The Innovator's Dilemma
auf Messen und Ausstellungen nur mitleidig belächelt. Für den rauen Baustellenalltag und erst recht für den Steinbruch waren diese Geräte, so war man damals überzeugt, keinesfalls geeignet.“ Die Menck-Geschäftsführung erkannte Ende der 1950er Jahre, dass Hydraulikbagger die Bagger der Zukunft sein würden. Der damalige Konstruktionschef begeisterte sich aber überhaupt nicht für diese Technologie und erst als er 1964 in den Ruhestand ging, war der Weg frei für die Entwicklung des Hydraulikbaggers – auch hier viel zu spät. Die Hydraulikbagger waren schon lange in die Märkte von Menck vorgedrungen, die Marktan [97] teile an die Konkurrenten verloren. Der erste Versuch mit Hydraulikbaggern bestand in einer Lizenzfertigung der amerikanischen Koehring-Hydraulik-Bagger. Zu dieser Zeit war allerdings die europäische Hydrauliktechnologie der amerikanischen weit voraus. Die Koehring-Bagger waren in Europa nicht zu verkaufen. Erst 1969 gab Menck die Entwicklung von drei Hydraulikbaggern in Auftrag. Das erste Gerät, ein 50-Tonner mit 2,5 m 3 Schaufelkapazität, kam zwei Jahre später auf den Markt. Im Jahresabstand folgten weitere. Der erwartete Erfolg blieb aus. Die Bagger waren zwar bester Qualität – sie kamen aber um Jahre zu spät. Der verlorene Boden war nicht mehr wettzumachen. Schon 1966 vom amerikanischen Koehring-Konzern übernommen, musste das deutsche Traditionsunternehmen 1978 Konkurs anmelden.
Im Jahre 1903 war Bünger mit seinem ersten Dampf-Löffelbagger auf Schienen – nach Menck & Hambrock – der zweite deutsche Hersteller von Löffelbaggern. Das Unternehmen ignorierte den Trend zu Hydraulikbaggern vollkommen, die Konkurrenz durch andere deutsche Hersteller machte dem Unternehmen schwer zu schaffen. 1974 wurde das Unternehmen aufgelöst, es entwickelte nie einen Hydraulikbagger 135 .
Von den sechs großen Baggerherstellern der Nachkriegszeit gelang es einzig Orenstein & Koppel, gegründet im Jahre 1910, sich als Seilbaggerhersteller auch erfolgreich als Produzent von Hydraulikbaggern zu etablieren. 1961 startete O&K als erstes europäisches Unternehmen mit einer serienmäßigen Produktion von vollhydraulischen Baggern. 1970 gab man die Seilbaggerproduktion vollkommen auf. O&K ist heute Teil der New Holland-Gruppe und produziert Grader, Minibagger, Mobilbagger, Planierraupen, Radlader, Raupenbagger und Kurzheckbagger.
Atlas war der einzige deutsche Hersteller, der niemals einen Seilbagger produzierte. Als Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen sammelte das Unternehmen sehr früh Erfahrungen mit der Hydrauliktechnologie und stellte bereits 1949 seinen ersten Hydraulik-Lader vor. Das Gerät wurde auch . „Bauernlader“ genannt und fand zunächst als Anbaugerät für Schlepper hauptsächlich in der Landwirtschaft Anwendung. 1954 wurde der erste vollhydraulische Mobilbagger vorgestellt. Der Durchbruch am Markt gelang aber noch nicht: . „Die Skepsis der Bauunternehmer gegenüber der Hydraulik im Baggerbau war … noch zu groß und ließ diese mehr auf Seilbagger ausweichen“ 136 . Erst Anfang der 1960er Jahre entwickelte sich der Markt. Atlas konnte sich erfolgreich etablieren. Das Produktprogramm wurde entwickelt und erweitert. Das Unternehmen stieg zu einem der bekanntesten deutschen Baggerhersteller auf. Im Jahre 2001 wurde es von Terex akquiriert.
Anfang des neuen Jahrtausends blieben von den zahlreichen Herstellern größerer Bagger nur noch drei als eigenständige deutsche Unternehmen übrig: Liebherr, Nobas und Sennebogen.
Nobas, heute unter dem Dach der Papenburg-Gruppe, war der einzige Hersteller der DDR für Seil- und Hydraulikbagger. Das Unternehmen begann, im Auftrag der sowjetischen Militär-Administration im Jahre 1951, Seilbagger zu produzieren. 1956 startete die Entwicklung des Hydraulikbaggers. Wir erwähnen dieses Unternehmen der Vollständigkeit halber. Da Nobas unter einem anderen Wirtschaftssystem mit anderen Entscheidungslogiken arbeitete, kann es nicht als Fallstudie für die disruptive Innovation herangezogen werden.
Die Erfolgsgeschichten von Liebherr und Sennebogen bestätigen die theoretischen Prinzipien disruptiver Innovationen. Im Gegensatz zu den alteingesessenen Herstellern von Seilbaggern wurden diese zwei Unternehmen erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und konnten als Branchenneulinge mit der disruptiven Innovation Fuß fassen.
Das Fundament des von Hans Liebherr im Jahre 1949 gegründeten Unternehmens bildete
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