The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Torhüterin tunkte einen Keks in ihren Tee mit Milch und biss ab, bevor sie antwortete. »Es ist kein Irrtum. Der Petruvianerorden wurde von Michael persönlich gegründet. Und ich wurde beauftragt, ihn weiterzuführen.«
35
Die Lebenden und die Toten
W ir gehen?«, fragte Oliver spürbar erleichtert, nach dem Mimi den Plan umrissen hatte.
Sie war mordswütend in sein Zimmer gestürmt und er hatte sich einen Moment lang Sorgen um seine Sicherheit gemacht. Glücklicherweise hatte sie nur gegen die Kissen getreten, die auf dem Boden lagen, und war danach einfach auf der Couch neben ihm zusammengesunken wie ein kleiner roter Luftballon, dem die Luft entwich.
»Ich habe einen Dämon bestochen und ihm eine Ampulle mit meinem Blut angeboten. Weiß der Geier, was er damit will.« Mimi schauderte bei dem Gedanken. »Er sagte, wenn wir hier rauswollen, müssen wir nur irgendeinen Zug nehmen, der uns direkt in den Limbus bringt.«
»Und was ist mit Kingsley?«, fragte Oliver.
»Was soll mit dem sein?« Jetzt hatte sie wieder diesen vernichtenden Blick.
Oliver schaltete den Fernseher aus. Die Sendung, die er sich angesehen hatte – mit einem Außerirdischen, der zu einem Familienmitglied geworden war und von einer Puppe gespielt wurde –, war absolut dämlich gewesen. Er war froh, endlich einen Grund zu haben, sich das nicht mehr anschauen zu müssen. Vorsichtig rückte er näher an Mimi heran. »Kommt er nicht mit uns zurück?«
»Nein!« Mimi trat gegen den Couchtisch. »Aua!«, jaulte sie vor Schmerz und hielt sich den Fuß. »Ich will nicht darüber reden, okay?«
Oliver nickte. »Okay.«
Mimi zog sich in ihr Zimmer zurück. Sie wollte allein sein. Ihr Herz war gebrochen worden, in Stücke zerschlagen, doch sie fühlte gar nichts. Alles war taub. Sie hatte sich an diese Liebe geklammert – an diese Hoffnung –, dass sie eines Tages glücklich sein würde, dass es ein glückliches Ende für sie gab. Doch stattdessen gab es hier nichts für sie. Und es war klar, dass es auch niemals etwas gegeben hatte. Sie hatte alles falsch ausgelegt. Kingsley hatte sie nicht eine Sekunde geliebt. Er empfand nicht dasselbe für sie und womöglich hatte er das auch nie.
Ihre Reise war vorbei und sie war gescheitert. Sie würde auf die Erde zurückkehren und hoffentlich in der Lage sein, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und die Vampire endlich zu vereinen. Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Nach ihrem Bruder suchen? Sich rächen? Sie war zu erschöpft, um auch nur an Rache zu denken. Am liebsten hätte sie lange und ausgiebig geweint, doch sie wollte Kingsley nicht die Genugtuung geben, ihr Schluchzen zu hören. Sie hoffte, dass es wehgetan hatte, als sie ihn geschlagen hatte. Seine Wange war dunkelrot angelaufen, aber der betroffene Ausdruck in seinem Gesicht war noch besser gewesen.
Es klopfte kurz an der Tür.
»Geh weg!«, knurrte Mimi. »Oliver, ich sagte doch, ich will nicht darüber reden!«
Die Tür öffnete sich trotzdem. »Hier ist nicht Oliver. Ich bin es.« Kingsley stand im Türrahmen. Er wirkte müde und nervös und Mimi bemerkte, dass seine linke Wange noch immer rot war.
»Was willst du?«, fragte sie.
»Ich bin hier, um mich zu entschuldigen.« Er lehnte sich an die Wand. »Es war unhöflich von mir, deine Bemühungen schlechtzumachen. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen.«
»Lass mich in Ruhe.«
Kingsley blickte sie freundlich an. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich enttäuscht habe. Ich fühle mich … ziemlich geschmeichelt, dass du dich so sehr um mich sorgst und deshalb den ganzen Weg hierhergekommen bist.«
»Also hast du mich nicht vermisst … nicht mal ein bisschen?«, fragte sie tapfer, was ihr schon seit ihrem Wiedersehen auf der Seele lag. Hatte sie alles missverstanden? Die Art, wie er sie angesehen hatte, bevor er verschwunden war? Und die Tatsache, dass er sie gebeten hatte, ihren Bund zu brechen und mit ihm durchzubrennen – war das nur ein Traum gewesen?
Die ganze Zeit über hatte sie um ihn getrauert, von ihm geträumt, einen Plan geschmiedet, um ihn zurückzuholen … und das sollte alles umsonst gewesen sein? Hatte er niemals dasselbe für sie empfunden? Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein?
»Es tut mir leid«, wiederholte er und tätschelte ihren Rücken, als wäre sie ein Kind.
Großer Gott, wenn er die Absicht hatte, sie zu trösten, dann tat er gerade genau das Gegenteil. Er brachte sie dazu, sich wie ein dummes
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