbart ordentlich gestutzt. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd mit offenem Kragen, als sei er gerade nach einem langen Tag von seiner Arbeit in der Bank nach Hause gekommen.
»Ich habe ihn vor deinem Fenster erwischt.« Der Wachmann, den ich außer Gefecht gesetzt hatte, trat aus dem Schatten der Baracke und rieb
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